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Stadtteil Kröllwitz Kröllwitz: Ältester und schönster Stadtteil von Halle

Von Alexander Schultz 25.04.2017, 04:00
Die Talstraße unterhalb des Kröllwitzer Kirchbergs liegt idyllisch am Saale-Ufer. Hier ist der Ursprung des Stadtteils.
Die Talstraße unterhalb des Kröllwitzer Kirchbergs liegt idyllisch am Saale-Ufer. Hier ist der Ursprung des Stadtteils. Holger John

Halle (Saale) - Fast schon majestätisch streckt sich der spitze Turm der Petruskirche über die Dächer der Häuser. Idyllisch gelegen auf einem Porphyrfelsen, oberhalb der Saale, die hier im Norden von Halle eine scharfe Linksbiegung macht, bevor sie die Stadt wieder verlässt. Nur 50 Meter Luftlinie von dem weithin sichtbaren „Wahrzeichen“ des alten Kröllwitz entfernt wohnt und arbeitet Annegret Brandt.

Der Stadtteil gehört zu den ältesten in Halle - und den schönsten. Die Lage an der Saale macht Kröllwitz zu einem beliebten aber auch teuren Viertel.

Das Gebiet um die Petruskirche ist das historische Zentrum und Herz des Stadtteils, der sich heute an der Saale entlang von den Gartenanlagen der Äußeren Lettiner Straße und dann bis zur Endhaltestelle der Straßenbahn-Linien 4, 5 und 7 erstreckt. Einst entwickelte sich hier am Saaleufer ein sorbisches Fischerdorf, welches 1291 erstmals als „Crolewiz“ Erwähnung fand.

Kröllwitz in Halle (Saale): Lauschige Fischer-Häuser zwischen Villen

Auch heute stehen am Saaleufer noch einige lauschige Fischer-Häuser, welche inzwischen von Villen eingerahmt werden. Kröllwitz hat sich immer wieder verändert. 1714 wurde an der Saale eine Papiermühle gebaut, in der auch das Papier für die Druckerei und Buchhandlung des Waisenhauses von August Hermann Francke hergestellt wurde. Bis 1871 führte die Familie Keferstein die Mühle und veränderte auch die Wohngegend entlang der Saale. Im Tal entstanden einige schicke Herrenhäuser, auf dem Berg entwickelte sich das Dorf mit kleinen Handwerksbetrieben.

Annegret Brandt liebt den dörflichen Kiez auf ihrem Berg. Kommt die Zahnärztin die zahllosen Treppenstufen zur Aussichtsplattform heraufgestiegen, steigt sie zugleich „in eine andere Welt“ ein. In ihre Welt, in der sie seit Anfang der 80er Jahre mit ihrer Familie lebt. „Ein wenig menschlicher gehe es hier oben noch zu“, sagt sie. „Hier in Kröllwitz kennt man sich noch untereinander.“ Man grüßt sich auf der Straße und helfe einander. Dies war auch schon vor der politischen Wende 1989 so.

Kröllwitz in Halle (Saale): Eine sympathische Mischung aus Alternativen, Künstlern, Arbeitern und Intellektuellen

Der Stadtteil war „irgendwie eine sympathische Mischung aus Alternativen, Künstlern, Arbeitern und Intellektuellen.“ Wie überall in der Stadt war es auch hier bis zum Ende der DDR aber vor allem eines: grau. Inzwischen habe sich der gesamte Stadtteil herausgeputzt, alles sei viel ordentlicher und schicker. Inzwischen sind auch alle Baulücken geschlossen. „Nicht immer zur Freude von allen“, weiß Brandt.

Den dörflichen Charakter findet man zwar im alten Kröllwitz auch heute noch, dennoch ist das Image des Stadtteils ein anderes. Kröllwitz gilt unter Hallensern als Heimat der Gutbetuchten. Die Grundstücks- und Mietpreise gehören zu den höchsten, die die Stadt zu bieten hat. Wobei es natürlich auch hier große Unterschiede gibt. In den Bereichen rund um die Fuchsbergstraße, den Hohen Weg oder die Talstraße explodierten die Preise in den letzten Jahren. Und die Nachfrage nach exklusiven Grundstücken ist weiterhin groß.

Kröllwitz in Halle (Saale): Hohe Kaufkraft der Einwohner, aber kein Einkaufsparadies

Warum die Kaufkraft seiner Einwohner allerdings nicht auch zu einem Einkaufsparadies Kröllwitz geführt hat, verwundert da ein wenig. Penny, Aldi und Netto findet man hier. Kleine Cafés, schicke Bars oder Spezialitätenlädchen, Mode- oder Kunst-Boutiquen sucht man hingegen vergeblich.

„In Kröllwitz fehlt das Laufpublikum“, glaubt Brandt. Es gab einige spärliche Versuche, doch wirtschaftlicher Erfolg im schönen Stadtteil ist nicht einfach. Dies mussten vor allem Handwerksbetriebe spüren. Einst gab es rund um die Petruskirche mehr als 80 kleine Läden. Mit der Bäckerei Pohl schloss 2015 der letzte Betrieb dieser Art.

Kröllwitz in Halle (Saale): Jede Menge großartige Plätze zum Entspannen und Verweilen

Vor allem besticht der Stadtteil aber durch seine Lage am Fluss und jede Menge großartige Plätze zum Entspannen und Verweilen: Krug zum grünen Kranze, Bergschänke und Fuchsberg als idyllische Biergärten mit Ausblick, der Ochsenberg mit seinem 360-Grad-Panoramablick, das Rondell auf dem Kröllwitz-Berg und der Amselgrundfelsen mit den ganz besonderen Sichten auf die Saale und Giebichenstein. Und dann ist da noch der Skulpturengarten hinter der Galerie Talstraße. „Dies ist sicherlich der magischste Ort in Kröllwitz“, verrät Brandt.

„Unser Stadtteil liegt nicht mitten in der Stadt und dennoch ist man mit dem Fahrrad oder zu Fuß in knapp 15 beziehungsweise 30 Minuten auf dem Marktplatz“, beschreibt Brandt einen weiteren Pluspunkt. Mit dem Auto kann dies dagegen deutlich länger dauern. Der Verkehr ist seit der Wende stark angestiegen. Auf der Kröllwitzer Straße schleichen die Fahrzeuge die meiste Zeit Stoßstange an Stoßgange in Richtung Brücke. So habe der Verkehrslärm deutlich zugenommen, „wie in anderen Stadtgebieten ja aber auch“, weiß Brandt.

Kröllwitz in Halle (Saale): Parkplatzmangel hat sich verschärft

Und auch der Parkplatzmangel hat sich verschärft. Nicht zuletzt durch drei große Gesundheitszentren, die an der Kröllwitzer Straße entstanden sind. Und ein viertes ist bereits in Planung.

Und dann schweift Brandts Blick zur Burg Giebichenstein, die mit ihrer Nähe am anderen Saaleufer irgendwie immer auch ein wenig mit zu Kröllwitz gehöre. Getrennt nur durch die Giebichensteinbrücke, die die Einwohner nördlich davon so gerne als Kröllwitzbrücke bezeichnen. (mz)

Annegret Brandt liebt ihren Stadtteil und seine großartigen Orte.
Annegret Brandt liebt ihren Stadtteil und seine großartigen Orte.
Andreas Stedtler