Endlich wieder unter Leute Manche Wirte in Halle wollen mit Neustart lieber noch abwarten
Die ersten Biergärten und Café-Terrassen haben zu Pfingsten wieder geöffnet. Manche Wirte wollen mit ihrem Neustart lieber noch abwarten.

Halle (Saale) - Am Sonnabend war ihnen das Wetter zu ungemütlich, aber Pfingstsonntag gab es kein Halten mehr: Zum ersten Mal seit Monaten sind Jacqueline und Maik Reinicke wieder ausgegangen - erst essen und dann weiter in die Bar „Privileg“ im Graseweg. Dort warteten schon Jacqueline Reinickes Tochter Leila Medic und ihr Freund Jonathan Ranft. Endlich wieder unter Leute, schwatzen, etwas trinken, das sei einfach schön, sagte Maik Reinicke. „Das genießen wir.“
Kompliziertes Prozedere
Gastwirt Adham Chevan hat nicht lange überlegen müssen, ob er seine Bar wieder öffnet. Das Prozedere mit Kontrolle von Testergebnissen, Impfpässen oder Bescheinigungen über eine überstandene Corona-Infektion sei zwar etwas kompliziert, findet er. „Aber besser so als geschlossen.“ Das sehen nicht alle Wirte ganz genau so. Nach dem erstem Öffnungstag zog etwa Mike Prübenau, Inhaber des „Fritzengartens“, eine durchwachsene Bilanz. „Viele kommen gar nicht, wenn sie sich für ein, zwei Bier testen lassen müssen“, sagte er. Andere Gäste seien aggressiv geworden, als er sie auf die Regelungen hingewiesen habe. Auch das Wetter sei dem Neustart nicht zuträglich gewesen. „Ich muss jetzt gucken, wie es weitergeht.“

Für Angelika Wiedehold, Inhaberin des gleichnamigen Biergartens auf der Peißnitz, gab es zur Wiedereröffnung am Pfingstwochenende keine Alternative - schon ihrer Stammgäste wegen. Manche seien über 70 oder 80?Jahre alt, einigen falle langes Stehen schwer. Solange sie aber nur außer Haus verkaufen durfte, waren die Bänke in der Umgebung schnell besetzt. Am Pfingstsonnabend jedenfalls herrschte seit dem Vormittag Betrieb vor dem Biergarten. Ganz in Familie, paarweise oder mit Freunden ließen sich die Gäste ein Getränk oder einen Imbiss schmecken. Die Wirtin hofft, dass der Zustrom noch zunimmt, wenn es von heute an wieder erlaubt ist, auch drinnen zu bewirten.
Darauf setzt angesichts des unbeständigen Wetters auch Frank Neumeier. Seine Gaststätte „Felsenblick“ hat er zu Pfingsten noch gar nicht geöffnet. Die neue Regelung sei ihm auch zu kurzfristig gekommen, erzählte er. „Wir lassen das jetzt langsam anlaufen.“ Er sei zwiegespalten, was den Neustart angeht. „Meine Freude über eine ganz normale Eröffnung wäre sicherlich größer.“

Einschränkungen hin oder her, Lukas Röse, Mitinhaber der „Bierkanzlei“ und sein Team sind mit Enthusiasmus an den Neustart gegangen. Gleich nachdem bekannt war, dass Gaststätten ihre Terrassen wieder öffnen dürfen, hätten die ersten Stammgäste angerufen. „Das waren Stimmen, die ich zum Teil seit einem halben Jahr nicht mehr gehört habe“, sagte der Gastronom etwas ergriffen. Das sei schon ein Anlass für Freudentränen gewesen. Ohnehin möchte er nach vorn schauen. „Wir haben jetzt ein gutes Jahr lang die Chance gehabt, uns zu beschweren. Jetzt freuen wir uns über die Chance.“
Ein Kaffee in der Sonne
Auf den Marktplatz, an Werktagen sein Arbeitsplatz, zog es am Pfingstsonntag auch Jürgen Busse - auf einen Kaffee vor dem Eiscafé „Rialto“. Zu Corona und den Regelungen wollte er sich nicht weiter äußern. Er freue sich, dass auf dem Marktplatz wieder mehr Leben herrschen darf, sagte der 78-jährige Obst- und Gemüsehändler. „Das ist so wichtig. Die Leute müssen endlich wieder zusammen sein.“