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Auf ins stille Gebüschchen Ist das Toiletten-Problem auf der Ziegelwiese in Halle nun gelöst?

Bei sommerlichen Temperaturen ist die Ziegelwiese ein beliebter Treffpunkt. Die Versorgung mit Toiletten sehen viele kritisch. Jetzt gibt es eine Lösung.

Von Phillip Kampert 23.06.2021, 12:00
Ein Toilettenhaus steht auf der Ziegelweise am Biergarten. Es kann nun von allen  genutzt werden.
Ein Toilettenhaus steht auf der Ziegelweise am Biergarten. Es kann nun von allen genutzt werden. (Foto: Silvio Kison)

Halle (Saale) - Es ist warm auf der Ziegelwiese, zwischen Peißnitzinsel und Mühlgraben. Die Hitze des ersten kalendarischen Sommertages hat angenehmem Feierabendwetter Platz gemacht. Zwei junge Männer verausgaben sich beim Federballspielen, das gedämpfte Klopfen ihrer Schläge klingt so regelmäßig wie ein Metronom über die weitläufigen Grünflächen.

Die Ziegelwiese scheint an diesem Montagabend der ideale Ort für Treffen im Freien zu sein. Es sind vor allem Leute unter 30, die sich in meist kleinen Gruppen auf Picknickdecken und Bänken tummeln. Es ist genug Platz, dass man sich nicht in die Quere kommt, gleichzeitig sieht man genügend andere Menschen, um ein Gemeinschaftsgefühl zu empfinden.

Die Toiletten-Frage

Aber nicht nur die geteilte Dämmerung verbindet die Besucherinnen und Besucher der Ziegelwiese. Jede und jeder steht früher oder später vor der Frage, wie und wo man hier die Notdurft verrichten kann. „Wir wissen nicht, wo man hingehen kann, wenn das Peißnitzhaus geschlossen ist“, sagen zwei Studentinnen und befragen ihre Handys. Im Internet werden die Toiletten des Pop-Up-Biergartens an der Fontäne angezeigt. Die beiden sind sich unsicher, ob es sich tatsächlich um sanitäre Infrastruktur für alle handelt und fragen sich, ob sie sich dort verstohlen am Personal vorbeischleichen müssen.

„Unsere Toiletten sind offen für alle“, sagt Johannes Palmer, Schichtleiter beim Pop-Up-Biergarten. Es gebe eine Einigung mit der Stadt, die sich finanziell an der Bereitstellung der WCs beteiligen wird - dafür seien sie öffentlich. „Der Deal ist gut. Die Kapazität der Anlagen reicht aus - es hat sich selbst beim Deutschland-Spiel keine lange Schlange gebildet.“ Aus finanziellen Gründen, Halle hat eine Haushaltssperre, war es der Stadt selbst nicht möglich, eine eigene Toilettenanlage aufzustellen. Deshalb hatte der zuständige Beigeordnete René Rebenstorf nach Sponsoren gesucht - um die Not mit der Notdurft zu lösen. Aus der Stadtverwaltung heißt es dazu am Dienstag, dass man sich bei den Öffnungszeiten der Toilettencontainer mit dem Biergartenbetreiber abstimmen werde.

Dass es im Biergarten Toiletten gibt und diese sogar öffentlich sind, wissen auf den Picknickdecken nur wenige. „Es gibt keine Schilder, die ganze Lage ist nicht ersichtlich“, sagt eine junge Frau. Welche der vielen Gebüsche auf dem Gelände als inoffizielle Klos gelten, scheint dagegen Allgemeinwissen zu sein.

Humor und Resignation

Ein paar Spaßvögel machen ihr Muffin-Picknick direkt an einem der „Eingänge“ eines der designierten Baumgrüppchen, „um den Leuten nach erfolgreicher Mission zuzujubeln“. Zu ihrem Sitzplatz weht aus den Büschen eine kaum wahrnehmbare Ammoniaknote herüber. Auch die Gruppe Studierender um Geologiestudent Clemens Schwalber ist von den stillen Orten fasziniert, berät sogar schon über Spitznamen für den besagten Teil der Wiese. Sie debattieren, ob man besser Pisshain oder Klobusch sagen sollte. In den Gesprächen über die WC-Versorgung ist ein Unterschied zwischen Männern und Frauen wahrzunehmen. Die Besucher der Ziegelwiese scheinen ihr Wildpinkeln oft mit etwas Gusto zu erwähnen, schieben dann aber ein „für uns ist es auch einfacher“ nach. Viele Frauen auf der Ziegelwiese wirken dagegen etwas resigniert, wünschen sich eine bessere Lösung, als ins Gebüsch zu verschwinden. Gleichzeitig hört man gerade von weiblicher Seite viele Bedenken wegen der Sauberkeit öffentlicher Toiletten.

Mittlerweile ist es Nacht geworden auf der Ziegelwiese. Die Temperatur hat sich auf gut 20 Grad gesenkt, der auffrischende Wind lässt es kälter erscheinen. Man kann beobachten, dass viele Männer im Schutz der Dunkelheit kaum noch Anstrengungen unternehmen, sich zum Wasserlassen in die Büsche zu schlagen. Das beeindruckend laute Mitternachtskonzert der Frösche begleitet das Bild der frei stehenden, pinkelnden Silhouetten. (mz)