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Indi-Game "Tri" Indi-Game "Tri": Zwei Hallenser erhalten Deutschen Computerspielpreis

Von Romina Kempt 02.07.2015, 09:09
Jana Reinhardt und Friedrich Hanisch mit ihren zwei Computerspielfiguren „Mönch“ und „Fuchs“. Die beiden sind Anfang 30 und verdienen ihr Geld mit Computerspielen.
Jana Reinhardt und Friedrich Hanisch mit ihren zwei Computerspielfiguren „Mönch“ und „Fuchs“. Die beiden sind Anfang 30 und verdienen ihr Geld mit Computerspielen. dpa Lizenz

Halle (Saale) - Friedrich Hanisch klappt seinen Laptop auf. Sekunden später taucht er in seine eigene Fantasiewelt aus Füchsen, Dreiecken und einem Mönch ab. Fast zweieinhalb Jahre lang hat der heute 32-Jährige gemeinsam mit seiner Partnerin Jana Reinhardt an „Tri“ getüftelt. In dem Computerspiel geht es um einen verrückt gewordenen Fuchs, der per Mausklick und Tastatur gefunden werden muss. In diesem Jahr erhielten die beiden den Lohn für die Arbeit. Die Spielbranche hat dem Paar aus Halle den Deutschen Computerspielpreis für das vertrackte PC-Game verliehen. Damit sind sie die ersten Gewinner aus Sachsen-Anhalt.

Angefangen hatte alles bei einem sogenannten Game Jam. Bei diesen Events erstellen Entwickler, Grafiker oder Quereinsteiger innerhalb von 48 Stunden ein kleines Computerspiel. „Ich kam auf die Idee, den Spieler Dreiecke zaubern zu lassen“, erläutert Hanisch. Auf den geometrischen Figuren konnte der Spieler durch die 3D-Welt laufen und Höhen überwinden. Aus dem Prototyp wurde nach und nach ein ausgeklügeltes Spiel mit einfacher Bedienung, detaillierter Grafik und mehrsprachiger Anleitung. Der Weg dahin dauerte fast zweieinhalb Jahre.

Für „Tri“ wurde das Paar in der Kategorie „Bestes Jugendspiel“ ausgezeichnet. „Das Spiel ist ausgesprochen durchdacht gestaltet und beinhaltet zahlreiche, intelligent gemachte Puzzle“, urteilte die Jury. Hanisch und Reinhardt seien die ersten Spielentwickler aus Sachsen-Anhalt, die den wichtigsten Preis der deutschen Spieleindustrie einheimsten, erklärt der Sprecher der Spiele-Agentur Quinke Networks, Dennis Schoubye, in Hamburg.

Studium an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein

„Wir bringen uns viel selber bei“, sagt Jana Reinhardt. Die 30-Jährige arbeitete bereits im Studium an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle mit Hanisch zusammen. „Ich bin für die Grafik zuständig“, erklärt sie. „Vorher hatte ich damit nichts zu tun.“ 2011 gründeten beide ihre eigene kleine Firma namens „Rat King Entertainment“. Mittlerweile bearbeiten sie ihre Aufträge in einem Büro zu Hause. Auch für den Zoo Leipzig entwickelten sie bereits ein buntes Spiel, in dem Nashörner geschützt werden mussten.

„Es ist einfach geworden, Spiele zu entwickeln“, meint Hanisch. Die Kunst sei es, nicht in der Masse unterzugehen. Ihre Produkte nennen sich Indie-Games. Einzelpersonen oder kleine Entwicklerteams realisieren solche Spiele selbst, ohne Budget eines Publishers. Sie verkaufen die PC-Spiele dann über die Internetseite „Steam“. „Tri“ kostet dort um die 13 Euro. „Aber wir gewähren ständig einen Rabatt“, erzählt der 32-Jährige weiter. Der Markt sei hartumkämpft. Wer nicht mit Aktionen locke, verkaufe nichts. Zudem gebe es etliche kostenlose Konkurrenz-Angebote auf der Plattform.

„In der deutschen Games-Branche ist der Name ‚Rat King Entertainment‘ durch den Gewinn des Deutschen Computerspielpreises ein Begriff“, erklärt Schoubye. Indie-Spiele lebten von neuen kreativen Ideen, die für Spielestudios mit Hunderten von Mitarbeitern wirtschaftlich zu riskant seien. Alles müsse auf eine Karte gesetzt werden. „Entweder die Ideen zünden oder nicht“.

Reinhardt und Hanisch tüfteln derweil an einem neuen Indie-Game. „Es wird wieder ein First-Person-Spiel“, erläutert die 30-Jährige. Details wolle sie nicht verraten. Die 50 000 Euro Preisgeld des Computerspielpreis fließen in das Projekt. „Es muss in den ersten zehn Minuten krachen“, sagt ihr Freund. Danach wollen beide Pläne schmieden, ihre Firma zu vergrößern. (mz)