Maler erhält Ehrung Maler erhält Ehrung: "Burg"-Absolvent erhält Halleschen Kunstpreis

Halle (Saale) - Bei den meisten Leuten fängt mit Duschen der Tag an. Bei Sebastian Herzau auch - doch bei ihm nicht nur der Tag. Das Ritual unterm Wasserstrahl, mit dem sich ziemlich jeder den Schwung und die Frische holt, um den Tag zu bewältigen, löst für den halleschen Maler noch eine ganz andere Initialzündung aus - beziehungsweise hat sie ausgelöst: Die Initialzündung zum künstlerischen Erfolg, wenn nicht gar zum Ruhm.
Leiter der Magdeburger Kunstmesse
Fast sieben Jahre ist es jetzt her, dass der aus Schönebeck stammende Maler in der hiesigen Galerie-Nord an einer Ausstellung beteiligt war: als einer unter mehreren hoffnungsvollen hiesigen Kreativen. Doch schon auf den ersten Blick war damals klar, welcher Beitrag hier der verheißungsvollste sein dürfte, die Duschbilder von Herzau nämlich: Körper hinter Wasserströmen, Bilder, bei denen man sozusagen das Rauschen hörte. Und spürte.
Seither ist viel passiert. Herzau gehört längst zu den deutschlandweit gefragten Malern, kann bereits auf zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland zurückblicken, hat außer in Halle auch Galeristen in München, Essen und sogar in London - ist weiterhin an seiner Magdeburger „HO-Galerie“ beteiligt, mit der er - der längst Hallenser ist - auch die Magdeburger Kunstmesse als künstlerischer Leiter betreut. Und nicht ganz unwichtig, weil keineswegs selbstverständlich: Herzau kann von seiner Kunst leben - obwohl er diesen Ausdruck gar nicht mag, denn eigentlich, so sagt er, lebe er ja „zuerst mal FÜR die Kunst“.
„Burg"-Absolvent erhält Halleschen Kunstpreis
Zu der ist der 39-Jährige übrigens eher über Umwege gekommen. Erst vor zwölf Jahren hatte er sein Studium an der hiesigen Kunsthochschule begonnen - ein Spätberufener also, der zuvor den Beruf Einzelhandelskaufmann erlernt hatte: Was sowohl rückblickend als auch hinsichtlich seines heutigen Künstler-Daseins nicht unbedingt ein Fehler gewesen sei, wie er sagt.
Umso rasanter ging es für Herzau dann aber nach seinem Diplom 2012 aufwärts - und nun also auch mit dem inzwischen mit 5000 Euro dotierten Halleschen Kunstpreis, der bislang zumeist für Lebenswerke vergeben wurde. „Herzaus Porträts und Landschaften zeichnen sich durch eine besondere Sensibilität im Umgang mit der Farbe und eine große Eigenständigkeit aus. In gewisser Weise knüpft er so auch an hallesche Maltraditionen an“, heißt es in der Begründung der von Hans-Georg Sehrt, dem Chef des Halleschen Kunstvereins, präsidierten Preis-Jury.
„Burg"-Absolvent: Kunstpreis bei Preisübergabe im Literaturhaus
Und in der Tat, die Eigenständigkeit insbesondere bei Herzaus Porträts ist stets augenfällig - und sie nimmt das Auge, sprich die Aufmerksamkeit des Betrachters, stark in Anspruch. Wofür die freilich erst geweckt werden muss, was Herzau mit wahren Augenmagneten zu bewerkstelligen versteht. Es sind Blick- oder Durchblick-Hindernisse, wie etwa die Maske bei seinem Selbstporträt oder die Wasserströme an der Duschkabinenscheibe, die die jeweilige „Große Duschende“ dahinter auf reizvolle Weise verschleiert.
Und nicht zuletzt sind es Bilder mit Klebstreifen - beziehungsweise deren Anmutung -, die quasi als Blicktabus paradoxerweise Anziehungspunkte fürs Auge des Betrachters schaffen - und so eine Magie herstellen, die dem unverstellten Blick anderer Bilder eher seltener zuteilwird. Zum Kunstpreis, den Sebastian Herzau Ende November überreicht bekommt, gehört zusätzlich auch noch eine große Personalausstellung, die bei der Preisübergabe im Literaturhaus traditionsgemäß eröffnet werden wird. (mz)