Hochschulmedizin Hochschulmedizin: Schlechte Stimmung an der Uniklinik

Halle/MZ - Zwei Tage sind die Mitglieder des Wissenschaftsrates im Universitätsklinikum Halle, führen Gespräche mit Ärzten und Krankenhaus-Leitung, nehmen Abteilungen und Stationen unter die Lupe. „Vor-Ort-Begehung“ heißt das harmlose Wort für diesen Besuch, der über die Zukunft der Klinik entscheiden könnte. Vom Urteil des Wissenschaftsrates will Sachsen-Anhalts Wissenschaftsministerin Birgitta Wolff nämlich unter anderem abhängig machen, wie künftig die Finanzierung der beiden Unikliniken in Halle und Magdeburg aussieht. Das hallesche Krankenhaus hatte bei einer ähnlichen Prüfung 2005 nicht gut abgeschnitten. Der neuerliche Besuch des Wissenschaftsrates hat unter vielen Mitarbeitern deshalb Unruhe ausgelöst.
Bis Donnerstagabend wird die Visite der Experten dauern. Die gesamte Klinikleitung ist für zwei Tage für Stellungnahmen nicht zu erreichen. Und nur wenige Beschäftigte reden offen, zu viel steht auf dem Spiel. „Halle wird stiefmütterlich behandelt“, sagte ein Arzt der MZ. Seit Jahren würden Pfleger eingespart, Ärzte nur befristet eingestellt. Gute Mediziner könnten so nicht gehalten werden. „Die Unsicherheit ist groß.“
Unter Druck
Nach Ansicht von Personalratschef Hans-Ullrich Spannaus hat die Klinikleitung ihre Hausaufgaben seit der letzten Prüfung aber gemacht: Vor allem die Lehre sei verbessert worden. Dass Wolff nun die Uniklinik an der Saale öffentlich unter Druck setzt, „kommt ziemlich böse an bei den Mitarbeitern.“ Viele Ärzte und Mitarbeiter fühlen sich von der Landesregierung im Stich gelassen. Bereits jetzt fehle an vielen Stellen das Geld.
Das Uniklinikum ist mit 1 100 Betten das größte Krankenhaus der Stadt. Finanzielle Sorgen gibt es aber nicht erst seit Mittwoch. 2011 und 2012 hatte es ein Defizit in Millionenhöhe gegeben. Die Krankenversicherungen sehen die Ursachen für diese Probleme unter anderem darin, dass mehrere Häuser in Halle gleiche Leistungen anbieten. Insgesamt gibt es fünf große Krankenhäuser in der Stadt.
Am Donnerstag stößt Wolff zur Expertenrunde im Uniklinikum. Eine Ansage, wie es in Halle weitergeht, dürfte Wolff natürlich schuldig bleiben. Der Wissenschaftsrat will erst in einigen Wochen seinen Bericht vorlegen. Bis dahin bleibt die Stimmung angespannt in der Belegschaft. Personalratschef Spannaus gibt sich aber optimistisch. „Wir kriegen die Kurve.“