«Los jetzt! Schießt das 2:2, ihr Pfeifen!»
Halle/MZ. - Sein ältester Sohn Dragan zeigte sich da schon optimistischer. "Die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt", sagte der 28-Jährige - und flachste: "Mein Vater ist außerdem zu alt, er kennt unsere jungen Spieler gar nicht."
Es gab am Donnerstag wohl keinen passenderen Ort in Halle, um das EM-Spiel Deutschland-Kroatien zu sehen, als Slavo Tomics Restaurant in der Südstadt. Und so waren die Reihen auf der überdachten Terrasse zum Anpfiff dicht gefüllt - deutsche und kroatische Fans saßen einträchtig beieinander. "Fast alles Stammgäste", freute sich Tomic.
Die Stimmung war in der Tat prächtig. Bis eben in jener 23 Spielminute das Unheil seinen Lauf nahm - aus deutscher Sicht, versteht sich. Darijo Srna traf zum 1:0 für Kroatien, und die deutschen Fans mussten fortan sehr tapfer sein.
Dragan Tomics Satz mit der Hoffnung, die zuletzt stirbt, hatten sie freilich spätestens zur Halbzeit verinnerlicht. "Löw muss jetzt die Mannschaft umstellen", empfahl Jens Bernatschke, der mit Frau Karin, Sohn Tomi und dessen Kumpel Uwe in der ersten Reihe saß. Es dauerte indes bis zur 60. Minute, bis vor dem Fernseher die ersten Deutschland-Rufe ertönten. In der 61. Minute verstummten sie wieder - Ivica Olic hatte zum 2:0 getroffen. Passenderweise fing es dann auch noch an zu regnen.
Immerhin: Hoffnung keimte auf nach Poldis Anschlusstreffer. "Jetzt geht's lohos", intonierten die Deutschland-Fans. Indes, es half alles nichts - auch keine freundlich-aufmunternden Zwischenrufe wie "Los jetzt! Schießt das 2:2, ihr Pfeifen!" Die kroatischen Fans wollten derweil offenbar ihrem Glück immer noch nicht so recht trauen: Er sei auch mit einem Unentschieden zufrieden, meinte beispielsweise Ivo Gadze bescheiden.
Doch wie heißt es so schön: Es hat nicht sollen sein. Irgendwann war Schluss - und Tomics Sohn Dragan griff fröhlich zum Megaphon. "Ihr habt jetzt zwei Jahre einen glücklichen Kellner", rief er. Slavo Tomic nahm die Glückwünsche der fairen Verlierer entgegen - und eilte dann zum Spanferkel, das er an diesem besonderen Tag seinen Gästen spendierte. Ein Fässchen Sliwowitz gab's obendrein. Und der war auch bitter nötig.