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Insolvenzverwalter Lucas Flöther Insolvenzverwalter Lucas Flöther: Ein Hallenser soll Air Berlin retten

Von Steffen Höhne und Alexander Hübner 15.08.2017, 13:18
Ein Flugzeug der Fluggesellschaft Air Berlin auf dem Rollfeld. Air Berlin hat Insolvenzantrag gestellt.
Ein Flugzeug der Fluggesellschaft Air Berlin auf dem Rollfeld. Air Berlin hat Insolvenzantrag gestellt. dpa

Halle (Saale)/Berlin - Nach jahrelangen wirtschaftlichen Turbulenzen ist Air Berlin pleite. Ein Hallenser soll nun helfen, Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft zu retten. Das Amtsgericht Berlin bestimmte Lucas Flöther zum vorläufigen Sachwalter  der Airline. „Ich werde mir zunächst ein Bild von der Lage machen“, sagte Flöther der MZ. Wichtig sei, dass der Flugbetrieb weitergeht.

Pleite von Air Berlin: Großaktionär Etihad Airways dreht Geldhahn zu

Mitten in der Urlaubszeit hat die Airline am Dienstag Insolvenzantrag gestellt. Ihr Großaktionär und Geldgeber Etihad Airways hatte zuvor den Geldhahn zugedreht. Der komplette Flugbetrieb solle mit Hilfe eines 150 Millionen Euro schweren Überbrückungskredits der Staatsbank KfW weitergehen, teilte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) mit. Der Bund hilft also mit einem Notkredit aus. Mit Marktführer Lufthansa und einer weiteren, nicht genannten Fluggesellschaft, es handelt sich offenbar um Easyjet, laufen bereits Verhandlungen über die Übernahme von Teilen der Airline. Diese seien weit fortgeschritten und könnten  in wenigen Wochen abgeschlossen werden, erklärte Zypries.

Hallenser Lucas Flöther ist nun eine Art Insolvenzverwalter für Air Berlin

Air Berlin hat eine sogenannte Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Das heißt, das bisherige Management führt die Geschäfte zunächst fort. Flöther ist nun eine Art Insolvenzverwalter mit beschnittenen Funktionen. Als vorläufiger Sachwalter übernimmt er eine Aufsichtsfunktion und soll darüber hinaus die wirtschaftliche Lage und Fortführungsperspektiven prüfen.

Flöther wurde von den Gläubigern des Unternehmens im Vorfeld ausgewählt und vom Amtsgericht Berlin bestätigt. Der Insolvenzantrag von Air Berlin wurde also in den vergangenen Tagen bereits akribisch vorbereitet.

Die Kanzlei Flöther & Wissing aus Halle gehört zu den führenden Insolvenzverwalter-Gesellschaften in Deutschland. Flöther war zuletzt unter anderem als Verwalter bei der Pleite des großen Online-Reisevermittlers Unister aus Leipzig und des Fahrradbauers Mifa aus Sangerhausen tätig. Seine  seriöse, bisher erfolgreiche Arbeit wird von vielen Amtsgerichten geschätzt. Er verfügt zudem über gute Kontakte zu Banken und anderen Finanziers, die bei Insolvenzen zu den großen Gläubigern zählen. Das dürfte ihm auch bei  Air Berlin die Türen geöffnet haben.

Staatlicher Notkredit soll den Flugbetrieb bei Air Berlin sichern

Der staatliche Notkredit  soll sicherstellen, dass Air Berlin den Flugbetrieb fortführen kann. Derzeit sind nach MZ-Informationen mehrere zehntausend Reisende mit der Airline unterwegs. Es soll unter allen Umständen vermieden werden, dass Reisende in Urlaubsorten in Spanien oder Griechenland stranden und nicht mehr zurück nach Deutschland  können. Auch sollen gebuchte Tickets für künftige Flüge gültig bleiben.

Der Flughafen Leipzig/Halle ist von der Pleite kaum betroffen. Air Berlin hatte sich im Rahmen einer Neuausrichtung bereits 2016 weitgehend vom mitteldeutschen Airport zurückgezogen. Nur die Tochter Niki fliegt noch nach Mallorca.

Der Insolvenzantrag  ist der vorläufige Schlusspunkt eines jahrelangen Siechtums des Konzerns. Der notorisch defizitäre Lufthansa-Rivale war von seinem Großaktionär Etihad immer wieder mit Krediten gestützt worden. Insgesamt haben die Araber einen Milliardenbetrag investiert.  (mz/rtr)