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Keramik aus Halle Keramik aus Halle: Kunst als Erinnerung an seine verstorbene Frau

Von Alexander Chernyshev 03.09.2017, 06:00
Reiner Töpfer bei der Arbeit in seiner Werkstatt.
Reiner Töpfer bei der Arbeit in seiner Werkstatt. Günter Bauer

Halle (Saale) - Reiner Töpfer trauert. Er trauert um seine verstorbene Frau, mit der er 57 Jahre verheiratet war. Aber der 78-jährige Hallenser ist auch Keramik-Künstler. Und so verarbeitet er den Tod seiner geliebten Ehefrau auch mit einer ganz persönlichen Note: Er stellt Hunderte Keramik-Rosen her, um in jedes Land der Welt eine Rose zu schicken. Warum Rosen?

Für beide war diese Blume immer das Symbol ihrer Liebe und Freundschaft. Als Erinnerung an seine Frau will er diese Gefühle weitertragen in die Welt. „Meine Idee ist es, die Rosen in die ganze Welt zu verschicken und damit ein kulturelles Netz der Freundschaft in der Welt zu spannen“, sagt er.

Keramik-Künstler aus Halle: „Ich bin sehr produktiv“

Seit 1960 wohnt Reiner Töpfer in der Ernst-Eckstein Straße. Das Haus hat er damals sogar mitgebaut: 500 Stunden musste er mitarbeiten und drei Jahre warten, um die Wohnung zu bekommen. In einem der Zimmer ist seine Werkstatt. Man merkt, Töpfer ist selten langweilig: Es gibt Hunderte von Figuren und Gegenständen, detailgenaue malerische Umsetzungen von Vögeln und Blumen, Kopien von berühmten Kunststücken: wie von Gustav Klimt oder Picasso.

„Ich bin sehr produktiv“, sagt er und zeigt auf seine Diplome von Ausstellungen und Artikeln über sich - wie zum Beispiel von die Übergabe eines Reliefs an den Kindergarten am Riebeckplatz: Kinder gaben die Motive vor und er setzte sie künstlerisch um. Das Relief hängt dort bis heute.

Hallenser hat ein eigenes Patent für seine Töpfermasse angemeldet

Aber sein wichtigstes Werk sind die Rosen: Im Schrank liegen bereits einhundert fertigegestellte Blumen in verschiedenen Farben. Bis zum Ende des Jahres will er noch weitere hundert Rosen herstellen. Das Material, das er für die Herstellung nutzt, nennt er selbst „Töpfermasse“ . Damals zu DDR-Zeiten hatte er es selbst aus der Not heraus entwickelt, weil es an richtigen Materiallien für die Keramikherstellung mangelte. Jetzt hat er sogar ein eigenes Patent für seine Töpfermasse angemeldet.

Um seine Rosen am Ende auch in aller Herren Länder unter die Menschen zu bringen, braucht Töpfer natürlich Hilfe: Rosebotschafter nennt er sie. Er sucht Menschen, die aus dem Ausland sind oder einen Urlaub im Ausland machen und bietet ihnen an, eine Rose mitzunehmen, um sie – an Freund, Verwanden oder einfach Bekannte zu verschenken.

Rosen auf dem Weg nach Südkorea, Bulgarien, Ungarn, Weißrussland und Frankreich

Als Entlohnung würde er sich auf ein Foto des neuen Besitzers mit seiner Rose freuen. „Ich sehe es einfach als einen Akt der Freundschaft. Derzeit gibt es in der Welt viele Spannungen, aber trotzdem können wir alle Freunde sein. Überall gibt es nette Menschen, egal welche Regime herrschen“, sagt er.

Der Austausch hat schon angefangen: Einige Rosen haben schon ihren Weg nach Südkorea, Bulgarien, Ungarn, Weißrussland und Frankreich gefunden. Jetzt arbeitet er an Neuseeland.

››Wer Rosenbotschafter werden will, der kann sich telefonisch unter 0345 1200360 oder per E-Mail [email protected] melden. (mz)