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Heilig-Kreuz-Gemeinde Heilig-Kreuz-Gemeinde: Buntes Wunder in der Kirche

Von Peter Godazgar 03.12.2001, 19:00

Halle/MZ. - Die Meinungen hätten geteilter kaum sein können. "Schrecklich", riefen die einen, "wunderbar" die anderen. Tatsächlich muss erst einmal schlucken, wer die Heilig-Kreuz-Kirche betritt und nicht weiß, was ihn erwartet. Dort, wo sich gemeinhin in Gotteshäusern der Altar befindet, steht in der evangelischen Kirche in der Gütchenstraße ein knallbuntes Etwas - ein Tisch, klar, ein ziemlich großer sogar., aber ein Altar?

Auch Pfarrer Gerhard Packenius war im ersten Moment, gelinde gesagt, befremdet von dem violett-gelb-rot-blauen Entwurf, den ihm der Bildhauer Andreas Freyer aus Kaltenmark präsentierte. Doch je länger das kleine Pappmodell in Packenius'' Wohnung stand, umso

mehr freundete sich der Pfarrer mit ihm an. Mitglieder der Gemeinde hätten die Farbbrüche kritisiert, sagt Packenius, aber "das Leben ist doch auch voller Brüche". Das an diesem Tisch zu feiern, finde er faszinierend.

Sieben Künstler hatten ihre Ideen für einen neuen Altar eingereicht - "die Gemeinde fand meinen Entwurf zunächst völlig daneben, die Kunstkommission des Bistums fand ihn am besten", erinnert sich Andreas Freyer. Nach langen - und hitzigen - Diskussionen freundeten sich immer mehr Gemeindemitglieder mit dem mutigen Entwurf an. Drei Modelle kamen in die Endrunde, und in einer geheimen Abstimmung sprachen sich schließlich etwa 60 Prozent für Freyers Vorschlag aus. Zwar gebe es bei einigen noch "ein leichtes Grummeln", sagt Packenius - fern bleibe dem Gottesdienst deshalb aber niemand.

Freyer möchte nicht allzu viel Symbolik in die Farben legen. Er habe in erster Linie eine "heitere Note" in die oft "düstere Arme-Sünder-Welt" der Kirche bringen wollen, sagt er. Fest steht: Mit dem neuen Altar, der am Wochenende offiziell eingeweiht worden ist, hat die Heilig-Kreuz-Gemeinde eine Sehenswürdigkeit gewonnen.

Zu dem Altar, der in der Ur-Form des Tisches gestaltet ist, gehören noch ein Tabernakel (außen weiß, innen goldfarben) sowie der so genannte Ambo, also das Lesepult, von dem aus gepredigt wird. Letzteres ist in Schwarz, Weiß und in verschiedenen Graustufen gehalten und soll auf diese Weise das Wort repräsentieren. Im kommenden Jahr übrigens sollen die Wände der Kirche farblich gestaltet werden.