Mehr als nur bunte Dreiecke Mehr als nur bunte Dreiecke: Freiraumgalerie verziert erneut Plattenbau in Neustadt

Halle (Saale) - Lange haben sie auf die Wand in der nördlichen Neustadt geguckt. Sie wollten, wie Danilo Halle erzählt, ein Gefühl dafür bekommen. Der 32-Jährige, der wirklich so heißt, ist Künstler der Freiraumgalerie. Jenem Kollektiv für Raumentwicklung, das bereits zahlreiche Fassaden in Halle mit großflächigen Bildern versehen hat. Mit klassischer Hausfassadengestaltung hat ihre Arbeit wenig zu tun. „Das ist Kunst am Bau“, sagt Danilo Halle. Er hat auch den Entwurf für die Wand in Neustadt erstellt, dem ersten Mal-Projekt des Kollektivs in diesem Jahr.
Elf verschiedene Farben auf Giebelwänden zweier Plattenbauten im Weidaweg
Nach der ersten Begutachtung der Wand im Februar war er immer wieder vorbei gekommen, zu verschiedenen Tageszeiten. Zwei Monate hat er anschließend an dem Entwurf gearbeitet. Seit dieser Woche wird nun gemalt. Und man bekommt als Betrachter auch schon ein Gefühl dafür, wie die Wand einmal aussehen wird: Bunt auf jeden Fall. Insgesamt elf verschiedene Farben kommen zum Einsatz. Auch das Muster nimmt schon Form an. Später werden mehr als tausend unterschiedlich große Dreiecke die Wand zieren.
Genau genommen handelt es sich um zwei nebeneinanderstehende Wände, die etwa 15 Meter hoch sind. Es sind die Giebelwände zweier Plattenbauten im Weidaweg, die in Richtung Saaleaue stehen. Von der Straßenbahnhaltestelle und der Kreuzung am Gimritzer Damm aus sind sie gut zu sehen. Eine „total wichtige Kreuzung“ sei das, sagt Danilo Halle, spricht vom „Eingang zur Neustadt“ und verrät damit bereits eine Grundidee, die in seinem Entwurf steckt.
3D-Effekt durch Sonneneinstrahlung
Der Künstler suchte nach etwas „Neustadt-Spezifischem“ und stieß auf Betonsteinwände, die typisch für die DDR-Architektur waren. Wenn die Sonne auf die pyramidenförmigen Struktursteine scheint, werfen sie einen Schatten. Dadurch entsteht eine Art 3D-Effekt.
Die Dreiecke auf der glatten Fassade im Weidaweg erinnern daran. „Ich würde mir wünschen, dass ein Neustadt-Planer von damals das auch so sieht“, sagt Danilo Halle. Mit den knallbunten Farben bekommt diese Hommage an die DDR-Architektur zugleich einen aktuellen Anstrich. Schließlich „ist es unsere Zeit“.
Bunten Dreiecke nach oben hin immer kleinformatiger
Aufgegriffen in seinem Entwurf hat der Künstler aber auch den Umstand, dass ein großer Baum vor dem Haus den Blick auf die Wand einschränkt. So werden die bunten Dreiecke nach oben hin immer kleinformatiger. „Wie wenn man hoch in einen Baum schaut“, sagt Danilo Halle, „und die Blätter oben immer kleiner werden.“ Die vereinzelten gelben Dreiecke werden derweil nicht verdeckt, wenn man von der Kreuzung aus auf die Wand sieht. „Das ist der Vogelschwarm, der mit dem Baum korrespondiert“, sagt er.
Zur Verfügung gestellt hat die Fassade der Bauverein Halle. Für die Wohnungsgenossenschaft hat die Freiraumgalerie bisher jedes Jahr eine Fassade gestaltet. Unterstützung gibt es auch von der Volksbank und der Farbenfirma Caparol. Am 18. August soll die Wand eingeweiht werden. (mz)
