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Kita "Froschkönig" in Halle Kita "Froschkönig" in Halle: Bringt Hund Balu die Kinder zum Sprechen?

Von CLaudia Crodel 22.01.2015, 13:50
Mia (hinten), Jeremias, Lilly und Orlando (vorn v.l.n.r.) lieben den Hund Balu.
Mia (hinten), Jeremias, Lilly und Orlando (vorn v.l.n.r.) lieben den Hund Balu. Lutz Winkler Lizenz

Halle (Saale) - Der Golden Retriever Balu ist aus der Kindertagesstätte „Froschkönig“ nicht mehr wegzudenken. Nur wenige Wochen alt kam er im August 2011 in die Neustädter Einrichtung. Alle lieben ihn, aber nicht nur das: Der ausgebildete Therapiehund ist in den Alltag der Kinder integriert und hilft ihnen mitunter, diesen besser zu meistern. „Die Kinder lernen klare Regeln im Umgang mit Tieren“, gibt Kita Leiterin Constanze Stock ein Beispiel. Auch hätten sie und ihre Kolleginnen den Eindruck, dass zurückhaltende Kinder, die sich wenig zutrauten, durch den Umgang mit dem Hund selbstbewusster würden und sich zudem Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit und Lernbereitschaft steigern würden.

Seit 2012 werden die Erzieherinnen im „Froschkönig“ von Jacqueline Gawlitta und Anja Matzke-Hellem unterstützt, zwei Sprachberaterinnen. Im Rahmen der vom Bundesfamilienministerium geförderten Offensive „Frühe Chancen: Schwerpunkt Sprache und Integration“ arbeiten sie gezielt an der Sprachentwicklung solcher Kinder. Balu wird mit einbezogen.

Doch ist es wirklich so, dass Kinder im Umgang mit dem Hund ihre sprachliche Entwicklung, ihr soziales Verhalten und ihre Konzentrationsfähigkeit besser entwickeln können als andere? Diese Fragen soll jetzt eine wissenschaftliche Studie beantworten. Undine Hinz, Studentin im Masterstudiengang klinische Sprechwissenschaft an der Uni Halle will das im Rahmen ihrer Masterarbeit erforschen. Tiergestützte Therapie habe sie schon immer interessiert. Als die Sprachberaterinnen an die Uni herangetreten sind, war Undine Hinz gleich vom Thema angetan. Denn während es in der Psychologie schon viele Untersuchungen über die tiergestützte Arbeit gibt, sei das in der Logopädie in Sachen Sprachförderung in der Kindertagesstätte nicht so, erzählt Undine Hinz.

Erste Ergebnisse im September

Auch wenn Sprachförderung heutzutage eigentlich nicht mehr in kleinen Gruppen stattfindet, sondern in den Alltag integriert wird, betrachtet Undine Hinz bei ihrer Arbeit zwei Kindergruppen mit jeweils sechs Kindern im Alter zwischen vier und sechs Jahren. Bei beiden Gruppen soll eine Förderung in Sachen Spracherwerb, Konzentration und Sozialverhalten stattfinden.

Die eine Gruppe arbeitet mit Kindergartenleiterin Constanze Stock und Balu, die andere nur mit der Kita-Leiterin ohne Hund. Die Inhalte, Rituale und Spiele sind dieselben. Auch die Grundvoraussetzungen bei den Kindern beider Gruppen seien ähnlich, meint Constanze Stock.

Am Anfang stand natürlich eine umfangreiche Information der Eltern. Danach gab es für die einbezogenen Kinder einen Test, in dem Wortschatz, Syntax und Grammatik ebenso analysiert wurden wie beispielsweise die Motorik. Über zwanzig Wochen soll wöchentlich einmal mit den Kindern gearbeitet werden. Es entstehen schriftliche und Videoaufzeichnungen, die ausgewertet werden. Auch die Sprachberaterinnen sind als Beobachter mit dabei. Der anfangs durchgeführte Test wird am Ende noch einmal wiederholt, die Ergebnisse werden verglichen. „Die Masterarbeit möchte ich im September einreichen“, sagt Undine Hinz.

Die tiergestützte Pädagogik wird im „Froschkönig“ groß geschrieben, und das schon seit langem. Jahre bevor die Kita im wahrsten Sinne des Wortes „auf den Hund gekommen“ ist, gab es dort schon Meerschweinchen und Kaninchen. Von der wissenschaftlichen Untersuchung erhofft sich Constanze Stock, die den nach dem Bären aus dem Dschungelbuch benannten Hund auch in ihrer Freizeit betreut, dass die Ergebnisse zeigen, dass sich tiergestützte Pädagogik lohnt. Sie hat zudem ein großes Ziel: „Wir wollen Kompetenzeinrichtung in Sachen tiergestützte Sprachförderung werden.“ (mz)