Laternenfest in Halle Laternenfest in Halle: Neuer Fall für Bomben-Schmidt

Halle (Saale) - Profis, die mit Feuerwerken arbeiten, haben ein Problem: Es gibt keinen zweiten Versuch. Jeder Rumms muss sitzen. Und es gibt noch ein zweites Problem für die Sprengprofis im Geschäft: Wie sollen Sie potenziellen Auftraggeber eigentlich erklären, dass sie die besten für den Job sind? Mit Fotos? Mit Videos? Mit Fakten zu 3.000 Raketen? Der Lackmustest kommt erst, wenn die Zündung blitzt.
„Klar, das ist immer eine Wundertüte“, sagt Mark Schmidt. „Vieles kann schiefgehen. Und ob’s gut ist, sieht man erst, wenn gezündet wird.“ Schmidt ist der Mann, der morgen beim Laternenfest am Drücker sitzt. Bei seinem Auftraggeber hat er eine besondere Referenz: In Sachsen-Anhalt ist er unter dem Namen Bomben-Schmidt bekannt.
Show dauert 15 Minuten
Den Zuschlag für das prestigeträchtige Feuerwerk auf Halles größtem Volksfest bekamt er schon mehrfach in der Vergangenheit - im letzten Jahr ging er leer aus. Doch am Samstagabend wird es wieder der Wettiner sein, der Punkt 22 Uhr den roten Knopf drückt.
Vorbereitet hat Schmidt eine 15-minütige Feuerwerksshow, die von einem musikalischen Medley begleitet wird. „Es ist ein Auftragswerk der Stadt - völlig klar, dass da auch Händel eine Rolle spielt“, sagt der 41-Jährige. Die Musik wird über die Übertragungswagen des MDR laufen und im Fernsehen zu hören sein - die meisten Peißnitzbesucher werden sich auf den optischen Teil der Show beschränken müssen.
Ach ja, die Feuerwerke. Für Pyroprofis wie Schmidt sind sie harte Arbeit. In der Sommerzeit, wenn im Land die Volksfeste steigen, zündet der Wettiner fünf bis sechs Feuerwerke pro Woche. Dass das Laternenfest zu seinen Saison-Höhepunkten gehört: selbstredend. Und dass der Stress dann besonders hoch ist: auch logisch.
Denn in Halle wird Bomben-Schmidt zu Planer-Schmidt: Das Laternenfest-Feuerwerk ist nicht gewöhnlich, die Raketen starten von zwei verschiedenen Standorten aus. „Ein Teil der Pyrotechnik wird auf dem Turbinesportplatz postiert“, sagt Schmidt. „Der Rest fliegt von der Burg Giebichenstein aus.“ Auf der Burg wird auch Schmidt seinen Kommandoposten beziehen, zusammen mit seinem Computer. Denn auch die romantische Lichterspiele über der Saale sind in den vergangenen Jahren zu einem Digitalgeschäft geworden. Zumindest zum Teil: „Die Zündfolge ist vorprogrammiert, geht nicht anders“, sagt er. Die Programme, mit denen die einzelnen Bestandteile seiner Pyroausrüstung angesteuert und abgefeuert werden, schreibt er selbst. Rund 3 000 Schuss werden am Samstag aus Schmidts Rohren in den halleschen Nachthimmel fliegen. „Vorher müssen wir mehr als 100 Kilo Pyrotechnik aus dem Lastwagen verladen.“ Ab dann gilt: Rauchen verboten! Bevor der 41-Jährige am Samstagabend auf der Burg Giebichenstein auf den Startknopf drückt, setzt er einen Sicherheitshelm auf.
Trotz hochpräziser Digitaltechnik - der Kraft der Naturelemente ist Mark Schmidt an Tagen wie diesen dennoch ausgeliefert. „Der Wind entscheidet darüber, ob das Feuerwerk bei den Besuchern gut ankommt, oder nicht“, sagt er. Der Grund ist simpel: Kommt der Wind aus Richtung Osten, kann es sein, dass die Raketenteile auf den Zuschauern an der Saale landen. „Deswegen brauche ich Westwind, dann wird alles gut.“ Dann, so sagt der Experte, ist der Amselgrund der beste Platz, um das Spektakel am Samstag vollständig bestaunen zu können. Bomben-Schmidt muss es wissen.
