Innovation Winterdienst für Radwege Innovation Winterdienst für Radwege: Warum Radfahren in Halle bei Schnee bequemer wird

Halle (Saale) - Wer sich selbst in verschneiten Wintern auf den Sattel geschwungen hat, zählte in Halle bisher zu den Hartgesottenen. Eisglatte Radwege und matschige Straßen machten den Radfahrern das Leben schwer. In diesem Jahr soll es ihnen zum ersten Mal besser ergehen: Die Stadtverwaltung will mit der Halleschen Wasser und Stadtwirtschaft (HWS) einen Vertrag über den Winterdienst auf Radwegen abschließen – und könnte damit in Sachsen-Anhalt eine Vorreiterrolle einnehmen.
Insgesamt 22 Radwege, darunter etwa die Delitzscher Straße und die Ludwig-Wucherer-Straße, sollen bis Ende März von Schnee und Glatteis befreit werden. Die HWS soll dafür eine jährliche Pauschale von rund 75 000 Euro erhalten, der Vertrag würde bis Ende 2023 laufen. Finanz- und Hauptausschuss haben sich bereits für die Novelle ausgesprochen. Ein positives Votum im Stadtrat am Mittwoch ist damit wahrscheinlich.
ADFC: „Es ist eine große Innovation und ein Schritt in Richtung Fahrradstadt“
„Wir haben uns lange gewünscht, dass nicht nur die Straßen, sondern auch die Radwege im Winter geräumt werden“, sagt Volker Preibisch vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Halle. „Es ist eine große Innovation und ein Schritt in Richtung Fahrradstadt“, fügt er hinzu. Seine Vorbilder sind fahrradfreundliche Städte wie Kopenhagen, wo sich 29 Prozent der Einwohner mit dem Rad und 34 Prozent mit dem Auto fortbewegen.
Damit kann Halle im Moment noch nicht mithalten. Laut der städtischen Radverkehrskonzeption macht der Radverkehr derzeit lediglich 13 Prozent des Gesamtverkehrs aus. Und das, obwohl fast jede zweite Autofahrt im Stadtgebiet kürzer als fünf Kilometer ist. Eine 2016 durchgeführte ADFC-Umfrage hatte ergeben, dass es zwei Hauptkritikpunkte am halleschen Radverkehr gibt: Fahrraddiebstähle und fehlender Winterdienst auf den Radwegen.
ADFC zu geräumten Radwegen: Wichtige Radstrecken fehlen noch
Das wird sich nun also verbessern. Doch Volker Preibisch ist trotzdem noch nicht ganz zufrieden. Unter den aufgelisteten Radwegen, die geräumt werden sollen, fehlen ihm wichtige Strecken. Laut einer Analyse des Radverkehrnetzes des ADFC werden zum Beispiel auch die Dessauer Straße und die Trothaer Straße stark genutzt. Für die Kröllwitzer Straße ist der neue Winterdienst allerdings nur stadteinwärts vorgesehen.
Vorbehaltlich der Zustimmung des Stadtrates sollen in folgenden Straßen teilweise die Radwege geräumt werden:
Am Leipziger Turm/ Waisenhausmauer; Am Steintor; An der Magistrale; Bernburger Straße; Delitzscher Straße; Franckestraße; Große Steinstraße; Hansering; Heideallee; Herrenstraße; Kröllwitzer Straße; Ludwig-Wucherer-Straße; Mansfelder Straße; Merseburger Straße; Moritzzwinger; Paracelsusstraße; Paul-Suhr-Straße; Reilstraße; Rennbahnkreuz; Wörmlitzer Straße
››Eine detaillierte Übersicht über die geplanten Räumung gibt es im unter: buergerinfo.halle.de
„Stadtauswärts müssen die Radfahrer dann trotzdem wieder den Berg auf der Straße hochfahren und spüren den Druck der Autofahrer, die hinter ihnen sind“, sagt Volker Preibisch. Der Fahrrad-Lobbyist kritisiert zudem nicht nur die Auswahl der Radwege. Im Vertrag ist festgeschrieben, dass die HWS den Schnee nur bis zu einer Höhe von zehn Zentimetern räumen muss. Wenn noch mehr Schneeflocken vom Himmel rieseln, ist die HWS dann nicht mehr zuständig.
Mit so viel Schnee ist zumindest bis kommende Woche aber nicht in Halle zu rechnen. Laut Deutschem Wetterdienst in Leipzig könnte es am Samstagnachmittag und Sonntagabend einen ganz leichten Schneefall bei minus einem Grad geben. Danach sind dann schon wieder Plusgrade für Halle und Umgebung vorhergesagt. Nach den aktuellen Prognosen könnte es dieses Jahr mit einer weißen Weihnacht sehr knapp werden. (mz)