Jäger erschießt Biber in Halle Jäger erschießt Biber in Halle: Verwechslung mit Nutria? Peta erstattet Strafanzeige

Halle (Saale) - Der Fall hatte für Aufsehen gesorgt: Ein Jäger hat Anfang April in einem Hinterhof der Altstadt in Halle einen Biber erschossen. Die Stadtverwaltung hat ein Verfahren gegen den Jäger wegen eines Verstoßes gegen das Bundesnaturschutzgesetz erstattet.
Auch Deutschlands größte Tierrechtsorganisation Peta hat nun wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und das Bundesnaturschutzgesetz Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Halle erstattet. Zudem fordert die Tierrechtsorganisation, dem Mann die Jagderlaubnis zu entziehen.
Fachliche Defizite des Jägers
„Der Jäger war offensichtlich nicht in der Lage, einen geschützten Biber von einer Nutria zu unterscheiden. Leider hat der Biber die fachlichen Defizite des Schützen mit dem Leben bezahlt“, so Nadja Michler, Fachreferentin für Wildtiere bei Peta.
„Es zeigt sich auch hier wieder, wie vorschnell Jäger oft bereit sind, Wildtiere zu töten, ohne weitere Wildtierexperten zurate zu ziehen. Damit sich ein solch tragischer Vorfall nicht wiederholt, appellieren wir an die Untere Jagdbehörde, dem Mann die Waffenbesitzkarte zu entziehen“, heißt es in einer Mitteilung von Peta.
Grundsätzlich keine Notwendigkeit für die Jagd
Weiterhin weist die Tierrechtsorganisation daraufhin, dass der Biber in ganz Europa besonders geschützt ist und nicht willkürlich von Jägern getötet werden darf. „Aus ökologischer Sicht besteht grundsätzlich keine Notwendigkeit für die Jagd, zumal durch den Eingriff des Menschen in das Ökosystem Familienverbände zerstört werden. In der Folge pflanzen sich die bejagten Tierarten unkontrolliert fort und das natürliche Gleichgewicht wird empfindlich gestört“, so Peta.
Der Biologe Professor Josef Reichholf und weitere Experten würden laut Peta bestätigen, dass eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten stattfindet.
Artenvielfalt und gesunde, stabile Wildtierpopulationen
Ein Beispiel hierfür sei der Schweizer Kanton Genf, in dem die Hobbyjagd seit über 40 Jahren verboten ist. Dort reguliere sich die Natur in erster Linie selbst. Das Resultat: eine hohe Artenvielfalt und gesunde, stabile Wildtierpopulationen.
Auch der Biologe Karl-Heinz Loske sehe laut Peta in der Jagd lediglich ein überflüssiges Hobby, das der Befriedigung der Jagdlust der Jäger dient. Als er in jungen Jahren einen Jagdschein machte, sei ihm schnell klar geworden, dass dies nicht viel mit Natur- und Artenschutz gemein habe. Heute ist Loske ein Experte für Landschaftsökologie, für den die Jagd weder aus ökologischer noch aus moralischer Sicht zu verantworten ist. (mz)