Lucas Flöther Lucas Flöther aus Halle: So tickt der Insolvenzverwalter von Air Berlin
Halle (Saale) - Das Amtsgericht Berlin hat den Insolvenzverwalter Lucas Flöther zum vorläufigen Sachverwalter bei Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft Air Berlin bestimmt.
Der 43-jährige Rechtsanwalt aus Halle sanierte zuletzt das kompliziert verflochtene Internet-Konglomerat Unister aus Leipzig. Der Auftrag sorgte für Schlagzeilen, nicht nur in den Wirtschaftsteilen der Zeitungen. Flöther war er aber auch als Insolvenzverwalter bei der Pleite des Fahrradbauers Mifa in Sangerhausen tätig.
Flöther & Wissing: Kanzlei von Lucas Flöther führte bereits MäcGeiz aus der Insolvenz
Einerseits ist Flöther der Medienrummel gar nicht recht: „Wir sind eine Kanzlei, die eher auf Diskretion bedacht ist“, sagte der Namenspartner von Flöther & Wissing 2016. Denn ob ein taumelndes Unternehmen zu sanieren oder zu beerdigen ist - bei dieser sehr schwierigen, schicksalhaften Entscheidung stört Medienpräsenz eher.
Doch sie lässt sich eben nicht vermeiden, wenn man etwa Europas größtes Glaswerk Agenda in der Altmark oder den Handelsdiscounter MäcGeiz aus Landsberg (Saalekreis) aus der Insolvenz führt.
Insolvenzverwalter Lucas Flöther aus Halle: Mehr als 1.000 Insolvenzen betreut
Und auch für die medienträchtigen Insolvenzen der Fahrzeugtechnik Dessau oder des Fahrradherstellers Mifa haben die Amtsgerichte Lucas Flöther als Insolvenzverwalter bestellt. So wie für viele andere Unternehmen.
„Wir haben bisher mehr als 1.000 Unternehmensinsolvenzen betreut“, sagte der Jurist. Sein erster Sanierungsfall war eine kleine traditionsreiche Fleischerei in Hettstedt. Das war 1999, der gebürtige Leipziger, der bereits promoviert wurde, war gerade erst 25 Jahre alt. Und damit der jüngste Insolvenzverwalter Deutschlands.
„Ein so junger Insolvenzverwalter, das war damals eigentlich völlig ausgeschlossen“, sagt Flöther. Denn als Konkursverwalter, wie es damals hieß, wurden in der Regel nur Menschen bestellt, die über 60 Jahre alt waren.
Karriere von Lucas Flöther: Schon im Studium mit Insolvenzrecht beschäftigt
„Das Schicksal wollte es, dass ich mich schon im Studium an der halleschen Universität auf das Thema Insolvenzrecht gestürzt und meinen späteren Kanzlei-Partner kennengelernt habe. Als ich nach der Ausbildung dem Anwalts-Markt zur Verfügung stand, trat die neue Insolvenzordnung in Kraft, die ich ja gerade studiert hatte, so dass die Richter an den Insolvenzgerichten schnell Vertrauen zu mir hatten“, so der Hallenser.
Mit Schicksal hat dieser Erfolg freilich wenig zu tun. Sondern mit Kompetenz und großem beruflichem Ehrgeiz. Letzteres bestreitet Flöther nicht. „Ich mochte schon immer zu den Besten gehören, ob beim Tennis oder in Jura.“
Flöther machte sich 2006 durch Insolvenzverfahren einen Namen
Von Anfang an hätten ihn die großen und anspruchsvollen Insolvenzverfahren interessiert. Und so kam es dann auch. Überregional bekannt wurde Lucas Flöther 2006, als ihm das Verfahren für die Wohnungsgesellschaft Leipzig West übertragen wurde. Es war einer der größten Anlegerskandale der Nachkriegszeit in Deutschland, bei dem fast 40.000 Gläubiger um mehrere hundert Millionen Euro geprellt wurden.
Die Rechtsanwaltskanzlei Flöther & Wissing ist schnell über die Landesgrenze hinaus gewachsen. Heute hat die Kanzlei zehn Standorte in ganz Deutschland und mehr als 100 Mitarbeiter.
Lucas Flöther ist Experte für insolvente Unternehmen
„Jeder Verwalter ist nur so gut wie seine Mitarbeiter, das ist Teamarbeit. Wir haben ein relativ junges und dynamisches Team und es auch deswegen geschafft, die Fälle zu bekommen, die wir haben wollen, solche, die persönliche und fachliche Herausforderungen darstellen und deswegen spannend sind“, sagte Flöther.
Selbstbewusst und stolz stellte er fest: „Wir sind die einzige ostdeutsche Kanzlei, die in der Bundesliga um die großen, überregionalen Verfahren mitspielt.“
Seit 2012 ist der Rechtsanwalt auch Honorarprofessor für „Bürgerliches Recht und Insolvenzrecht“ an der Martin-Luther-Universität. Der 42-Jährige gilt als einer der deutschlandweit führenden Experten für die Sanierung und Fortführung von insolventen Unternehmen.
Denken wie Unternehmer und Anwälte
„Insolvenz heißt ja schon lange nicht mehr Zerschlagung, sondern vor allem in größeren Fällen häufig Sanierung, der Unternehmenserhalt ist immer ein Ziel“, so der Hallenser.
Er sieht seine Tätigkeit als „Notarzt“ der Wirtschaft. Der betriebswirtschaftliche Aspekt des Insolvenzrechts habe ihn von Anfang an gereizt. Denn ein Insolvenzverwalter muss mehr wie ein Unternehmer denken, nicht nur wie ein Anwalt. Zuhören und vermitteln allein reicht nicht aus, man muss ein Rettungskonzept entwickeln und es konsequent durchsetzen. Flöther beherrscht das offenbar.
Was einen guten Insolvenzverwalter auszeichnet
Was also braucht man, um ein guter Insolvenzverwalter zu sein, außer gutem juristischem Handwerkszeug? „Viel Erfahrung, vor allem. Und mittlerweile hat Insolvenzverwaltung viel mit Mediation und Kommunikation zu tun.
Denn an einem insolventen Unternehmen zerren viele; die Gläubiger wollen ihr Geld, die Banken wollen ihre Sicherheiten, Arbeitnehmer wollen Arbeitsplätze erhalten, der Unternehmer sein Unternehmen retten, und der Gesellschafter will Gesellschafteranteile erhalten.
Ein guter Insolenzverwalter schafft es, hier für einen angemessenen Interessenausgleich zu sorgen.“ Kommunikation spiele dabei eine Schlüsselrolle.
Lucas Flöther privat: Insolvenzverwalter bleibt Halle treu
Und wie soll es weitergehen? Der Sitz der Kanzlei soll in Halle bleiben: „Wir versuchen, auf diesem Niveau weiter zu arbeiten, weiterhin das Vertrauen der Gläubiger und Gerichte zu behalten, eine gute Arbeit zu machen“, sagte Lucas Flöther. Und dabei gesund zu bleiben, fügte der zweifache Familienvater hinzu.
Der Hallenser gehört übrigens auch dem Gravenbrucher Kreis, der Vereinigung der führenden Insolvenzverwalter Deutschlands, an. Lucas Flöther war das jüngste Mitglied und der einzige Ostdeutsche. Und mittlerweile ist er Sprecher. (mz)