Leute Leute: Von Mozart bis Madonna
Halle/MZ. - Der junge Mann hört gern Händel, Mozart und Bach - das liegt nahe, schließlich ist er Absolvent der halleschen Hochschule für Kirchenmusik. Und Kirchenmusiker hören doch pausenlos Händel, Mozart und Bach, nicht wahr? Gar nicht wahr - es darf auch mal Westernhagen sein, Grönemeyer oder Madonna: Die musikalischen Vorlieben des Silvio Krauss sind breiter gestreut als vom Klischee vorgesehen.
Breit gestreut sind auch seine musikalischen Talente. Krauss spielt Gitarre und Trompete; ungleich häufiger sitzt er aber an der Orgel. Der 32-Jährige ist seit kurzem Organist von Sennewitz, Teicha und Gutenberg, gelegentlich spielt er auch in Morl.
Seit September ist Krauss wieder in Halle - und nimmt ebenso überrascht wie erfreut zur Kenntnis, wie viel sich verändert hat. Und zwar zum Positiven, wie der junge Mann mit Blick auf die vielen sanierten Gebäude meint. Vieles wirke erst jetzt so richtig, die prächtige Uni-Bibliothek zum Beispiel.
Zum Musikstudium kam Krauss auf Umwegen: Geboren in Südthüringen, spielte er bereits mit acht, neun Jahren Gitarre; dennoch habe er zunächst Koch lernen wollen, sagt er. Er nahm aber wieder Abstand von der Idee, denn: "Ich war ohnehin schon etwas beleibt." Also lernte er Werkzeugmacher. Nach der Ausbildung, als die Wendewirren begannen, wechselte er an die Kirchmusikschule.
Die vergangenen drei Jahre verbrachte Krauss in Norwegen, genauer: in einem kleinen Ort nahe Trondheim, ziemlich in der Mitte des Landes. Dorthin verschlug es ihn nach Abschluss des Studiums. Sprachkenntnisse besaß er keine, "doch ich dachte, eine solche Gelegenheit ergibt sich nicht wieder".
An die Zeit in Norwegen erinnert er sich gern. "Das Leben dort ist nicht so hektisch", sagt Krauss. Anders als in den Saalkreis-Gemeinden, in denen er spielt, waren die Kirchen in Norwegen immer voll. Denn die Kirche, so der Musiker, ist für die Menschen dort "existenziell wichtig". Bloß zu kalt sei es ihm gewesen, sagt Krauss. Der Winter dauere von November bis Mai.
Hier zu Lande spielt Krauss nicht nur Orgel; auch an der Universität hat er sich eingeschrieben. Er interessiert sich für typische Musiker-Erkrankungen, will auf diesem Gebiet selber forschen und hört darum Medizin-Vorlesungen. Die Saalestadt indes dürfte wohl eher wieder eine Zwischenstation sein. Krauss liebäugelt mit einem weiteren Auslandsaufenthalt. In die USA würde er gern für eine Weile.