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Fünf Jahre nach der Flut Hochwasser 2013 in Halle: Das "Haus im See" wieder okay

Von Detlef Färber 02.06.2018, 11:49
Antje Halter und Tilman Beyer in ihrem Keramikatelier: Hier stand vor fünf Jahren das Wasser zeitweise in Höhe der Türklinke: Die Schäden waren immens, sind aber wieder behoben.
Antje Halter und Tilman Beyer in ihrem Keramikatelier: Hier stand vor fünf Jahren das Wasser zeitweise in Höhe der Türklinke: Die Schäden waren immens, sind aber wieder behoben. Silvio Kison

Halle (Saale) - Ein stressiges Wochenende lag hinter ihm: Tilman Beyer war eben erst zurückgekommen von einem Töpfermarkt in Greifswald, als er an jenem 3. Juni 2013 sein Werkstattatelier betreten wollte - und zuvor noch einen Blick in die Runde warf, der ihn etwas beunruhigte.

Klar, die Mühlpforte war ja immer zuerst mit betroffen, wenn das Wasser an der Saale mal anstieg. Aber schon an diesem Montagvormittag drohte der Mühlgraben über die Brücke zu schwappen. Beyers Kollegin Antje Halter hatte schon begonnen, einiges, was in der Werkstatt bodennah stand und lagerte, nach oben zu schaffen. Übertriebene Vorsicht?

Hochwasser 2013 in Halle: Einstiges Mühlengebäude verwandelte sich in eine Art „Haus im See“

Beyer ging dann doch noch kurz nach Hause, aber es habe ihn dort nicht lange gehalten, erzählt er. Als er bald zurückkam, stand das Wasser schon an der Ladenstufe. Es begann eine Galgenfrist, in der noch manches in Sicherheit gebracht werden konnte - viel war es nicht. Ähnliche Probleme hatten alle Anlieger dieser vielleicht lauschigsten Ecke der halleschen Altstadt in der Senke zwischen den beiden Schlössern Moritzburg und Neue Residenz.

Nicht lange dauerte es, da schoss das Mühlgrabenwasser sogar über die Oberkante des Brückengeländers hinweg, und das einstige Mühlengebäude, in dessen Erdgeschoss Beyer und Halter arbeiten, verwandelte sich in eine Art „Haus im See“. Nachbarn von ihnen begannen sogar damit, einige Habseligkeiten mit einem eilends beschafften Lastkahn abzutransportieren und in Sicherheit zu bringen. Was nicht ungefährlich war, denn das Wasser stellte auch in der Keramikwerkstatt an der Mühlpforte und in angrenzenden Lagerräumen seine Kräfte munter unter Beweis und schob etwa sogar eine schwere Steinstele gleich mal ein paar Meter weg vom Fleck.

Hochwasser 2013 in Halle: Dammbau am Robert-Franz-Ring

Zudem spielten sich dramatische Szenen ringsum ab. Es begann der Dammbau am Robert-Franz-Ring - zu dem Zweck, diese wichtige städtische Verkehrsstraße wieder freizubekommen. Doch genau das, so erinnert sich Tilman Beyer, „hat uns den Rest gegeben“. Und den erhofften Nutzen habe die Aktion auch nicht gebracht. Kurzum: Die Nerven lagen blank! Doch an der Mühlpforte - wie vielerorts in Halles Flutgegenden - gab es auch jede Menge Hilfe.

Und Freunde der beiden Keramiker kamen und packten kurzerhand mit an - eine Erfahrung, die wohl mit dazu beitrug, dass beide dann am angestammten Standort weitermachten. Anderen freilich, so erinnert sich Tilman Beyer, habe das zweite Hochwasser nach dem kleineren 2010 „den Rest gegeben“: Deren Läden verschwanden.

Keramiker freut sich über großzügige Fluthilfe

Was auf jeden Fall geholfen habe, war aber die großzügige Fluthilfe: „Ohne die hätten wir vielleicht auch aufhören müssen“, blickt Beyer zurück auf eine Zeit, die dann ein Vierteljahr Arbeitsausfall mit sich brachte - wegen einer nötigen Komplettsanierung samt Ausbau und Trocknung des ganzen Dielenfußboden.

Die gute Entschädigung sei aber nur das eine gewesen, das andere die schnelle und unbürokratische Hilfe durch die Stadt, die in den Fluttagen (siehe die „Chronik“) zum Beispiel „alle Müllberge über Nacht“ hat wegräumen lassen, wie sich Tilman Beyer noch immer dankbar erinnert. Inzwischen ist in dem Haus im See längst wieder alles okay. Tilman Beyer hilft seiner Kollegin inzwischen nur noch gelegentlich - und drückt ihr fest die Daumen, dass sie von weiteren Fluten verschont bleiben möge. (mz)