Jubiläum in Reideburg Jubiläum in Reideburg: Ein bisschen von der Kraft der Sonne

Halle/MZ - Dass die Sonnenapotheke in Reideburg ihren Namen deshalb bekommen hat, weil ihre Erbauer symbolisch nicht nur Medikamente, sondern auch ein bisschen von der Kraft der Sonne seinen Kunden zukommen lassen wollte, ist eine Vermutung. Aber eine, die in diesen Tagen besonders plausibel erscheint. Denn wer sehnt sich nicht bei all dem Himmelsgrau, dem Regen und Sturm nach Licht und Wärme. Apothekerin Ute Schmidt, die gemeinsam mit ihren Mitarbeitern am Sonnabend auf das hundertjährige Bestehen der Apotheke in der Delitzscher Straße 230 zurückschauen konnte, hätte sich auch einen Sonnentag gewünscht - doch den Gefallen hat ihr Petrus nicht getan. Dennoch: Sie ist stolz auf das Haus, das Apotheker Anton Maeckel vor 100 Jahren erbaut hat, und auf ihre Sonnen-Apotheke.
Lediglich drei Vorgänger hat die heutige Besitzerin gehabt: Gründer Maeckel hat bis zum 30. September 1938 hier die Geschicke gelenkt, ihm folgte Martin Singer. 37 Jahre war er der Chef, gefolgt ab 1. Januar 1974 von seiner Tochter Edith Bahn. Am 6. Februar 2006 schließlich übernahm Ute Schmidt die Apotheke mit der Sonne als Markenzeichen.
Der Erlaubnis zur Gründung waren lange Verhandlungen mit dem Halleschen Magistrat vorausgegangen, ist in der Chronik des Hauses verzeichnet. Damals war Reideburg noch ein Dorf außerhalb der Stadtgrenzen. Der Alltag für Gründer Maeckel und seine Helfer sah im Vergleich zur heutigen Zeit noch anders aus. Viele Arzneien mussten selbst hergestellt werden.
Unter der Leitung von Martin Singer kam 1938 eine Arzneimittelausgabestelle in Queis-Klepzig hinzu. 1960 verlor die Sonnen-Apotheke ihren Status als privat geführtes Haus, Apotheker Singer ist jedoch der Chef geblieben.
In die „Amtszeit“ seiner Tochter Edith Bahn, die ebenfalls mehr als 30 Jahre lang die Fäden in der Hand hielt, sind Umbauten erfolgt - die Apotheke wurde moderner. Viele Jahre war sie neben der Halloren-Apotheke am Leipziger Turm übrigens die einzige, die auch über Tierarzneien verfügte. Nach der Wende 1989 erfolgte 1990 die Reprivatisierung, aus dem zweiwöchigen Belieferungsrhythmus zuvor wurde ein bis zu fünfmal täglicher Versorgungsservice.
Ute Schmidt, nun bereits seit sieben Jahren Inhaberin, versorgt heute neben Reideburgern auch noch Kunden in östlichen Saalekreis wie Dölbau, Queis und Kleinkugel. Zum Jubiläum hat sie mit ihren Mitarbeitern allerdings nicht gefeiert - denn ausgerechnet am Sonntag hatte die Apotheke Bereitschaftsdienst. Musste das sein? „Ach“, sagt Ute Schmidt, „die Pläne werden schon ein Jahr im Voraus gemacht und es geht immer der Reihe nach. Unserer fiel eben gerade auf dieses Wochenende.“ Schlimm findet sie das nicht, „wir werden die Feier noch nachholen“, so die Chefin. Vielleicht scheint dann sogar die Sonne.