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Leichtathletik-Talente aus Halle Leichtathletik-Talente aus Halle: Nicht nur Kienast trumpft bei Meisterschaften auf

Von Petra Szag 15.01.2020, 11:48
1,72 Meter sprang Lucie Kienast beim Fünfkampf in Halle hoch, das brachte ihr gute 879 Punkte für die Mehrkampfwertung.
1,72 Meter sprang Lucie Kienast beim Fünfkampf in Halle hoch, das brachte ihr gute 879 Punkte für die Mehrkampfwertung. Holger John / VIADATA Photo

Halle (Saale) - Nur vier Mehrkämpferinnen sind in den letzten zehn Jahren flotter in eine Hallensaison gestartet: Mit 3.975 Punkten rockte Lucie Kienast die Mitteldeutschen Mehrkampfmeisterschaften der U20 am Wochenende in der Brandbergehalle. „Dabei“, so sagt ihr Trainer Kai Dockhorn, „gibt es noch Luft nach oben“.

Von den fünf Disziplinen (60 Meter Hürden, Hochsprung, Kugelstoß, Weitsprung und 800 Meter), die in der Halle gefordert sind, scheint gerade in ihrer Lieblingsdisziplin, dem Weitsprung, noch einiges mehr möglich als jene 6,13 Meter. Und die 2:28,79 Minuten über 800 Meter schaffte die 18-Jährige ohne antreibende Konkurrenz nahezu im Alleingang. Ihre Bestleistung steht bei 2:18 Minuten. Bei den deutschen Meisterschaften in drei Wochen in Leverkusen wird die Situation sicher leistungsförderlicher sein.

Und trotzdem erreichte die großgewachsene Allrounderin zum Auftakt schon 300 Punkte mehr als beim Einstieg in ihr so erfolgreiches Vorjahr. Bleibt Halles Sportschülerin bis zu den Siebenkämpfen im Sommer in diesem Formtrend, würde sie ihren Freiluft-Hausrekord (5.636 Zähler) pulverisieren. Damit wäre sie eine ernsthafte Kandidatin für die U20-WM in Nairobi.

Halles Lucie Kienast hat Olympia 2024 im Visier

„Entwickelt sich Lucie so weiter und bleibt gesund, dann sind die Olympischen Spiele 2024 in Paris nicht unrealistisch“, sagt Dockhorn. Zuviel Euphorie will der Trainer vom SV Halle nicht schüren. Es gibt schließlich viele Fußangeln auf dem Weg nach oben. Doch Lucie Kienast steht exemplarisch für die nächste Generation hallescher Mehrkämpfer.

Eine Meinung, die Kai Dockhorn mit Hardy Gnewuch teilt. Halles Olympiastützpunktleiter findet beim Blick auf die Talente: „Der Mehrkampf fängt bei uns wieder an, auf festen Füßen zu stehen.“ Denn im Sog von Kienast ziehen andere nach. „Wir haben nun in jeder Altersklasse ein, zwei wirklich gute Leute, die die Voraussetzungen mitbringen, die man im Mehrkampf braucht“, sagt Gnewuch.

Kajsa Zimmermann zum Beispiel, die 2019 den Titel in der U 16 gewann. Sie holte auch gemeinsam mit Luise Beutel und Jule Döring den Teamsieg bei den Deutschen Meisterschaften. Und in der AK 14 machte bei dem Wettkampf jetzt in Halle Anna Hinkelmann auf sich aufmerksam. Mit 2.698 Punkten inklusive vier Bestleistungen holte der Schützling von Henny Gastel den Sieg. Ihre Trainerin nennt sie „eine Perle“, die vom Arneburger LV an den Stützpunkt nach Halle „delegiert“ worden war.

Till Steinforth ist jetzt Mehrkämpfer

Einige große Mehrkämpfer hatten ihren Trainingsschwerpunkt in den letzten Jahren in Halle, darunter die Vizeweltmeister Rico Freimuth (2017), Michael Schrader (2013) und Jennifer Oeser (2009/2011). Betreut werden die Topathleten in Halle von Bundestrainer Wolfgang Kühne.

Auch einige Jungs fallen mit Topleistungen auf. Henry Lennox Heilmann etwa. Er kam vom SV Lerchenberg an Halles Sportschule und ins Internat. „In Mitteldeutschland hat man begriffen, dass wir am Stützpunkt eine gute Ausbildung gewährleisten“, sagt Gnewuch über den erfreulichen Zulauf.

„Die Vereine haben das Potenzial unserer Trainer erkannt.“ Gerade bei den Jüngsten sorgen engagierte Trainer wie Philipp Töpfer oder Henny Gastel für eine kompetente mehrkampforientierte Ausbildung. Auf die können die Trainer bei den älteren Jahrgängen, Burkhard Gäbel und Kai Dockhorn, aufbauen.

Doch so weit wie Kienast sind viele der Jungen noch nicht. Mit Till Steinforth (17) trainiert Dockhorn aber ein ehrgeiziges Talent, das das Zeug dazu hat, ein Top-Mehrkämpfer zu werden. Der sehr gute Hürdensprinter will verstärkt auf Vielseitigkeit setzen. Beim Heimspiel jetzt in Halle über sieben Disziplinen dominierte er mit 5.139 Zählern die U-20-Konkurrenz, glänzte vor allem im Weitsprung mit 7,20 Metern.

Halles Leichtathletik-Talente machen Hoffnung

Gut möglich, dass er - ähnlich wie Kienast als Siebenkämpferin und Weitspringerin - mehrgleisig fährt. Und mit Lennart Zimmermann gab ein weiteres SV-Eigengewächs seinen Einstand bei den Männern, der mit 5.097 Punkten laut Dockhorn „sehr ordentlich“ ausfiel.

Die Talente machen also Hoffnung, die Lücke in der Spitze in absehbarer Zeit schließen zu können. Sie sind Halles Trümpfe. Denn die alten Helden wie Vizeweltmeister Rico Freimuth haben wider Willen ausgedient. Die Comeback-Chance des 31-Jährigen liegt nach einem Kreuzbandriss nahe Null. (mz)

Till Steinforth kehrt von der Hürde zum Mehrkampf zurück.
Till Steinforth kehrt von der Hürde zum Mehrkampf zurück.
Holger John / VIADATA Photo
Lennart Zimmermann, erstes Jahr in der U 23, beim Weitsprung.
Lennart Zimmermann, erstes Jahr in der U 23, beim Weitsprung.
Holger John / VIADATA Photo