Kaffee auf dem Dach Kaffee auf dem Dach: Warum für Hallenser mit eigener Rösterei ein Traum wahr wird

Halle (Saale) - Kaffeeliebhaber aus Halle haben Grund zur Freude. In einem seit zwei Jahren leerstehenden Geschäftsraum auf dem Dach des Hansering-Parkhauses hat eine neue Kaffee-Rösterei eröffnet. Eine mit ganz besonderen Inhabern: Das Geschäft, das erst seit wenigen Tagen geöffnet hat, wird von Vater Matthias Roy und seinem Sohn Matthieu Roy geführt. Beide haben sich damit einen Traum erfüllt.
Eigene Rösterei: Kaffee ist für die beiden Hallenser eine Leidenschaft
„Ich wollte mich schon immer selbstständig machen. Und als mein Vater ein Seminar zum Kaffeeröster gemacht hat, ging alles los“, erzählt der 25-jährige BWL-Student aus Halle. „Er kam stolz von seinem Seminar mit seinen ersten selbst gerösteten Bohnen und bat mich, zu probieren. Ich dachte, ich weiß, wie Kaffee schmeckt.“ Doch der Geschmack sei eine Offenbarung gewesen. Matthieu Roy wusste: Er will mit seinem Vater eine Rösterei eröffnen. Sein Wissen aus dem Studium half ihm dabei.
In dem Geschäft, in dem Gäste auch Kaffeespezialitäten vor Ort trinken können, herrscht eine entspannte Atmosphäre. Auf den groben Holztischen stehen Kaffeepflanzen. Neben dem Regal mit den abgepackten Kaffeebohnen fallen die glänzenden Brühautomaten sofort auf. Nur eines sucht man hier vergebens: Coffee-to-go-Becher. „Wir haben uns aus ökologischen Gründen dagegen entschieden und nehmen dafür auch in Kauf, dass wir auf Umsatz verzichten“, sagt Matthias Roy. Kaffee ist für die beiden Männer eine Leidenschaft, die in einem Pappbecher nichts verloren habe. Das merkt schon, wer sich den komplizierten Röst-Prozess ansieht.
Drei Geschäftsmodelle haben Vater und Sohn im Blick
Alle zwei Tage werfen die beiden Männer die große Röstmaschine in der Mitte des Ladens an. „Im Gegensatz zu industriellen Bohnen rösten wir mit einem Trommelverfahren. 15 bis 20 Minuten bei 202 bis 205 Grad“, erklärt Matthieu Roy. In der Industrie würden sie viel kürzer, dafür aber bei 600 Grad geröstet - und dabei leider oft verbrennen.
Nach dem Röst-Vorgang ziehen die Bohnen ein bis zwei Tage lang in einem Metalleimer, bevor sie in Tüten verpackt in Roys Geschäft verkauft oder dort aufgebraut werden. Drei Geschäftsmodelle haben Vater und Sohn im Blick: Erstens den Verkauf der Bohnen, zweitens den Café-Betrieb und drittens den Vertrieb des Kaffees an hallesche Gastronomen.
Welcher Zweig sich am meisten rentiert, werden die nächsten Monate zeigen, sagt Matthieu Roy. Die offizielle Eröffnung findet erst am 6. September zwischen 16 und 20 Uhr statt. Bald darauf wollen die beiden auch Röst-Kurse mit Verkostung anbieten. Auch ausgefallene Kreationen, etwa einen Kaffee-Cocktail, können sie sich vorstellen. Mit dem ungewöhnlichen Standort auf dem Parkhausdach sind Matthieu und Matthias Roy jedenfalls schon einmal sehr zufrieden. „Zwei Jahre lang stand der Laden leer, weil es wenig Laufkundschaft gibt. Aber wir wollen ja gerade die Ruhe und den Genuss mit einem Blick auf den Hansering ermöglichen“, sagt Matthias Roy - natürlich ohne Pappbecher. (mz)
