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Studio Halle Hier wird für Filme synchronisiert

In Corona-Zeiten laufen Filmprojekte in dem Unternehmen schleppend. Hochkonjunktur haben dagegen Codierung und deutsche Stimmen für Streifen.

12.04.2021, 15:30

Halle (Saale) - Was macht ein Filmstudio, wenn die Produktionen aufgrund der Pandemie nicht besonders gut laufen? Im Studio Halle werden seit über 20 Jahren Filme digitalisiert und bearbeitet. 8.000 Projekte, darunter unter anderem auch mehrere „Sisi“-Restaurierungen sind hier fertiggestellt worden. „Im Moment sind wir im Bereich Internet-Streaming überlastet“, sagt Studio-Chef Torsten Bönnhoff und erklärt: Rund 1000 Filme werden pro Woche, zum Teil automatisiert, für Streaming-Anbieter neu codiert und komprimiert. Dabei werden beispielsweise Untertitel oder Gehörlosenfassungen ausgewählt und kontrolliert, ob Ton und Bild synchron sind.

Hatte sich das Studio Halle für die Digitalisierung alter Filme, auch aus Defa-Produktion, einen Namen gemacht, so sind heute DVDs mit einer hohen Datenrate eher ein Abfallprodukt, sagt Bönnhoff. Für Kinos und Streaming-Anbieter müssen genau diese hohen Datenraten nun wieder herunter gerechnet werden.

Vorteil bei der Synchronisation

Ebenso gefragt sind deutsche Stimmen für Filme – besonders Kinderstimmen. „Es gibt hier in der Region viele Chöre, und singende Kinder haben einen großen Vorteil bei der Synchronisation“, sagt Bönnhoff. Das Studio Halle mit seiner „digim“-Postproduktionsfirma habe ein großes Netzwerk aufgebaut und Kontakte zu Chören in Halle, Leipzig und Sangerhausen. Und so wird beispielsweise die fünfte Staffel der ZDF-Zeichentrickserie „Jonalu“ nun erstmals von Kindern aus der Region synchronisiert. „Der Ton ist bereits abgenommen“, sagt Bönnhoff. Die Zeichnungen für den Film werden in Indien angefertigt, die digim baut dann den Film in Halle zusammen. Außerdem läuft ein weiteres Kinderprojekt: Ähnlich der bekannten Reihe „1000 Meisterwerke“ wird in Halle eine norwegische Reihe für Kinder synchronisiert, bei der in zehnminütigen Filmen Bilder kindgerecht erklärt werden. „Diese Serie soll dann ebenfalls im Fernsehen gezeigt werden, vielleicht auf Kika“, verrät Bönnhoff.

Das gut 50 Mitarbeiter zählende Unternehmen, zu dem auch die Monarda Filmproduktion gehört, arbeitet derzeit aber auch an einem Langzeitprojekt: einem Kinofilm über Helden der E-Gitarre. „Gedreht haben wir unter anderem schon mit dem Deep Purple-Gitarristen Steve Morse, Joe Bonamassa oder dem Scorpions-Gitarristen Uli Roth“, listet Bönnhoff auf. Der letzte Dreh war für ihn der spannendste: In dem Stuttgarter Gitarrenladen des heute 81-jährigen Hans R. Schweizer haben Deep Purple oder Jimi Hendrix eingekauft. Denn: Schweizer, der für die Gitarren der Beatles gesorgt hat, führte damals schon Gitarren amerikanischer Hersteller, die es eben sonst nur schwer zu bekommen gab. „So hat er heute zum Beispiel noch eine Original-Gitarre von Jimi Hendrix.“ Aufwendig in der Produktion sei unter anderem, Musikbeispiele für den Film herzustellen - die werden von Studiomusikern eingespielt. Grund dafür sei, dass in einigen Fällen die Rechte nicht geklärt seien und so nicht einfach der Originalsound übernommen werden kann, erklärt Bönnhoff.

„Wir haben Glück“

Auch wenn das Studio Halle im Vorjahr coronabedingt zwölf Mitarbeiter in die Kurzarbeit schicken musste, ist es aktuell nur einer. „Wir haben Glück, denn wir haben zum Teil jetzt mehr zu tun als vorher. Wir haben keinen Grund zum Jammern“, sagt der Geschäftsführer.

Dennoch werden unter dem Dach des Studio Halle demnächst auch weitere Firmen arbeiten. Denn auf den über 3.000 Quadratmetern Fläche am Waisenhausring seien rund 1.000 Quadratmeter bislang überhaupt nicht genutzt. „Wir bauen um“, sagt Bönnhoff. Unter anderem sollen ein Fahrstuhl montiert und Räume unter dem Dachstuhl ausgebaut werden. Diese Flächen werden dann künftig an weitere Unternehmen vermietet. (mz/Silvia Zöller)

Mehr Infos sind unter www.studiohalle.de zu finden.