Hochwasserschutz Hochwasserschutz in Halle: Warum am Gimritzer damm nach der Freigabe weiter gearbeitet wird

Halle (Saale) - Großer Bahnhof am Freitag mitten in der Pampa hinter dem Passendorfer Deich: Landesumweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) zerschneidet ein Band,um den mit 4,7 Millionen Euro sanierten Damm freizugeben. Ihr assistieren Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) und der Chef des Landesbetriebs für Hochwasserschutz, Burkhard Henning. Als Gäste: Landtagsabgeordnete, Stadtpolitiker, Baufirmen, Presse.
Dabei ist der 3,5 Kilometer lange Deich noch gar nicht fertig saniert: Eine Fernwärmeleitung, die derzeit den Damm noch kreuzt, soll noch unter das Bauwerk verlegt werden. Dafür muss der Deich noch je 20 beziehungsweise 50 Meter vor und hinter dem sogenannten „Schöpfwerk“ aufgerissen und danach wieder abgedichtet werden. Und auch am Angersdorfer Roßgraben wird noch ein Entlastungsgraben gebaut, der dort das Wasser im Hochwasserfall ableitet. „Wir rechnen mit einer Fertigstellung zum Jahresende 2019“, sagt Henning. Weitere 2, 5 Millionen Euro werden dafür investiert.
Deichkronenweg in Halle wohl erst ab 2020 tatsächlich für Radfahrer und Skater durchgängig nutzbar
Weil es eben nun noch weiter gebaut wird, ist der neue Deichkronenweg wohl erst ab 2020 tatsächlich für Radfahrer und Skater durchgängig nutzbar - ein Novum nach der Sanierung. Trotzdem gab es nur zufriedene Gesichter bei dem kleinen Festakt hinterm Deich. „Das ist ein guter Tag für Halle“, sagte Umweltministerin Dalbert, die ebenso wie das Landesamt für Hochwasserschutz und OB Wiegand auf einen baldigen Baustart auch am Gimritzer Damm hofft. „Das Genehmigungsverfahren ist auf dem Weg“, sagte sie.
Eine weitere gute Nachricht hatte die Ministerin im Gepäck: Weitere 1,6 Millionen Euro sollen in kleinere Hochwasserschutzmaßnahmen fließen; unter anderem in einem Programm „Mehr Raum für unsere Flüsse“, bei dem in Halle Polder bei Röpzig und an der Weißen Elster über 12.000 Hektar weitere Ausdehnflächen für den Hochwasserfall schaffen sollen. Bis 2020 soll das Programm verwirklicht werden.
Gimritzer Damm in Halle: „Trinkwasser - und Gasleitungen, die den Damm gekreuzt haben, sind verlegt worden“
Thomas Keller und Ramona Schuh vom Landesbetrieb berichteten indes von einigen Kuriositäten, die bei der Sanierung des maroden Passendorfer Damms zwischen Anfang 2016 und Ende 2017 aufgetaucht sind: So wurden innerhalb des 1930 aufgeschütteten Damm Leitungen gefunden, die zur Instabilität des Bauwerks beigetragen haben und zudem in keiner Karte eingezeichnet waren. Selbst Schächte wurden entdeckt. „Trinkwasser - und Gasleitungen, die den Damm gekreuzt haben, sind verlegt worden“, so Ramona Schuh. Mörtel für eine bis zu sechs Meter tiefe Dichtwand ist mit einer riesigen Schnecke in den Deichkörper eingebracht worden.
Wenn nun 2019 als eine der letzten Baumaßnahmen auch das Schöpfwerk von außen schick gemacht werden soll, kam für LHW-Chef Henning nur noch eine Frage auf: Wie kann man künftig Schmierereien verhindern, wie sie derzeit das Häuschen verunstalten? Da hatte der grüne Landtagsabgeordnete Wolfgang Aldag einen Tipp: Mal bei der Freiraumgalerie nachfragen.
Wie geht es weiter am Gimritzer Damm in Halle?
Am 6. September ist im Landesverwaltungsamt ein nicht-öffentlicher Termin für alle anberaumt, die im Planfeststellungsverfahren Bedenken und Anregungen für den Gimritzer Damm eingebracht haben. Hier werden noch einmal alle Einwände diskutiert, ebenso die Lösungsvorschläge des Landesamtes für Hochwasserschutz (LHW). Danach könnte, wenn alle Fragen gelöst sind, ein Bescheid erlassen und rechtskräftig werden - wenn es keine weiteren Einwände bei der öffentlichen Auslegung gibt. Das LHW hofft auf einen Baustart im kommenden Jahr.
In einem Notfallkonzept ist festgelegt, was passieren soll, wenn es vor Fertigstellung des Gimritzer Damms - der mit einer Schutzwand verstärkt werden soll - zu einer Flut kommen sollte: Innerhalb weniger Stunden wird der Damm mit Erde abgedichtet. Wie viele Lkw-Ladungen notwendig sind, ist bereits ermittelt. (mz)