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Open Air am Uniplatz Kultur wird in Halle zum Spektakel

Ein ganzes Wochenende wurde auf dem Uniplatz gespielt, gesungen, getanzt. Ein besonderes Experiment ging auf, und die Freie Szene zeigte, was sie draufhat.

Von Denny Kleindienst 27.09.2021, 10:02
Julia Raab erinnerte an die DDR-Zeit und tanzte in Jeansjacke auf der Bühne.
Julia Raab erinnerte an die DDR-Zeit und tanzte in Jeansjacke auf der Bühne. (Foto: Denny Kleindienst)

Halle (Saale)/MZ - Es war ein Wagnis, das letztlich von Erfolg gekrönt war. Denn das Kammerkonzert mit Streichern der Staatskapelle Halle am Samstagnachmittag auf dem Uniplatz war gleichermaßen ein Konzert für Hörende und Gehörlose. Letztere konnten sich über ihre Cochlea-Implantate vor Ort mit einer Induktionsschleife verbinden. Gerade im Rahmen eines Open Airs findet dieses Verfahren sonst kaum Anwendung.

Die Freie Szene überzeugte die Zuschauer mit ihrem Programm. Trotzdem blieb am Nachmittag noch so mancher Platz vor der Bühne leer.
Die Freie Szene überzeugte die Zuschauer mit ihrem Programm. Trotzdem blieb am Nachmittag noch so mancher Platz vor der Bühne leer.
(Foto: Denny Kleindienst)

Mit Hilfe dieser kurz CI genannten Implantate können taube Menschen hören und Sprache verarbeiten. Musik können die Implantat-Träger allerdings nur eingeschränkt wahrnehmen. Oder wie Kerstin Hellig sagte: „Man hört Musik mit CI nur mittelmäßig.“ Hellig ist auf beiden Ohren taub, trägt das besagte Implantat daher auf beiden Seiten. Sie kam extra aus dem Saalekreis zum Konzert und war mehr als zufrieden mit dem Ergebnis. „Es war prima.“ Auch Christina Krone, die nach eigener Aussage „nur einohrig versorgt ist“, lobte die gute Qualität. „Das Hörende und Nichthörende zusammen etwas machen, ist etwas Besonderes“, sagte sie. „Das darf gern häufiger sein.“

Der Leiter des Popchors Klangdusche spielte nicht nur Keyboard, sondern feuerte seine Sängerinnen richtig an.
Der Leiter des Popchors Klangdusche spielte nicht nur Keyboard, sondern feuerte seine Sängerinnen richtig an.
(Foto: Denny Kleindienst)

„Wir sind vor allem wegen des Kinderangebots hier.“

Auch an die Kinder wurde beim Kulturspektakel der Bühnen Halle, das auf dem Uniplatz über das gesamte Wochenende hinweg stattfand, gedacht. So nutzten Sebastian Hackel und Sohn Emil abseits der großen Bühne am Löwengebäude die bereitliegenden Bauteile und beteiligten sich am Budenbau-Wettbewerb. Für den Dreijährigen sei das genau das Richtige, sagte der Papa und erklärte: „Wir sind vor allem wegen des Kinderangebots hier.“

Sebastian Hackel und Sohn Emil beteiligten sich am Budenbau-Wettbewerb.
Sebastian Hackel und Sohn Emil beteiligten sich am Budenbau-Wettbewerb.
(Foto: Denny Kleindienst)

Etwas für wirklichen jeden Geschmack bot die Freie Szene in Halle, die vom Samstagnachmittag bis in den Abend das Programm auf der Hauptbühne gestaltete. Da hantierte etwa Julia Raab mit einer Erich-Mielke-Puppe vor einem Erich-Honecker-Porträt und beendete ihre Aufführung tanzend mit einer extra noch übergezogenen Jeansjacke. Der Verein Spielmitte legte einen Zeitlupenauftritt hin, der von Technobeats begleitet wurde. Christian Kreis und sein Kollege Peter Berg von der Lesebühne Kreis mit Berg wollten „einfach mal lesen“. Und Martin Kreusch von der Kulturreederei zeigte den minimalistischsten Auftritt von allen, den er auch so ankündigte: „Von mir kommt heut nix.“ Dafür stand dann der Leiter des Popchors Klangdusche wild gestikulierend mit seinen Sängerinnen auf der Bühne. Spektakulär waren auch das Tanztheater und die Feuershow. Während über den Tag aber mancher Stuhl leer blieb, kamen die Zuschauer am Abend zahlreich zur Show von Java Five.

Bei der Feuershow flogen die Funken.
Bei der Feuershow flogen die Funken.
(Foto: Denny Kleindienst)
Spielmitte beim Zeitlupenauftritt
Spielmitte beim Zeitlupenauftritt
(Foto: Denny Kleindienst)