Kanenaer päppelt Karnickel-Waisen auf
Halle/MZ. - Das Geheimnis dieser sonderbaren Aktivität findet sich in einem Schuhkarton, den der Mann aus Kanena unter eine wärmende Rotlichtlampe gestellt hat. Dort liegen, eng zusammengekuschelt, vier Baby-Kaninchen, für die Rupp quasi als Ersatzmutter eingesprungen ist. Mit einer Pipette verabreicht er seinen Schützlingen rund um die Uhr aufgewärmte Katzenmilch. Zudem massiert er mit seinem Finger die prallen Bäuche der Säuglinge, um die Verdauung anzuregen.
"Am 3. Januar wurden die vier Kaninchen bei mir im Stall geboren", erzählt der Frührentner. Doch als er fünf Tage später zum Füttern kam, lag das Muttertier tot im Stall bei ihren Jungen. "Das war ein Schreck", sagt der Kaninchenzüchter der vermutet, dass das Tier an einer Magen-Darm-Erkrankung gestorben sein könnte. Der Verlust ihrer Mutter wäre eigentlich das Todesurteil für die Jungtiere gewesen, allein hätten sie keine Überlebenschance gehabt, sagt Rupp. Aber: "Ich habe es nicht übers Herz gebracht, die Kleinen ihrem Schicksal zu überlassen oder sie zu töten." Also erkundigte er sich beim Tierarzt und bei Nachbarn, wie man das Kaninchenbaby-Quartett am Leben erhalten und aufpäppeln kann.
Sein Hobby verdankt Rupp seinen Söhnen Mario und Norman. Nach Arbeitslosigkeit, Krankheit und Frührentner-Dasein drohte dem ehemaligen Autokranfahrer die Decke auf den Kopf zu fallen. "Meine Söhne meinten, dass ich Tiere halten soll - ein gutes Rezept gegen Schwermut." Seine neuen Schützlinge werden in der Straße schon als kleine Stars gehandelt. "Meine Nachbarn kommen regelmäßig zum Schauen, genau wie meine vier Enkel", freut sich Rupp.
Wen wundert's, dass ihm und Frau Bärbel die Karnickelmeute mittlerweile ans Herz gewachsen ist? So verspricht Rupp hoch und heilig, dass keiner der Langohren die Bratpfanne je fürchten muss.