Lkw-Fahrern droht Stress bei Abbiegen
Halle/MZ. - 2008 soll der Ausbau der Delitzscher Straße beginnen. Bis etwa 2011 werden für rund 30 Millionen Euro Fahrbahn und Gleisanlage erneuert. Zudem werden die Gleise, die jetzt bis zum Hochweg in Büschdorf reichen, bis kurz hinter die Käthe-Kollwitz-Straße verlängert.
Ein separater Gleiskörper würde für Anwohner, aber vor allem für ansässige Firmen - darunter die Mitteldeutsche Zeitung - gravierende Folgen haben. Ähnlich der Reil- und der Wucherer-Straße wird die Gleistrasse mit Bordsteinen von der Fahrbahn abgegrenzt und etwas höher liegen. Ein Befahren mit Autos ist verboten. Das Linksabbiegen in Grundstücke und das Linksabbiegen aus Grundstücken auf die Straße sind passé.
"Nur noch rechts rein und rechts wieder raus wäre das K.o. für unseren Standort", sagte Sven Köcke, Marketing- und Vertriebsleiter bei der Spedition Finsterwalder. Auf den beiden vom Unternehmen sowie von Untermietern genutzten Grundstücken sind 450 Mitarbeiter tätig. Eines der Areale ist laut Köcke nur über die Delitzscher Straße befahrbar. "Etwa 1 000 Fahrzeuge fahren dort pro Tag rein und raus." Vielfach auch 40-Tonnen-Sattelzüge. Alles andere als eine Furt über die Gleise direkt vor dem Unternehmen hält Köcke für unannehmbar. Mit der Stadt sei man in Verhandlung. "Dort zeigt man sich gesprächsbereit und interessiert, eine Lösung zu finden", so Köcke.
Dass aber die umstrittene Gleiskörper-Gestaltung aufgegeben werden könnte, ist fraglich. Stadt und Verkehrsbetrieb Havag wollen für die Delitzscher Straße Fördermittel für die Nahverkehrs-Infrastruktur nutzen und sind somit an Vorgaben gebunden. "Es wird gefordert, dass die Bahnanlagen sicherer und Unfälle verhindert werden", so Ingo Sterzing vom Planungsbüro IPM. Maßgaben seien ferner eine höhere Geschwindigkeit und größere Fahrplansicherheit der Straßenbahn. Deshalb sei die separate Gleisanlage, die Behinderungen durch den Autoverkehr vermeide, nötig.
Bis Oktober müssen die Fördermittel beantragt werden. "Wenn wir jetzt nicht zugreifen, gibt es keine zweite Chance, die Delitzscher Straße mit geringem eigenen finanziellen Aufwand auszubauen", so Havag-Vorstand Francois Girard. Der Eigenmittelanteil betrage sechs Millionen Euro, den sich Stadt und Havag teilten.
Wie aber große Nachteile für Anrainer verhindert werden sollen, bleibt unklar. Laut Sterzing soll jeweils nur an Kreuzungen (so Am Güterbahnhof, Grenzstraße, Fiete-Schulze-Straße, Hochweg, Kreuzotterweg, Kollwitz-Straße) eine Wendemöglichkeit für Pkw und Transporter eingerichtet werden.
Großen Lastern bliebe als Linksabbieger dagegen nur die "Blockumfahrungen". Die zahlreichen Sattelzüge, die aus Richtung A 14 die Firma Finsterwalder anfahren wollen, müssen demnach zunächst in die marode Fiete-Schulze-Straße einbiegen, um dann über die Reideburger und die jetzt schon oft verstopfte Grenzstraße wieder auf die "richtige" Seite der Delitzscher und somit aufs Speditionsgelände zu gelangen. "Es werden aber noch weitere Möglichkeiten für Lkw untersucht", sagte Sterzing. Welche, das wollte er nicht verraten. Kommentar Seite 10