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Auf die Dosierung kommt es an Malteser in Halle geben Workshops zum interkulturellen Flirten

Wie nimmt man Kontakt auf, wenn man aus einer anderen Kultur kommt? Bei einem Workshop der Malteser ging es um Erfahrungen von Migranten.

Von Annette Herold-Stolze 29.06.2021, 15:30
Letzlich geht es um den Wunsch nach Nähe und Verbundenheit: Beim Weg in eine Beziehung aber gelten in den Kulturen unterschiedliche, oft niemals aufgeschriebene Feinheiten.
Letzlich geht es um den Wunsch nach Nähe und Verbundenheit: Beim Weg in eine Beziehung aber gelten in den Kulturen unterschiedliche, oft niemals aufgeschriebene Feinheiten. Foto: Sivlo Kison

Halle (Saale) - Mohammed Hlali weiß aus eigener Erfahrung: Es ist nicht einfach und immer wieder auch mit Stolperfallen verbunden, in einer anderen Kultur Fuß zu fassen. In seinem Herkunftsland Marokko waren ihm die Gepflogenheiten bekannt. In seinen 16 Jahren in Deutschland habe es viel zu lernen gegeben, erzählt der 36-Jährige. An seinem auch im Studium gewonnenen Wissens- und Erfahrungsschatz lässt der 40-jährige nun andere teilhaben: als interkultureller Trainer.

Malterser in Halle geben Workshops zum interkulturellen Flirten mit geschützer Atmosphäre

Bedarf für derlei Unterstützung ist da, weiß Karola Richter, Koordinatorin des Integrationslotsenprojektes des Malteser Hilfsdienstes. Schon vor Corona seien Ehrenamtliche mit dem Wunsch an sie herangetreten, etwas darüber zu erfahren, wie es hierzulande in Liebesdingen und anderen menschlichen Angelegenheiten zugeht, erzählt sie. Nun hat die Koordinatorin zwei Workshops zum Thema Zwischenmenschliches organisiert: Einen zum Thema Männergesundheit und einen zum interkulturellen Flirten. Sieben Teilnehmer aus Syrien, Afghanistan und dem Iran sind dazu mit Trainer Mohammed Hlali und seiner Co-Referentin Anna Kästner ins Gespräch gekommen.

Dabei sind Referenten und Teilnehmer unter sich geblieben. Eine geschützte Atmosphäre sei bei so einem sensiblen Thema wichtig, sagt Karola Richter. Um Offenheit mussten sich die beiden Referenten allerdings nicht sehr bemühen, wie Mohammed Hlali berichtet. Es habe großen Gesprächsbedarf gegeben - nämlich dazu, welche Erfahrungen die Männer bei der Suche nach einer Partnerin gemacht haben. Dass ein Lächeln nicht immer gut ankommt, zum Beispiel.

„Wenn man in Deutschland zu viel Interesse an einer Frau zeigt, schreckt das manchmal ab“

Mohammed Hlali führt das vor allem auf Unsicherheit zurück, und darauf, dass Menschen sich oft vor dem fürchten, das sie nicht kennen. Lieber etwas weniger von allem, lautet sein guter Rat. Offenheit sei schon wichtig, aber zu offensiv sollten Männer nicht vorgehen, meint er. Und vor allem nicht als erstes im Kopf haben, dass es um die Frau fürs Leben gehen soll. Erst einmal sei wichtig, in Kontakt zu kommen und den Menschen zu sehen und dann, wie sich die Sympathien entwickeln.

„Wenn man in Deutschland zu viel Interesse an einer Frau zeigt, schreckt das manchmal ab“, weiß Mohammed Hlali aus eigener Erfahrung und aus Erzählungen von Freunden und Bekannten. „Man sollte genau überlegen, was man sagt und es genau dosieren. So bleibt man interessant.“ Beim Workshop habe sich gezeigt, dass die Männer durchaus romantisch sind - die Filmmusik des Bollywood-Films, die zur Einstimmung lief, kannten alle - und dass sie sich eine dauerhafte Partnerschaft, nicht das schnelle Abenteuer wünschen.

Bei unterschiedlichen, kulturellen Erfahrungen sei viel Austausch umso wichtiger

Und dass es auch bei islamisch geprägten Männern durchaus Akzeptanz für europäische Beziehungsmodelle gibt, zu denen nicht unbedingt eine Heiratsurkunde gehört. Offenheit sei bei einer binationalen Beziehung letztlich für beide wichtig, betont der Trainer. Wenn beide ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben, sei viel Austausch umso wichtiger.

Letztlich gelte das aber auch für alle Paare, wenn eine Beziehung gelingen soll. „Mir ist einmal mehr deutlich geworden, dass Menschen, egal woher sie kommen, ähnliche Wünsche haben: eine Familie gründen, arbeiten und ein friedliches Leben führen“, lässt Karola Richter den Workshop Revue passieren. Was aber die kulturellen Feinheiten angeht, könne etwas Übersetzungshilfe aber nicht schaden. (mz)