Mit Parka und Hirschbeutel Mit Parka und Hirschbeutel: Gruppe Horch aus Halle feiert 40-jähriges Jubiläum

Halle (Saale) - Sie waren 18, als sie die ersten „offiziellen“ Konzerte unter dem Namen Horch gespielt haben. Das war 1979 - das Jahr, in dem zum ersten Mal der Begriff „Neue Deutsche Welle“ durch die Medien geisterte. Damit haben sich Andreas Fabian, Detlef Schubert und Klaus Adolphi, das Gründungstrio der wohl berühmtesten halleschen Band, allerdings dem damaligen Trend verweigert: „Wir haben uns eher an der Blues-Rock-Szene der Siebziger orientiert“, so Adolphi.
Mit Parka und Hirschbeutel und natürlich mit langen Haaren und Trampern sind die jungen Männer, gerade das Abitur in der Tasche, in diesen Zeiten samstags zum Beispiel nach Weimar getrampt, „weil dort im Kasseturm Engerling oder Monokel spielten“, so Flötist Andreas Fabian. In den letzten Schuljahren sind die Drei durch die damalige Singeclub-Szene auf den „Zupfgeigenhansl“ - eine Sammlung historischer Lieder - gestoßen, die im Westen schon eine Art Folk-Revival ausgelöst hatten und nun auch in den Osten schwappten.
„Ein halbes Jahr nach Bandgründung mussten wir drei erstmal zur Armee“
Hier, im Osten, entstanden Gruppen, die deutschsprachige Folkmusik zelebrierten - „und das mit erstaunlichem Zuspruch und eine Zeit lang weitgehend die Kulturobrigkeit der DDR unterlaufend“, so Adolphi. Die „Folkländer“ aus Leipzig, „Wacholder“ aus Cottbus oder „Jams“ aus Berlin gehörten dazu und dürften zu den ersten „Profis“ in diesem Genre gezählt haben.
Aber auch die Hallenser haben nicht lange gewartet, um in die musikalische Hauptberuflichkeit zu starten. „Ein halbes Jahr nach Bandgründung mussten wir drei erstmal zur Armee, deshalb waren wir da ein wenig im Verzug“, erinnert sich Flötist Fabian. Direkt danach sei es mit der Band zwar weitergegangen, „doch die Fürsorge unserer Eltern bescherte uns zunächst noch ,ordentliche’ Studienplätze“, so Fabian.
1986 trat sogar das ostdeutsche Plattenlabel „Amiga“ auf den Plan
Die drei jungen Musiker ließen sich von ihrem Plan allerdings nicht abbringen - und 1986 trat sogar das ostdeutsche Plattenlabel „Amiga“ auf den Plan. Die Band hatte zu dieser Zeit den eher traditionellen Weg der Folklore schon verlassen in Richtung Folkrock, nach wie vor mit zumeist historischen Texten, die aber nach und nach eigenen Kompositionen und Texten gewichen sind.
„Wenn wir zum Beispiel ein Lied über die hallesche Graseweg-Sage schreiben, ist nur noch der inhaltliche Kern traditionell“, erklärt Adolphi, der sich heute noch freut, dass einige der selbst gemachten Horch-Songs Einzug in die Folk- und Mittelalterszene gehalten haben - sogar soweit, dass sie nicht nur massiv gecovert, sondern oft für Volkslieder gehalten werden. Heute kann die Band auf rund 2 500 Konzerte in ganz Europa, auf neun Alben und 33 entsorgte Kraftfahrzeuge zurückblicken.
Jubiläumskonzert von Horch: „Unsere Gäste dürfen sich freuen“
Am Freitag nun will Horch, dessen Zusammensetzung sich bis auf Adolphi und Fabian gewandelt hat, sein 40-jähriges Bestehen feiern. „Unsere Gäste dürfen sich freuen“, verspricht Frontmann Adolphi, und Fabian, Meister an diversen Flöten, stimmt dem hoffnungsfroh zu. Es werde nicht nur ein „Best Of Set“ mit Rückblick in fast vergessenes Repertoire geben, sondern auch eine Session mit „alten“ Bandkollegen und Gastauftritte von Freunden der Bands „Wacholder“ und „Pankow“.
››Horch-Jubiläumskonzert am 18. Oktober, 20 Uhr, Steintor, mehr unter gruppe-horch.de (mz)