Hausbesuche Hausbesuche: Ärzte schalten neue Nummer
Halle/MZ. - Die zentrale Rettungsleitstellein Neustadt verliert einen Teil ihrer Zuständigkeit.Ab 15. Dezember sollen Einwohner von Halle,die den Hausbesuch eines Arztes wünschen,aber nicht in lebensbedrohlicher Lage sind,unter der neuen Rufnummer 681000 einen Arztanfordern. Entsprechende Hinweise hängen bereitsin vielen Praxen aus. Grund dafür seien wirtschaftlicheErwägungen der niedergelassenen Ärzte, sodie Kassenärztlichen Vereinigung (KV).
Die 681000 löst die bisherige Rufnummer8070100 ab. Das bedeutet: Die Anrufe derPatienten kommen nicht mehr bei der kommunalenLeitstelle in Neustadt an, sondern bei einerprivat geführten Leitstelle, der SMH. DieAbkürzung steht für Schnelle MedizinischeHilfe und war zu DDR-Zeiten gut bekannt. Eshandele sich aber nicht um einen Rettungsdienstfür lebensbedrohliche Fälle, erläutert SMH-ChefGuido Poethke. Wer in kürzester Zeit einenNotarzt benötige, müsse sich weiterhin andie Leitstelle wenden - Nummer 112.
Somit gibt es also künftig zwei Leitstellen- je nach Dringlichkeit. Führt die Neuregelungzum Durcheinander? Wolfgang Hans, Leiter desBrand- und Rettungsamtes bedauert es, dassdie Ärzte die Hausbesuche nun über eine neueRufnummer anfordern lassen. Er befürchte,dass den Patienten die Unterscheidung zwischenNotfall- und Hausbesuchsnummer nicht leichtfallen werde. "Wer einen Arzt braucht, istdoch im Stress."
Poethke sieht das Problem nicht. Egal unterwelcher Nummer ein Patient anrufe, die Mitarbeiterin den Leitstellen, seien so gut qualifiziert,dass sie zu erkennen wüssten, ob ein Notfallvorliege oder der übliche Hausbesuch des diensthabendenArztes ausreiche. Außerdem stünden die Leitstellenim ständigen Kontakt miteinander. Poehtke:"Sollte uns ein Notfall bekannt werden, gebenwir ihn sofort an die Rettungsleitstelle weiter."
Die Hausbesuch-Leitstelle soll angerufen werden,wenn die Praxen der 436 niedergelassenen Ärztein Halle geschlossen sind. Die Leitstelleinformiert dann einen der Dienst habendenÄrzte, holt ihn mit einem Fahrzeug ab undfährt ihn zum Patienten, so dass auch einSMH-Sanitäter mit dabei ist. Um das Systemzu finanzieren, zahlt jeder Arzt etwa 1000Mark pro Jahr in einen gemeinsamen Topf. Darauserhielt bisher die Stadt rund 150000 Mark,weil sie bisher die Anrufe der Patienten entgegennahm.
Den Ärzten war diese Summe zu hoch, so dasssie sich nach einem anderen Anbieter umgeschauthaben. "Dennoch waren wir immer zufriedenmit Arbeit der städtischen Leitstelle", sagtDr. Hubert Nießen, Vorsitzender des halleschenNotfallausschusses, die die Aufgabe der Leitstellean Poethkes SMH und dessen 30 Mitarbeiterübertragen hat. Während Amtsleiter Hans derfinanzielle Verlust für die Stadt ärgert,sieht Poethke darin einen normalen Vorgang.Schließlich organisiere seine Firma schonseit Jahren den Abholdienst für die Ärzte,nun würden die Patienten eben gleich dortanrufen, wo die Fahrzeuge stehen. Der Umwegüber die Rettungsleitstelle entfalle.