Jugendsinfonieorchester Jugendsinfonieorchester: »Mal sehen, was passiert«
Halle/MZ. - Konzentriert sitzen diejungen Musiker im Probesaal des Volksparks.Instrumente werden gestimmt und gesäubert,es wird viel gelacht. In wenigen Minuten wirddas alte Gebäude mit schillernden Klangfarbengefüllt sein. Die 65 Musiker des Landesjugendsinfonieorchesterswarten auf die Generalprobe mit Dirigent HeribertBeissel.
In letzter Minute eilt er herbei, um sichden Talenten zu widmen, für die er das Orchester1992 mit dem Landesmusikrat gegründet hat,damals noch als Leiter der halleschen Philharmonie.Inzwischen leitet Beissel das BrandenburgischeStaatsorchester und die Klassische Philharmoniein Bonn. Beissel hebt den Taktstock - unddann gibt es eine Überraschung: Statt klassischerTöne erklingt "Happy Birthday". Violinistund Konzertmeister Elias Schödel aus Dessauist 18 Jahre alt geworden. Blumen, Luftballons,Glückwünsche. Dann beginnt die Arbeit.
Hinter den durchschnittlich 17 Jahre altenMusikern liegt eine anstrengende Woche inder Saalestadt. "Arbeit, Arbeit, Arbeit",beschreibt es Andreas Lüdike, Geschäftsführerdes Orchesters. Morgens, nachmittags und abendswurde geprobt. Zwischendurch schnell etwasessen, am Ende des Tages noch ein wenig beisammensitzen - viel Freizeit blieb nicht.
Zweimal im Jahr treffen sich die Musiker,Dozenten und der Dirigent zu etwa zehntägigenArbeitsphasen. Neue Talente kommen hinzu,ältere scheiden aus. "Derzeit befinden wiruns im Umbruch", so Beissel. Deshalb musstendiesmal Gäste aus Niedersachsen, Sachsen undThüringen zur Unterstützung geholt werden.Zusammen bereiteten sie sich in den vergangenenTagen auf Konzerte in Dessau und Berlin vor,bei denen sie an diesem Wochenende eine Vielzahlvon Opernmelodien darbieten werden.
La Bohème ist ebenso vertreten wie Carmen."Für die Zuhörer klingt es vielleicht nachleichten Melodien", sagt Barbara Uhle, "dochfür uns sind es schwierige Stücke". Die 21-jährigeStudentin aus Halle ist seit einiger Zeitmit dem Englischhorn im Orchester und beschreibtihren Dirigenten als "anspruchsvoll und emotional".Tatsächlich hat sich Beissel zum Ziel gesetzt,das Beste aus den Musikern herauszuholen:"Es soll klingen wie ein professionelles Orchester".Dass es das tatsächlich tut, dafür steht dieQualität der Musiker; unter ihnen Mitgliederdes Bundesjugendorchesters und Preisträgerdes Bundeswettbewerbs "Jugend musiziert".
Immer wieder unterbricht Beissel, gibt Anweisungen:Er steigt vom Pult, geht zu den Bläsern. Einejunge Flötistin soll höher spielen, dann nochmal alle zusammen. Ein fragender Blick vonBeissel zum Dozenten der Holzbläser. Ob dasjetzt gut klingt? "Mal sehen, was noch passiert?",scherzt dieser. "Sie Optimist", kontert Beisselund grinst. Die Atmosphäre ist konzentriert,aber locker und freundschaftlich. Am Endeist Heribert Beissel endlich zufrieden. "Schön,prima, gut aufgepasst", lobt er.
Nach den Konzerten in Dessau und Berlin wirdSachsen Anhalts jüngstes Spitzenorchesteram 13. Oktober wieder an der Saale spielen.Nachdem die Konzerte im neuen theater immerausverkauft gewesen waren, spielen die jungenMusiker diesmal in der Händel-Halle.