Marode Häuser in Halle Marode Häuser in Halle: Gefahr im Verzug

HALLE (Saale)/MZ - Auf diese Art von internationalen Beziehungen könnte Halle gut verzichten: In den USA und in den Niederlanden recherchieren derzeit Mitarbeiter des Bauordnungsamts nach den Adressen der Eigentümer eines Grundstücks zwischen Willy-Brandt-Straße und Dryanderstraße. Die Stadt würde den Hausbesitzern sehr gern eine Rechnung zustellen: Es geht um 66.000 Euro. So viel soll es nämlich kosten, wenn ab Montag die akut einsturzgefährdeten Gebäude abgerissen werden. Von den Eigentümern fehlt aber seit Jahren jede Spur.
Die Gebäude Willy-Brandt-Straße 63 und das Hinterhaus der Dryanderstraße 14 sind marode, durch eingestürzte Decken ist der Himmel zu sehen, ein frei stehender Schornstein droht herunterzustürzen. „Es besteht Gefahr im Verzug. Wegen akuter Einsturzgefahr muss die Stadt im Rahmen eines sogenannten Havarieeinsatzes umgehend tätig werden“, sagt Stadtsprecher Drago Bock.
Absperrungen, Sicherungen und teure Abbrüche
Ersatzvornahmen heißen solche vom Steuerzahler getragenen Absperrungen, Sicherungen und - als letztes Mittel - auch teure Abbrüche von eigentlich privaten Ruinen. Deren Eigentümer sind zwar zur Sicherung verpflichtet, aber häufig pleite, als Erbengemeinschaft weit verstreut oder haben mitunter an einer vergammelten, unwirtschaftlichen Immobilie in Halle schlicht kein Interesse.
Der aktuelle Abriss-Fall im Riebeckplatzviertel ist nur ein Beispiel von vielen. Allein im vergangenen Jahr musste die Stadt eine Viertelmillion Euro für Sperrungen, Sicherungen oder Abbrüche vorschießen.
Rund 90.000 Euro kosteten allein die drei Hausabrisse in der Landsberger Straße 53 und 55 sowie in der Jenaer Straße 7. Für 120.000 Euro hat die Stadt bei sieben Gebäudesicherungen marode Bauteile abschlagen und Netze spannen lassen (unter anderem Jenaer Straße 6a, Merseburger Straße 81, Hohe Straße 8, Krukenbergstraße 14a). Auf 40.000 Euro haben sich die Kosten für Absperrungen summiert.
Es fehlen Erben
Allen kostspieligen Maßnahmen gemeinsam ist: Das Geld dafür sieht die Stadt wohl nie wieder. Von den 250.000 Euro im vergangenen Jahr konnten gerade einmal 3.600 Euro wieder eingetrieben werden. „Überhaupt konnten nur für 117 000 Euro Rechnungen gestellt werden. Denn in vielen Fällen sind die Eigentümer etwa liquidierte Gesellschaften im Ausland. Es fehlen Erben oder einfach die Adressen der Besitzer“, erläutert Stadtsprecher Drago Bock. Gleichwohl recherchiere die Stadt auch permanent in diesen „schwierigen Fällen“.