Um die Wurst geht's Hündorfs Biofleischerei: Um die Wurst geht's: Warum hallescher Familienbetrieb schon früh auf Bio umstellte

Halle (Saale) - Er ist wohl der einzige Fleischer weit und breit, der eine E-Gitarre im hell erleuchteten Schaufenster ausgestellt hat - aus aktuellem und traurigem Anlass: Eddie Van Halen, einer der weltbesten Rockmusiker und Gitarristen, ist vor knapp zwei Wochen dem Krebs erlegen. Hubert Hündorf, selbst Musiker mit langjähriger Band- und dank des A-Cappella-Ensembles „Cantus firmus“ auch Chorerfahrung, erweist seinem Idol mit seiner Lieblingsgitarre die letzte Ehre.
Fleischerei in der Georgstraße geführt in dritter Generation
Doch das ist nicht die einzige Besonderheit, die Hubert Hündorf und sein Geschäft in der Georgstraße unweit des August-Bebel-Platzes auszeichnen: Hündorfs Laden ist, ebenfalls weit und breit, die einzige Biofleischerei in der Region. Und das seit fast 20 Jahren, lange, bevor der Run auf Bioprodukte einsetzte.
Gegründet hat das Fleischerfachgeschäft Großvater Willy im Oktober 1938, in den 1960er Jahren dann hat Huberts Vater, der ebenfalls den Namen Willy trug, das Geschäft weitergeführt. „Ich habe die Fleischerei 2003 übernommen“, so der heutige Inhaber, der in den Regalen seines Geschäfts neben erlesenen Kochwerkzeugen, hochwertigen Pfannen und Töpfen auch den handgemachten Senf seines Bruders Jörg stehen hat.
Schon früh auf Bio umgestellt: „Der Kunde weiß bei uns, wo das Fleisch herkommt"
Doch zurück zur Wurst, um die es Hündorf eigentlich geht (um Fleisch natürlich auch). Schon 2001, als das Geschäft noch in Vater Willys Händen lag, hatte sich Hündorf jun. dafür stark gemacht, Bio-Ware anzubieten. „Die Gründe liegen auf der Hand“, so der Fleischermeister, der seine Ausbildung im väterlichen Betrieb absolviert hat. „Der Kunde weiß bei uns, wo das Fleisch herkommt und wie die Tiere gehalten werden“, so Hündorf.
Rind beziehe er vom Biolandhof Lothar Oberländer in Osterode, Schwein komme aus dem Biopark Markt in Mecklenburg-Vorpommern, Geflügel aus Witzenhausen. „Mit den Anbietern pflegen wir seit Jahren eine gute Zusammenarbeit“, so der 54-Jährige. „Das Vertrauensverhältnis muss stimmen.“ Alle seien natürlich zertifizierte Höfe. Sogar Wild, das, sofern es freilebend geschossen wurde, nicht als Bioware gelte, gibt’s bei Hündorf in Bio-Qualität - von einem Züchter mit großem Wildgehege im Harz.
Wurst-Rezepturen seien ein gutgehütetes Familiengeheimnis
Selbst geschlachtet haben Hündorfs übrigens nie, sondern in den hinteren Räumen der Fleischerei Fleisch und Wurst in eigener Herstellung verarbeitet und geräuchert. Die Rezepturen seien ein gutgehütetes Familiengeheimnis, so der Chef. Beliebt bei den Kunden sei zum Beispiel Schlackwurst mit Fenchel. Oder Hündorfs Bratwürste.
Hähnchen gehe auch immer gut, so Susan Peizsch, die bei Hündorfs hinter der Theke steht. Aber der Knüller sei „Oma Elses Speck“. Den, auf einem frischen Stück Brot mit Schmalz, Zwiebel und Senf, dazu eine Tasse heißen Muckefuck (Malzkaffee), habe ihre Großmutter, Oma Else, gerade erst zum 100. Geburtstag genossen. (mz)
