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Immobilienboom  Immobilienboom in Halle: Halles Mieten und Preise schießen nach oben

Von Silvia Zöller 12.06.2018, 05:00
Gilt als Halles Top-Immobilie: das sanierte Regierungspräsidium und der angrenzende Paulus-Wohnpark.
Gilt als Halles Top-Immobilie: das sanierte Regierungspräsidium und der angrenzende Paulus-Wohnpark. Johannes Stein

Halle (Saale) - Dirk Radde ist ein Immobilienmakler in Halle mit viel Erfahrung. Doch die aktuellen Preise, mit denen unter anderem Einfamilienhäuser gehandelt werden, erstaunen selbst ihn: „Topwerte für Einfamilienhäuser, die bei Verkäufen tatsächlich erzielt worden sind, liegen bei 580.000 bis 630.000 Euro.“

Raddes Erklärung für solche hochpreisigen Käufe: Die Erbengeneration, die hier in die Region gezogen ist, gibt Objekte ihrer Eltern in der Heimat auf und investiert. „Dabei sind 300.000 Euro Eigenkapital keine Seltenheit“, sagt Radde.

Hier ist die Miete in Halle am teuersten

Die Zahlen stammen aus einer aktuellen Erhebung des Immobilienverbandes Deutschland-Mitte-Ost (IVD), dessen Vorstandsmitglied Radde ist. 20 Experten sind in dem Verbund zusammengeschlossen, sie erheben regelmäßig Zahlen für einen Preisspiegel. Offiziell vorgestellt werden soll er im Spätsommer. Preissprünge sind danach in allen Bereichen zu verzeichnen. „Stand der Dinge ist, dass die Top-Mieten in Halle derzeit im ehemaligen Regierungspräsidium erzielt werden“, so Radde.

Der Höchstwert liegt jetzt bei 11,50 Euro. Allerdings: Das ist die absolute Spitze dessen, was erzielt werden kann. In Toplagen bezahle man aktuell zwischen 9,20 Euro und 10 Euro, so Radde.

Zu den besten Lagen in Halle zählen nach wie vor die innerstädtischen Quartiere, die gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sind: Mühlweg, Paulusviertel, aber auch die Emil-Abderhalden-Straße oder die Heinrich-und-Thomas-Mann-Straße. Vor allem ruhige Viertel seien bevorzugt.

Wie sieht die HWG die Entwicklung?

Auch Großvermieter wie die Hallesche Wohnungsgesellschaft (HWG)  ermieten in Ausnahmefällen -  bei bester Ausstattung und in Spitzenlagen wie Graseweg, Große Märkerstraße oder Pauluspark - inzwischen schon mal zu Spitzenkaltmieten zwischen zehn und zwölf Euro, sagt HWG-Sprecher Steffen Schier auf MZ-Nachfrage.

Doch generell  lägen die Kaltmieten guter Wohnungen auch weiterhin zwischen fünf und sechs Euro.    Halle, sagt Schier, sei  „noch bezahlbar“ und immer noch ein „Mietermarkt“ - mit Wohnungen in einem ausreichenden Maß.   

Große Wohnungen für Familien fehlen in Halle

Bei der Analyse des Wohnungsmarktes stellt Radde jedoch fest: „Es fehlen große Wohnungen.“ Fünf- oder Sechsraumwohnungen für Familien, sei es mit Kindern, sei es, weil sie sowohl ein Arbeits- als auch ein Gästezimmer haben möchten. Jedoch gebe es viel zu wenige Investoren, die auf solche großen Wohnungen setzen - der Mut dazu fehle offensichtlich.

Auch Grundstückspreise hätten einen großen Sprung gemacht, so Radde: Vor allem die für Baugrundstücke für Mehrfamilienhäuser - diese seien in sehr guten Lagen für 700 Euro pro Quadratmeter zu haben und auf diesen Preis von 450 Euro gestiegen - also um sagenhafte 55 Prozent. „Aber solche Baugrundstücke sind kaum noch da. Reserven gibt es meist nur in Form von Parkplatzbrachen“, so Radde.

Hohe Preise lassen Nachfrage im Saalekreis steigen

Wegen der hohen Preise in Halle sei nun auch der Saalekreis wieder attraktiver für Käufer geworden, vor allem in den Gemeinden, die in einem Umkreis von zehn Kilometern um Halle liegen. „Diese Nachfrage ist eine Erscheinung wie damals in den 1990er Jahren“, schätzt Radde die Lage ein.

Jedoch: Auch hier seien Preise von 300.000 Euro für ein Eigenheim keine Ausnahme. Vor allem eine gute Verkehrsanbindung spiele für die Käufer eine Rolle, und so prognostiziert Radde für Bennstedt und Langenbogen eine noch höhere Nachfrage an Immobilien, wenn die A143 gebaut ist.

Goldene Zeiten sieht der Makler auch für den Bürostandort Halle. Seitdem Halle ICE-Haltepunkt ist, gebe es mehr Nachfragen nach Gewerbeflächen. „Die Saalestadt ist dadurch in den Fokus von Investoren gerückt“, berichtet Radde. Die Planung der Stadt, am Riebeckplatz Bürokomplexe entstehen zu lassen, sei daher goldrichtig.

Denn: Durch den ICE-Anschluss sei es zum Beispiel auch für Fachkräfte attraktiv geworden, nach Halle - etwa auch als Pendler - zu wechseln. (mz)