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Öde Durchgangsstraße Leipziger Straße in Halle (Saale): So will Berliner Investor den oberen Boulevard aufpeppen

Von Katja Pausch 19.10.2018, 08:39
Er traut sich an die obere Leipziger Straße heran: Jürgen Terschluse investiert auf dem Boulevard und will Start ups Raum für ihre Ideen geben.
Er traut sich an die obere Leipziger Straße heran: Jürgen Terschluse investiert auf dem Boulevard und will Start ups Raum für ihre Ideen geben. Silvio Kison

Halle (Saale) - Sie zählt nicht unbedingt zu den schönsten Ecken von Halle - trotz vieler durchaus prachtvoller Häuser, die aber eben zu einem großen Teil unsaniert sind und mit leerstehenden Geschäften oder Billigläden kaum Attraktivität versprühen. Für viele - ob nun Hallenser, Zugezogener oder Gast der Stadt - ist die obere Leipziger Straße seit Jahren öde Durchgangsstraße statt schicker Flaniermeile.

Dabei werden sich vor allem ältere Hallenser noch aus DDR-Zeiten an ihren ebenso belebten wie beliebten „Boulevard“ erinnern, auf dem es Cafés, zahlreiche Läden und Geschäfte und damit einhergehend auch rege Fußgängerströme gab - Trubel eben. Diese Zeiten sind seit der Wende vorbei - und die Leipziger Straße trotz vieler Wiederbelebungsversuche und einiger inzwischen angesiedelter Geschäfte und aufstrebender Gastronomie noch immer im Dornröschenschlaf.

Berliner Investor will den Oberen Boulevard aus dem Dornröschenschlaf holen

Einer, der die Chancen erkannt hat, die die Leipziger Straße auch und vor allem in ihrem oberen Teil bietet, ist Jürgen Terschluse. Der Berliner Manager und Investor hat sich bei einem ersten Besuch in Halle trotz Warnungen einiger Skeptiker in die Leipziger Straße regelrecht verliebt - und ist zugleich bestürzt darüber, dass hier noch viele Möglichkeiten ungenutzt bleiben.

So könne die obere Leipziger beispielsweise das Dreifache der Fußgängerströme der Kleinen Ulrichstraße vorweisen, doch gastronomische Verweilplätze seien Fehlanzeige. „Hier steckt so viel Potenzial drin“, so Terschluse, der Halle aus vielerlei Gründen vor allem als hervorragenden Standort für junge Gründer und Start-ups sieht.

Warum der Berliner an Erfolgschancen seiner Idee glaubt

Vor diesem Hintergrund hat der Berliner Investor und Geschäftsführer des eigens für sein Projekt neu gegründeten Unternehmens SaltLabs workplaces and coffee mehrere Gebäude in der Leipziger Straße erworben, um dort mit einem innovativen Nutzungskonzept die hallesche Gründerszene zu beflügeln.

„Viele junge Leute würden gern in Halle bleiben oder nach Halle kommen, wenn sie hier eine Zukunft sehen würden“, weiß Terschluse, der Halles Boulevard dank Bahnhofsnähe und ICE-Anbindung, guter Infrastruktur und eines bereits vorhandenen Hochgeschwindigkeitsinternets als idealen Standort für Gründer und auswärtige Partner betrachtet.

„Coworking“ soll das Zauberwort für Startups in Halle sein

In der Leipziger Straße 70/71 sind nun erste, auch temporär und kurzfristig anmietbare Büro- und Virtual-Reality-Räume für junge Unternehmen und kleine Teams entstanden, die Möglichkeiten zum individuellen Arbeiten, aber auch zur Kommunikation bieten.

„Coworking ist das Stichwort“, so Terschluse, der für die erste Hälfte 2019 junge Unternehmen mit insgesamt etwa 120 bis 150 Mitarbeitern am Standort Leipziger Straße erwartet. Kernstück des Start-up-Projekts ist das Café Koffij, das sowohl den Mitarbeitern der anliegenden Büros als auch der Öffentlichkeit zugänglich ist.

Und auch die Umgebung soll nach Um- und Ausbau von Terrasse und Nebengebäuden einbezogen werden - die Nähe zur IHK, deren Gebäude quasi „über den Hof“ angrenzt, ist dabei nur ein Vorteil.

Ein weiterer: Die Zusammenarbeit mit der halleschen Wirtschaftsförderung. „Es ist schön zu sehen, dass sich in der oberen Leipziger Straße jetzt einiges entwickelt“, so Petra Sachse, Leiterin des Dienstleistungszentrum Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung. Die Stadt werde auch im kommenden Jahr die Leipziger Straße in ihr Innenstadtkonzept einbeziehen und mit kreativen Aktionen dazu beitragen, dass der Boulevard wieder attraktiv wird. (mz)