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„Start Now“ in Halle Jugendliche gehen auf Ausbildungssuche - und können sich selbst und ihren Wunschberuf testen

Von Julius Lukas Aktualisiert: 20.09.2021, 07:27
Von Lebensmittelhersteller über Versandhändler bis Behörde ? über 40 regionale Firmen stellten sich 800 Besuchern auf der ?Start Now? vor.
Von Lebensmittelhersteller über Versandhändler bis Behörde ? über 40 regionale Firmen stellten sich 800 Besuchern auf der ?Start Now? vor. Foto: Silvio Kison

Halle (Saale)/MZ - Die Vorgabe ist hart zu knacken. Mareille Vandamme, gerade in der Ausbildung zur Erzieherin, hat eine Minute und 14 Sekunden gebraucht, um ein Baby vom nackten in den angezogenen Zustand zu bringen - Rekordwert! Das Baby ist eine Puppe, die am Stand der Euro Akademie, einer Berufsschule für soziale Berufe, liegt. Also ran ans Kind, die Uhr läuft. Gleich von Beginn an macht Ausbilderin Stefanie Jensch leichten Druck: „Auf den Kopf aufpassen“, korrigiert sie mit freundlicher Strenge. Die Windel ist an, doch wie war das gleich noch einmal mit dem Body? „Sanft über den Kopf“, mahnt Ausbilderin Jensch. Die Uhr tickt.

Mehr als 800 Besucher bei Ausbildungsmesse „Start Now“ in Halle

Es sind solche Mitmach-Aktionen, die die Ausbildungsmesse „Start Now“ zu einer besonderen Messe machen. Am Samstag fand das Berufswahl-Event im Medienhaus der Mitteldeutschen Zeitung in Halle statt. Zum dritten Mal bereits. „Da können wir schon von einer kleinen Tradition sprechen“, meint Messeleiterin Mandy Naumann. Und dass der Termin fest im Kalender vieler Jugendlicher eingeplant ist, zeigte sich an der Menschenschlange vor dem Einlass. Bis zum Ende der Messe wurden etwas mehr als 800 Besucher gezählt, die sich bei über 40 regionalen Firmen über Berufe informierten.

Christopher Rothe (Firma Kleusberg) erklärt Dominik (14) den Umgang mit Holz.
Christopher Rothe (Firma Kleusberg) erklärt Dominik (14) den Umgang mit Holz.
Foto: Silvio Kison

Die Mitmach-Aktionen sind dabei ein Hauptmerkmal der „Start Now“. „Uns ist es wichtig, dass die Jugendlichen viel ausprobieren können und schon einen Eindruck bekommen, was sie in der Ausbildung dann erwartet“, sagt Mandy Naumann. Dass das der richtige Ansatz ist, findet auch Sarina Koch. Die Mutter ist mit ihren beiden Söhnen – achte und zehnte Klasse – zur „Start Now“ gekommen. „Für die Jungs ist es klasse, wenn sie aktiv werden können, da bekommen sie gleich ein Gefühl, ob der Beruf passt“, meint Koch, während ein Spross gerade beim virtuellen Schweißen steht - eine Mitmachaktion des Energiekonzerns EnviaM.

Schräg gegenüber, vorbei an der Bundespolizei, ist der Stand von Kleusberg. Das Unternehmen aus Kabelsketal (Saalekreis) ist im Modulbau tätig. Eine komplette Schule baut Kleusberg in zwölf Wochen. „Dafür brauchen wir natürlich Nachwuchs, der nicht nur am Computer sitzen will“, sagt Ausbilder Enrico Schaaf. Vor ihm sind auf einem Tisch leichte Holz- und Metallarbeiten aufgebaut. Dominik, 14 Jahre alt, aus Weißenfels (Burgenlandkreis) bereitet gerade ein kleines Holzstück zu: anzeichnen, bohren, schrauben - schon ist ein Flaschenöffner fertig. „Mit Holz würde ich gerne auch in der Ausbildung arbeiten“, sagt Dominik. Den Namen Kleusberg hat er sich notiert.

Andrang trotz Nieselregen

Nicht nur im Medienhaus, sondern auch davor hatten sich Firmen aufgebaut. Trotz regnerisch-ungemütlichem Wetter war auch dort der Andrang groß. Beim Bauunternehmen Strabag konnte in einem kleinen Sandkasten Pflaster verlegt werden - vom groben Randstein bis zum filigranen Naturstein. „Das Wetter ist nicht so schön, aber auch als Straßenbauer arbeitet man längst nicht nur bei Sonnenschein“, meint Chris Prause, der ein Duales Studium zum Bauingenieur absolviert.

Chris Prause (Firma Strabag) legt aus Natursteinen ein Mosaik.
Chris Prause (Firma Strabag) legt aus Natursteinen ein Mosaik.
Foto: Silvio Kison

Steine, Hölzer und virtuelle Schweißnähte - die „Start Now“ war eine Messe zum Ausprobieren. Das gilt auch für den Stand der Euro Akademie und die Babypuppe. Nach zwei Minuten und neun Sekunden stoppt die Uhr. „Da ist noch Luft nach oben“, sagt Ausbilderin Stefanie Jensch. Aber kein Problem, denn die nächste Chance zur Rekordjagd gibt es spätestens im kommenden Jahr. Da findet die „Start Now“ erneut im September statt.