Kleiner Hinweis auf großen Wohltäter
HALLE/MZ. - Fünftklässler der Reil-Sekundarschule sowie Vertreter der Bürgerstiftung und des Heimatbunds, Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) und andere lassen es sich nicht nehmen, die Einweihung eines neuen Zusatzschilds unter der vorhandenen Beschilderung "Reilstraße" zu bezeugen.
Es ist bereits das elfte seiner Art, das Weiß auf Blau die Persönlichkeit hinter dem Namen der Straße eingehender erklärt. So steht nun zu lesen: "Johann Christian Reil (1759 - 1813), Medizinprofessor (Psychiatrie) in Halle und Berlin, Amtsarzt in Halle, Begründer von Kurbad und Theater". Finanziert wurde das Schild von der Ärztin Siegrid Karsdorf und ihrem Schwiegersohn Hendrik Strege, Geschäftsführer der Salinas IT-Service GmbH. "Vom Spendenaufruf für Zusatzschilder las ich in der Zeitung", erklärte Hendrik Strege. "Ich fand die Idee einfach sehr gut." Das unter dem Titel "Bildung im Vorübergehen" organisierte Projekt wird unterstützt vom Kulturbüro Halle, dem Straßen- und Tiefbauamt, dem Stadtarchiv und nicht zuletzt durch die Bürgerstiftung.
"Ich finde es großartig, dass man durch diese Aktion schnell etwas mehr zur Stadtgeschichte erfährt", sagte Dagmar Szabados. Nach Ansicht der Oberbürgermeisterin sei es eine Bereicherung für die Stadt, wenn im Jahr vielleicht zehn solcher Schilder durch Spenden möglich werden könnten.
Mit der feierlichen Zusammenkunft fand gleichzeitig die Reihe "Halle liest" ihren Auftakt, die in diesem Jahr unter dem Motto "Literatur zur Kur - Johann Christian Reil und Halle" steht. Initiatorin Ingeborg von Lips berichtete vom biografischen Zusammenhang der reilschen Heilkünste und dem Schaffen des Märchensammlers Wilhelm Grimm. Dieser hatte sich, wiederholt kränklich, im Alter von dreiundzwanzig Jahren in die Obhut Reils begeben und seine Genesungserfahrungen in Briefen an seinen Bruder Jakob übermittelt.
In einer anschließenden Gedenkveranstaltung am Grab des ostfriesischen Mediziners und Forschers auf dem Reilsberg, der vor allem den halleschen Zoo beherbergt, verwies Zoodirektor Andreas Jacob auch auf den Patrioten Reil, der unter anderem das Lazarettwesen begründete. Jacob kündigte Restaurierungsmaßnahmen an der Grabstätte an; das Geld dafür stünde bereits zur Verfügung. Beginnen könnten die Arbeiten mit den ersten Frühlingstemperaturen.