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Lettin Lettin: Gartenanlage vor dem Aus?

Von Michael Falgowski 02.07.2013, 09:31
Einer der beiden Sperrmüll-Berge im „Saaletal“
Einer der beiden Sperrmüll-Berge im „Saaletal“ THOMAS MEINICKE Lizenz

Halle/MZ - Am Mittwoch ist ein wichtiges Datum für den Gartenverein „Saaletal Lettin“: Nur noch bis zum 3. Juli können Kleingärtner ihre Pachtverträge kündigen, mit Wirkung zum November. Ansonsten verlängert sich der Vertrag um ein weiteres Jahr. Nachdem die Saale die komplette Anlage mit 173 Parzellen geflutet hatte, geben nun die Pächter reihenweise auf. Am Freitag hatten bereits mehr als 70 schriftlich ihre Parzelle gekündigt, so Vereinsschatzmeister Gerhard Roskosch. „Manche tatsächlich unter Tränen. Viele sind ja schon älter, sie wollen nach dem Hochwasser einfach nicht noch einmal von vorne anfangen“, sagt Vereinsvorsitzende Sabine Mende.

Zu teuer

Nun wird in Lettin sogar das Aus der 1932 gegründeten Kleingartenanlage diskutiert. Es wäre die erste Aufgabe einer ganzen Anlage wegen der Lage im Überschwemmungsgebiet. „In dieser Situation müssen wir uns aber mit einer Liquidation des Vereins beschäftigen“, sagt Sabine Mende. Grund ist auch: Die Gärtner zahlen Pacht an die Eigentümer des Geländes - an die Stadt und an die Gebrüder Wenzel. Die Pacht für die Kleingartenanlage würde sich nach der Massenkündigung auf deutlich weniger Pächter verteilen. Sie wird also teurer, zu teuer für viele.

Aber auch jene Pächter, die gehen, haben ein Problem. „Wer kündigt, muss den Garten mit Laube samt Bodenplatten und eigentlich auch Pflanzen räumen“, sagt Jürgen Maßalsky, Vorsitzender des halleschen Stadtgartenverbandes. Das sei immer ein Einzelfall, immer eine Angelegenheit zwischen Pächtern und Eigentümer. Der Verband könne da nicht wirklich helfen.

In Magdeburg läuft das anders. „Wir bieten schon seit Jahren Pächtern im Flutgebiet an, ganz unkompliziert zu kündigen, wenn sie einen anderen Garten in unserem Gebiet übernehmen. Dann können sie auch ihre Lauben stehen lassen“, sagt Ute Simon, Vorsitzende der Magdeburger Gartenfreunde. Der Stadtverband dort übernehme dann die Pacht an die Kommune.

Kein Spielraum bei Unterstützung

Der „Saaletal“-Verein selbst, so Sabine Mende, habe finanziell keinen Spielraum, die Pächter zu unterstützen, nicht die, die bleiben wollen, erst recht nicht jene, die gehen. Zur Beseitigung der Schäden habe man stattdessen eine einmalige Zahlung jedes Pächters von 50 Euro beschließen müssen. Rücklagen gebe es nicht. „Wir haben erst im Mai unser renoviertes Vereinsheim eröffnet - 6 500 Euro hat das gekostet. Und nach dem Hochwasser 2011 wurde die Elektroanlage für 15 000 Euro erneuert.“ Die Stadt hatte seinerzeit geholfen, in dem sie den Pachtzins für ein Jahr aussetzte.

Auch die ältesten Kleingärtner können sich nicht erinnern, dass das Wasser schon einmal so hoch gestanden hätte wie diesmal. An zwei Stellen türmen sich nun gewaltige Berge von Sperrmüll. Und das ist die gute Nachricht für die Kleingärtner: Das Land übernimmt doch die kompletten Kosten für die Beseitigung des Sperrmülls.

Gerhard Roskosch mit Kündigungen
Gerhard Roskosch mit Kündigungen
Thomas Meinicke Lizenz