Hochhaus-Scheiben in Halle-Neustadt Hochhaus-Scheiben in Halle-Neustadt: Was Oberbürgermeister Bernd Wiegand zu den Plänen sagt

Halle (Saale) - Halles größtes städtebauliches Problem sind die vier leerstehenden Hochhaus-Riesen, die das Zentrum Neustadts zunehmend wie ein Slum erscheinen lassen. Keine der vier 18-Geschosser gehört der Kommune; oft schon mehrfach verkauft, ist nicht immer klar, was die privaten Eigentümer damit vorhaben.
Seit zwei Jahren wird in Halle nun schon diskutiert, eine „Scheibe“ zu einem Verwaltungsstandort für 450 Mitarbeiter zu machen. Doch geschehen ist bisher nichts. Wie weiter mit den Scheiben? Das hat MZ-Mitarbeiter Michael Falgowski Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) gefragt. Er hatte die Sanierung zum Verwaltungsstandort vorgeschlagen.
Der Stadtrat verlangt zu Recht ein Konzept für die künftige Struktur der Verwaltungsstandorte und eine Kalkulation der Kosten. Wann liegt das vor?
Wiegand: Wir sind in der letzten Abstimmung. Im Februar wird dem Stadtrat ein Grundsatzbeschluss vorgelegt. Dazu gehören auch Zahlen und Kalkulationen. Die zentrale Frage, die wir mit dem Grundsatzbeschluss klären wollen: Möchte der Stadtrat überhaupt, dass in einer Scheibe ein Verwaltungsstandort integriert wird? Wenn er sich dafür entscheidet, können wir weiter planen.
Was kostet es also, eine Scheibe zum Verwaltungsstandort zu machen?
Wiegand: Nach der aktuellen Untersuchung gehen wir von etwa 32 Millionen Euro aus. Also deutlich mehr, als früher geschätzt. Wir haben aber auch einen zweiten Standort für einen Verwaltungsstandort durchrechnen lassen, einen Neubau in der Schimmelstraße. Dort würden sich die Kosten auf 39 Millionen Euro belaufen. Der Wirtschaftlichkeitsvergleich fällt klar für eine Scheibe in Halle-Neustadt aus.
32 Millionen Euro für eine Scheibe! Wie soll sich das rechnen?
Wiegand: Nach unserer Auffassung ist diese Investition durch einen Investor gut angelegt. Die Stadt würde eine Scheibe für einen Verwaltungsstandort anmieten. Hinter allem steht die Frage nach der heutigen Struktur unserer Verwaltungsstandorte. Derzeit sind es 26, in der ganzen Stadt verteilt. Wir haben alle überprüft. Es gibt drei Standorte, in denen jeweils mehr als 100 Mitarbeiter untergebracht sind. Es gibt auch sieben, in denen es jeweils nur 20 bis 50 sind. Und es gibt einen großen Sanierungsstau. Es lohnt sich also, zu überlegen, wie wir künftig mit unseren Verwaltungsstandorten umgehen.
Die Rechnung ist relativ simpel: Die einzelnen Verwaltungsstandorte zu reduzieren, würde Kosten sparen, besonders die Zahl der kleinen, die unwirtschaftlich und für den Bürger nicht gut erreichbar sind. Dieses Geld könnten wir dann als Miete für einen Verwaltungsstandort in der Scheibe einsetzen. Wenn wir die Verwaltungskosten reduzieren, sind wir also in der Lage, eine Anmietung in einer sanierten Scheibe vorzunehmen. Es würde sich rechnen!
Wie hoch wäre denn die Miete, die die Stadt zahlen müsste?
Wiegand: Bis zu einer maximalen Netto-Kaltmiete von 9,90 Euro wäre die Sanierung bei einem Mietvertrag über 30 Jahre grundsätzlich wirtschaftlich. Der Preis kann aber auch tiefer liegen.
Welche der vier Scheiben favorisieren Sie als Verwaltungsgebäude?
Wiegand: Bewusst wollen wir uns in unserem Grundsatzbeschluss nicht auf eine Scheibe festlegen. Auch mit Blick auf die sehr unterschiedlichen Eigentumsfragen.
Keine einzige Scheibe gehört bisher der Kommune...
Wiegand: Wir gehen ja auch davon aus, dass wir für einen Zeitraum von 30 Jahren anmieten.
Aber wer eigentlich soll im Neustädter Zentrum investieren?
Wiegand: Es gibt viele Optionen. Es haben schon Investoren angefragt, die auch zum Teil mit Eigentümern in Gesprächen sind. Also, da ist eine Menge vorstellbar. Auch die GWG wäre möglich.
Was würde der Verwaltungsstandort für Neustadt bedeuten?
Wiegand: Er wäre mit Sicherheit eine Initialzündung für das gesamte Gebiet. Und würde Neustadt, besonders das Zentrum, aufwerten. Auch Scheiben als Wohnstandorte sind aus unserer Sicht denkbar. Deshalb bringen wir den Verwaltungsstandort genau an dieser Stelle in die Diskussion, ähnlich wie es uns jetzt mit dem Riebeckplatz gelungen ist. (mz)
