„Ich würde auch ohne Wetten herkommen“ Mehr als 2.000 Besucher und Heimsiege: So lief das erste Pferderennen in Halle
Für die Veranstalter war der einzige Renntag des Jahres in den Passendorfer Wiesen ein voller Erfolg.

Halle (Saale)/MZ - Frank Pulst sollte Recht behalten. Für den Favoriten Vallando würde es schwer werden, sagte der passionierte Rennbahn-Gänger, bevor am Sonnabend das Hauptrennen um den Großen Preis des Gestüts Röttgen begann. Zwölf Pferde gingen dazu am einzigen Renntag des Jahres in den Passendorfer Wiesen an den Start, mehr als 2000 Besucher sahen an diesem sonnigen Herbstnachmittag zu.
„Ich würde auch ohne Wetten herkommen“
Auf welche Pferde er setzen würde, hat Frank Pulst schon zu Hause entschieden. Das hält er immer so, wie er erzählte. Er wollte sich von den via Bildschirm eingeblendeten Wettquoten nicht beeinflussen lassen. Und so wie er seine Wetten in Ruhe vorbereitet, setzt sich der 65 Jahre alte Neustädter auch immer ein finanzielles Limit. 50 Euro ist ihm der Wettspaß allerhöchstens wert.
Dieses Mal hat er es bei 15 Euro weniger belassen. Ohne allzu viel zu gewinnen: Mit seinem Tipp fürs Hauptrennen, bei dem der Favorit Vallando als Fünfter ins Ziel kam und Atze mit Jockey Bauyrzhan Murzabayev den Sieg einheimste, lag der pensionierte Busfahrer daneben. „Nicht so schlimm“, kommentierte er dessen Ausgang. Wetten sei ihm ohnehin nicht das Wichtigste am Rennbahn-Besuch. „Ich würde auch ohne Wetten herkommen.“

Beim Pferderennen werden auch Hüte ausgeführt
Wer wetten wollte, aber nicht wusste, wie, fand Hilfe bei Rosi und Jürgen Hellmann. Das Ehepaar aus Oschersleben war beim Renntag für die „Kleine Wettschule“ verantwortlich. So mancher Besucher hatte Fragen, wie die Tippscheine auszufüllen sind. Nur auf welches Pferd sie setzen sollten, konnten ihnen die beiden nicht sagen. Für Katharina Dietrich ist das ohnehin zweitrangig. Genau genommen geht die 65-Jährige Leipzigerin zum Pferderennen, um ihre Hüte auszuführen.
Vor gut 20 Jahren sei sie zu ihrem ersten Rennen nach Halle gefahren, das dann auch noch ausfiel, erzählte sie. Den Anstoß hatte eine Freundin gegeben, die ihr sagte: „Deine Hüte sind Pferderennen-Hüte.“ Katharina Dietrich schneiderte sich ein komplettes Outfit, und das kreiert sie bis heute für jedes Rennen neu, inklusive Hut. Wenn es wieder geht, will sie auch wieder groß auf Reisen gehen: so wie vor der Pandemie auch zu Rennen nach Paris, Dubai oder Hongkong.
Renntag in Halle mache Mut und gebe Kraft, nach vielen Rückschlägen weiterzumachen
Und vermutlich auch wieder auf die Rennbahn in Halle, für die im nächsten Jahr drei Renntage geplant sind. Einer soll als Abend-Renntag zu den Händel-Festspielen stattfinden, wie Andreas Neugeboren als Vizepräsident des Rennclubs ankündigte. Der Verein setzt dabei auch auf die vielen Engländer, die zu den Festtagen traditionell in der Stadt sind.
Der Renntag am Sonnabend jedenfalls mache Mut und gebe Kraft, nach vielen Rückschlägen weiterzumachen, sagte Andreas Neugeboren. Was nicht nur ihn besonders freute: Mit Adao und Lumsden gingen aus zwei Rennen hallesche Pferde als Sieger hervor. Beide gehören zum Rennstall von Angelika Glodde, Lumsden über eine Besitzergemeinschaft. Wer sich beteiligen und so den Rennstall unterstützen möchte, kann für 20 Euro im Monat einen Anteil erwerben.
