Diskussion in Partnerstadt Grenoble Kleiderordnung zur Badesaison: Auch in Halle dürfen Frauen „oben ohne“ baden - aber nicht überall
In Halles französischer Partnerstadt Grenoble ist eine heftige Diskussion entbrannt, was in städtischen Bädern erlaubt ist: topless oder mit Burkini. Aber wie sind die Regeln in Halle?

Halle (Saale) - Was ist im Schwimmbad angemessen? Darüber ist in Halles Partnerstadt Grenoble (Frankreich) ein heftiger Streit entstanden. Der grüne Bürgermeister Eric Piolle will, dass alles liberaler wird: „Das ist ein sozialer Fortschritt. Jeder darf in die Schwimmbäder so angezogen kommen, wie er es möchte, ohne Beschränkungen, wenn er die Hygiene und die Sicherheit beachtet“, zitiert ihn eine örtliche Zeitung. Das bedeutet: ob mit Bikini, Burkini - der muslimischen Ganzkörperbadebekleidung - , mit UV-T-Shirt oder oben ohne, alles soll nach dem Willen des Grenobler Bürgermeisters erlaubt sein.
Auf Twitter beklagt er, dass immer nur Frauen unter Verboten leiden, sei es, wenn sie topless baden möchten oder im Burkini: „Dabei steht die Gleichheit beim Zugang zu öffentlichen Einrichtungen auf dem Spiel“, schreibt er. Das sieht der Regionalpräsident Laurent Wauquiez anders: Er kündigte an, finanzielle Zuschüsse an die Stadt zu kürzen, wenn Piolle Burkinis in den städtischen Badeanstalten erlaubt. In Frankreich ist das Tragen von Burkinis seit mehreren Jahren verboten und wird mit Geldstrafen belangt.
„Handelsübliche Badebekleidung“
Wie sieht das in Halle aus? „Der Aufenthalt in den Bädern ist nur in handelsüblicher Badebekleidung gestattet“, sagt Iris Rudolph, Pressesprecherin der Stadtwerke, zu denen auch das Nord- und Salinebad sowie das Maya Mare und die Hallenbäder gehören. Zur „handelsüblichen Badebekleidung“ gehöre auch der Burkini.

Die Entscheidung, ob eine Badebekleidung den Anforderungen entspricht, obliege dem Personal. „Für Babys und Kleinkinder sind spezielle Badewindelhöschen zwingend erforderlich“, ergänzt Iris Rudolph. Bisher habe sehr selten Verstöße gegen die Badeordnung gegeben. Wichtig sei immer, dass zum Wohle aller Badegäste die Hygiene und die Sicherheit beachtet wird. „Oben ohne“ ist jedoch in keinem der Bäder erlaubt, so die Sprecherin. Was verboten und was erlaubt ist, könne der Gast in den Bädern nachlesen, dort hänge die Badeordnung in den jeweiligen Eingangsbereichen. „Grundsätzlich ist sie für die Hallen- und Freibäder fast gleich – jedoch gibt es je nach Objekt (Hallen- oder Freibad) kleine Unterschiede“, sagt sie. Welche das sind, war leider nicht möglich von der Pressestelle zu erfahren, auch kamen die Stadtwerke der Bitte nicht nach, der Redaktion eine Badeordnung zur Ansicht zuzusenden.
Dabei wäre Transparenz überhaupt kein Problem. „Festgelegt wird die Badeordnung von der Bäder GmbH, die sich dabei an gesetzlichen Vorgaben orientiert“, so Iris Rudolph.
Freiere Baderegeln im Heidebad
Eine Badeordnung gibt es auch im Heidebad - und sie erlaubt sowohl Burkinis als auch „oben ohne“. Denn: „Männer baden doch auch oben ohne“, sagt Badbetreiber Mathias Nobel und ergänzt, dass auch immer häufiger Frauen sich ohne Top sonnen. Einzig der Intimbereich müsse sowohl bei Männern als auch bei Frauen bedeckt sein.
Mit Burkinis, die explizit zum Baden angefertigt sind, dürfe man im Heidesee auch schwimmen. Jedoch seien es in den letzten Jahren eher Kinder und Jugendliche gewesen, die eine solche Badebekleidung getragen haben. „Die Erwachsenen gehen oft gar nicht erst ins Wasser“, so Nobel. Zudem komme es auch sehr selten vor, dass junge Frauen mit Burkini ins Heidebad kommen - vielleicht zehn pro Saison. Im FKK-Bereich des Heidebads gelten lockere Richtlinien. „Alles kann, nichts muss“, sagt der Bäderchef. Wer mag, darf nackt schwimmen, wer nicht, muss es aber auch nicht - so die Badeordnung des Heidebades.
Zwar sei es etwas schwieriger, im Burkini zu schwimmen, aber das sei kein Sicherheitsrisiko, versichert der Chef der DRK Wasserwacht, Sven Thomas. Und „oben ohne“? „Ich persönlich fände das sympathisch, denn es hat etwas mit Lebensfreude zu tun. Die Gesellschaft ist hier zu vorsichtig.“