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Handball Union Halle-Neustadt Handball Union Halle-Neustadt: Nicht ohne meine Schwester

Von Enrico Werner 20.02.2015, 22:23
Jacqueline (Bild) und Stefanie Hummel sind die Leistungsträgerinnen bei Union Halle-Neustadt.
Jacqueline (Bild) und Stefanie Hummel sind die Leistungsträgerinnen bei Union Halle-Neustadt. Schulz Lizenz

Halle (Saale) - Das Lachen schallte durch die leere Umkleidekabine. „Vielleicht schaffen wir dieses Jahr noch den Aufstieg?“, ruft Stefanie Hummel in die Stille hinein. Natürlich hat sich die Kreisläuferin von Union Halle-Neustadt da ganz schön weit aus dem Fenster gelehnt, schließlich hat Union sechs Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz. Trotzdem ist die im Scherz formulierte Kampfansage ein Zeichen für gesteigertes Selbstbewusstsein, vor allem für die nächste Saison, wenn Union das Projekt erste Liga offensiv angehen will.

Doch nicht erst seit dem Sturz des Tabellenführers Dortmund letzten Samstag ist ein neues Selbstbewusstsein bei den Zweitliga-Handballerinnen aus Halle eingezogen. Der Verein wurde seit dem Dienstantritt des dänischen Trainers Jörgen Gluver im Sommer auf Angriff gedreht. Am Samstag haben die Wildcats beim Neckars-ulmer SU erneut die Möglichkeit, einem Spitzenteam ein Bein zu stellen.

Betreung wird professioneller

Und zwei Spielerinnen profitieren maßgeblich von der Entwicklung im Verein: Jacqueline und Stefanie Hummel. Die Zwillinge spielen das vierte Jahr in Halle, doch mit Gluver hat sich etwas Entscheidendes geändert. „Wir werden professioneller betreut“, erzählt Jacqueline Hummel, die mit 156 Treffern beste Torschützin der zweiten Liga und Königspersonalie bei Union ist.

Statt vier absolvieren die Union-Frauen bis zu acht Einheiten pro Woche. „Vorher haben wir immer das Gleiche gemacht, jetzt haben wir einen individuellen Kraftplan und individuelles Techniktraining. So etwas gab es vorher nicht“, meint Stefanie. Das heißt aber auch: Zweimal die Woche um 5 Uhr aufstehen. Denn die 23-Jährigen teilen sich eine WG in Leipzig und pendeln täglich zum Training in die Saalestadt. Und zwei Einheiten finden eben morgens um sieben Uhr statt. Stemmwürfe oder Eins gegen Eins-Positionen werden da verstärkt trainiert. „Da muss man ein bisschen bekloppt sein dafür“, sagt Stefanie Hummel lachend. „Dafür sind da die Straßen leer.“

Danach geht es nach Leipzig zurück. Jacqueline arbeitet dort als Physiotherapeutin, Stefanie ist Immobilienkauffrau. Beide haben einen 30-Stunden-Vertrag mit ihren Arbeitgebern ausgehandelt. Und nach der Arbeit gibt es das Abendtraining in Halle. Doch die Blondinen binden sich gern den Stress an die Backe. Viel Zeit verbringen sie auch mit individuellen Videoanalysen.

Mehrere Angebote aus der ersten Liga

Die neue Rundumbetreuung war auch der Knackpunkt für die Vertragsverlängerung in der letzten Woche. „Die Aussicht auf die erste Liga war entscheidend“, bestätigt Jacqueline. Und klar ist auch: Gäbe es diese Aussicht nicht, „wären wir gegangen“, so Jacqueline. An Möglichkeiten, den Verein zu wechseln, hat es schließlich nicht gemangelt. „Wir hatten mehrere Angebote aus der ersten Liga“, sagt Jacqueline. Doch so einfach wollten sie es sich nicht machen. „Für uns ist es eine Herzenssache und innere Motivation, mit der eigenen Mannschaft aufzusteigen.“

Dass die beiden nur zusammen spielen wollen, stellte sich auch erneut als Trumpf für Union in den Verhandlungen heraus. Eine Rückraumspielerin und eine Kreisläuferin braucht nicht jeder Verein. „Es gab getrennte Angebote“, bestätigt Jacqueline. „Aber wir haben nie auch nur ansatzweise darüber nachgedacht, in verschiedenen Vereinen zu spielen. Wir haben unsere Karrieren zusammen angefangen und werden sie zusammen beenden. Und das haben mittlerweile auch alle anderen Vereine verstanden.“ (mz)

Jacqueline und Stefanie Hummel sind die Leistungsträgerinnen bei Union Halle-Neustadt.
Jacqueline und Stefanie Hummel sind die Leistungsträgerinnen bei Union Halle-Neustadt.
Schulz Lizenz