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Forschungsschiff „Make Science Halle“ sucht blaue Bande im Bundesland

Mit dem Schiff „Make Science Halle“ wird Forschung demokratisiert. Bei seiner Fahrt nach Magdeburg ist das Deck offen für neue Partner.

Von Phillip Kampert 29.09.2021, 15:40
Schiffsmanagerin Lisa-Maria Chmarra arbeitet an der Verbindung von Flüssen, Forschung und Freizeitwissenschaftlern in Sachsen-Anhalt.
Schiffsmanagerin Lisa-Maria Chmarra arbeitet an der Verbindung von Flüssen, Forschung und Freizeitwissenschaftlern in Sachsen-Anhalt. (Foto: Kampert)

Halle (Saale)/MZ - Vom Deck der „Make Science Halle“ fühlt man sich der friedlichen Saale ganz nahe. Am Wochenende aber wird Deutschlands erstes Bürgerforschungsschiff ihr Heimatgewässer hinter sich lassen und Kurs auf die Landeshauptstadt nehmen, zur „Einheitsfahrt“. „Wir alle kennen den Clinch zwischen Magdeburg und Halle“, sagt Lisa-Maria Chmarra, Schiffsmanagerin der „Make Science Halle“. „Zum Tag der Deutschen Einheit wollen wir das Eis brechen, unser Schiff hat das Potenzial, Städte zu verbinden.“

Das Bürgerforschungsschiff ist ein Projekt, das alle interessierten Bürgerinnen und Bürger mit aktueller Forschung zusammenbringt. Ebenso ist die Einheitsfahrt keine geschlossene Gesellschaft. „Wir haben Platz für 20 Leute“, sagt Chmarra. Die Bootsgäste werden am 3. Oktober mit dem Bus von Halle nach Calbe gebracht, von dort geht es dann per Schiff nach Magdeburg. „Wir wären gern den ganzen Weg gefahren, aber unser Schiff schafft maximal elf Kilometer in der Stunde - da hätten wir das nicht geschafft“, sagt Chmarra.

Nicht nur eine Spazierfahrt

Aber es wird nicht nur eine Spazierfahrt, an Bord gibt es einen Zukunftsworkshop: Anhand von Erfahrungen und Geschichten der Mitreisenden werden Trends für die Zukunft erahnt. Thematischer Schwerpunkt dabei: Grenzen. Was bedeutet es zum Beispiel, wenn die Elbe (der alte Grenzfluss) häufiger über die Ufer tritt und die Grenzen der bewohnbaren Gebiete verschiebt? Was passiert mit beruflichen Grenzen, wenn einem in Zukunft mehr Flexibilität abverlangt wird? Und auf der „Make Science Halle“ schwingt grundsätzlich immer die Frage mit, wie man die Grenze zwischen Expertenwissen und Laienforschung neu denken kann.

Aber was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff der Bürgerforschung? Das Projekt ist eng mit den Hochschulen des Landes vernetzt. Es besteht ein Kanal zu Expertinnen und Experten, die aktuellen Forschungsfragen nachgehen. Zum Beispiel, wie man aus Algen Treibstoff herstellen oder aus der Saale Trinkwasser gewinnen kann. In Zusammenarbeit mit den Fachleuten werden diese Themen auch an Bord der „Make Science Halle“ erforscht. Doch die Themen kommen nicht nur von Hochschulen und dem Team des Schiffes. „Wir möchten alle ermutigen, die eine Forschungsfrage haben, sie zu stellen“, sagt Chmarra.

„Wir suchen in unserem Netzwerk nach Professoren“

Angenommen, ein Hallenser möchte Bodenproben aus dem Trothaer Wäldchen analysieren, dann könnte er sich damit an die „Make Science Halle“ wenden. „Wir suchen dann in unserem Netzwerk nach Professoren, die das Projekt begleiten, sammeln die nötige Ausrüstung zusammen und stellen bei uns an Bord einen kostenlosen Laborplatz zur Verfügung“, sagt Chmarra. Die einzige Bedingung ist, dass die Ergebnisse frei zugänglich gemacht werden.

Das Netzwerk rund um das Forschungsschiff ist beeindruckend und wächst ständig. „Wir würden uns freuen, wenn die Magdeburger Hochschulen unserem Netzwerk ‚Blaues Band der Wissenschaft‘ beitreten“, sagt Chmarra. Parallel sucht sie schon Energie-Partner für das nächste große Projekt im November, bei dem fünf Beiboote beispielhaft mit nachhaltigen Antrieben ausgestattet werden sollen.

Anmeldungen zur Einheitsfahrt sind unter www.ms-halle.science bis zum 1. Oktober möglich.