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Jähn, Resnik oder Armstrong Jähn, Resnik oder Armstrong: Wie soll das neue Planetarium heißen?

Von Silvia Zöller 05.11.2020, 10:30
Ende nächsten Jahres soll das Planetarium in Halle fertig sein. Oben auf dem Gebäude wird es eine Sternwarte geben.
Ende nächsten Jahres soll das Planetarium in Halle fertig sein. Oben auf dem Gebäude wird es eine Sternwarte geben. Steffen Schellhorn

Halle (Saale) - Im Herbst letzten Jahres war noch alles klar: das neue Planetarium, das auf dem Holzplatz entsteht, soll so wie das alte nach dem ersten Deutschen im All, Sigmund Jähn, benannt werden. So lautete zumindest damals ein gemeinsamer Antrag der Fraktionen Die Linke, CDU, Bündnis 90/ Die Grünen, MitBürger & Die Partei, SPD und FDP. Am Mittwoch diskutierte der Kulturausschuss kontrovers und vertagte eine Entscheidung.

Richtiger Name kann ungeahnte positive Synergieeffekte erzeugen

Der Grund: Der Name Sigmund Jähn ist längst nicht mehr der Favorit aller Fraktionen. So brachte die Fraktion „Hauptsache Halle“ Neil Armstrong ins Spiel. Der Amerikaner, der der den erste Menschen auf dem Mond war, soll als Namensgeber für die hallesche Sternwarte herhalten. Damit hatte „ Hauptsache Halle“ schon im Vorfeld der Sitzung Spott von Stadtrat Thomas Schied (Die Partei) erfahren. Auf Twitter machte sich Schied über die Begründung für den Vorschlag lustig: „Ein Neil-Armstrong-Planetarium in unserer Heimatstadt hat ungeahnte positive Synergieeffekte für die Tourismusentwicklung in der Region - Ich mache mir Sorgen. Da sind doch hoffentlich nicht irgendwelche illegalen Substanzen im Spiel?“

Prompt konterte Andreas Wels, Vorsitzender der Fraktion Hauptsache, per Pressemitteilung zurück: „Die Äußerung dieses Stadtrats ist eine verbale Entgleisung, die wir mit aller Entschiedenheit zurückweisen.“ Man habe eine konstruktive Diskussion eröffnen wollen. Doch auch bei den anderen Fraktionen löste der Vorschlag keinen Jubel aus. Für die Linke erklärte Katja Müller, dass man am Vorschlag Siegmund Jähn festhalten wolle - auch wegen der Identifikation der Ostdeutschen für den DDR-Astronauten. Dass Neil Armstrong in dem Vorschlag von „Hauptsache Halle“ als „makellose Astronauten-Ikone“ bezeichnet wird, sei lächerlich. „Niemand ist makellos, auch Siegmund Jähn nicht“, so Müller.

Jähn als Namensgeber für das Planetarium für CDU nicht tragbar

Die FDP brachte dagegen eine völlig neue Idee in die Debatte: Olaf Schöder erklärte, dass seine Fraktion sich für eine Ausschreibung und den Verkauf der Namensrechte ausspricht. Das ist bei Fußballstadien längst gang und gäbe.
Überraschend hatte die CDU einen weiteren Vorschlag in der Hosentasche: Danach soll das Planetarium nach der amerikanischen Astronautin Judith Resnik benannt werden – sie ist wie der Rest der Besatzung bei der Explosion der Challenger-Raumfähre 1986 ums Leben gekommen. „Es gibt nicht so viele Planetarien, die nach Frauen benannt worden sind“, nannte CDU-Stadträtin Ulrike Wünscher ein Argument.

Für die CDU sei Jähn als Namensgeber für das Planetarium aufgrund seiner Tätigkeit als Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi nicht tragbar. „Im 30. Jahr der deutschen Einheit das Planetarium nach ihm zu benennen, ist für mich ausgeschlossen“, so Wünscher. Jähn sei herausgehobener Repräsentant der repressiven Systems der DDR gewesen - als solcher könne er nicht heute noch geehrt werden. Wie auch viele andere Mitglieder des Kulturausschusses mahnte Christian Feigl (Grüne), hier keine Entscheidung übers Knie zu brechen. Er betonte aber auch, dass die amerikanische Raumfahrt, ebenso wie die russische politisch aufgeladen gewesen sei.

Soll das Planetarium nach Sigmund Jähn, Judith Resnik oder nach Neil Armstrong benannt werden? Stimmen Sie ab!. (mz)