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Marita Voigt Marita Voigt: Durch Licht wird Glas lebendig

Von Simone Voigtländer 30.07.2002, 18:05

Halle/MZ. - Wenn Oskar Mazerath schreit, zerspringen Gläser und Fensterscheiben. Die Fähigkeit, die Günther Grass dem Helden seiner "Blechtrommel" zuschrieb, ist nicht aus der Luft gegriffen. Die Künstlerin Marita Voigt liebt das Material Glas und weiß um seine besonderen Geheimnisse. Am Montag wurde in der Galerie Zeitkunst ihre Ausstellung "Interferenzen" (Überlagerungen) eröffnet. Wer aus der Hitze des Sommertags den Ausstellungsraum betrat, den begrüßte das angenehm kühl wirkenden Blau der Glasobjekte - ein gefrorenes Meer aus Glas. Schalen, Vasen, auch Objekte sind als Käfer und Figuren deutbar. Manche Stücke sind ins Fenster gehängt. Die Fotografin Eva Mahn, die die einführenden Worte sprach, wies auf die Wirkung des Lichts hin: "Licht macht das Glas lebendig. Das Material reagiert auf Veränderungen".

Was fasziniert Marita Voigt am Glas? Es war eine Liebe auf den ersten Blick, erinnert sich die Gestalterin. Sie hatte in der Glashütte Derenburg gearbeitet und dort erstmals das bei 1400 Grad flüssige Glas gesehen: "wie Lava", sagt sie. "Und aus dieser weichen, heißen Masse wird das kühle zerbrechliche Glas", so Marita Voigt. Sie studierte an der "Burg" Gefäßdesign und war später Mitarbeiterin an Halles Kunsthochschule. Vor vier Jahren gründete sie ein Glasstudio in ihrem Heimatort Schochwitz.

Seit einigen Jahren wendet sie das Fusing-Verfahren an, bei dem verschieden gefärbtes Glas miteinander verschmolzen wird. Zwischen zwei Schichten fügt sie Blattgold, Silber oder Kupfer ein. Sie lässt auch Hohlräume entstehen, indem sie anderes Material einfügt, das später wieder entfernt wird. Problematisch kann der Abkühlungsprozess bei der Herstellung des Glases werden - vor allem, wenn das Glas recht stark ist. Hier kann es passieren, dass Spannungen entstehen und das Glas springt. Oft auch erst später, wenn bestimmte Schwingungen auftreten, durch einen Violinenton etwa, erzählt Marita Voigt. Der Blechtrommler lässt grüßen. Die Künstlerin selbst hat erlebt, wie ein Gefäß, es gehörte zu ihrer Diplomarbeit, "nach sage und schreibe elf Jahren gesprungen" ist. Sie sieht an der Beschaffenheit der Sprungstelle, ob das Glas durch einen Abkühlungsfehler zerbrach oder nicht.

Die Ausstellung ist noch bis zum 29. August in der Kleinen Marktstraße 4 zu sehen.