Handball Handball: Der Roubinkova-Schock
Halle (Saale)/MZ. - Am Ende war Simona Roubinkova die Aufregung zu viel. Sie hatte auf der Auswechselbank gesessen, von außen das Zweiliga-Spitzenspiel ihrer Teamkameradinnen beim SV Garßen-Celle verfolgt. Schweißnasse Hände hatte sie, ihr Blutdruck raste. Und sie selbst staunte - und teilte das auch ihrem Trainer Arne Kühr mit: "Ich kann nicht verstehen, wie ihr Trainer diesen Druck über 60 Minuten aushalten könnt. Dieses Gefühl der Ohnmacht, da sitzen zu müssen und nichts tun zu können, das würde mich umbringen."
Man darf also getrost annehmen, dass der Ausflug nach Celle im Nachhinein keine allzu gute Idee war für die tschechische Spielführerin der Wildcats. Stress und hochgradige Aufregung sind zwei Dinge, die sich Roubinkova derzeit eigentlich gar nicht leisten kann. Die 34-Jährige war körperlich völlig platt aus dem Feiertags-Urlaub gekommen, obwohl sie wegen einer Virusinfektion Antibiotika genommen hatte. Die Mannschaftsärzte der Wildcats gingen der Sache auf den Grund. Sie stellten schlechte Blutwerte und Anzeichen für Herzrhythmusstörungen fest. Und sie erteilten Roubinkova Spiel- und Trainingsverbot.
Es war ein herber Rückschlag für Roubinkova, ein erneuter Rückschlag. Wegen andauernder Knieprobleme hatte sie schon in der ersten Halbserie kürzer treten müssen. Trotzdem befolgte sie die Anweisung. Genauso wie der Trainer. Und der hat auch einen guten Grund dafür. "Die Entscheidung der Ärzte akzeptiere ich ohne Wenn und Aber. Wir haben mit Debby Aubrecht schließlich ein warnendes Beispiel im eigenen Verein", sagt Trainer Kühr.
Die Abwehrspezialistin hatte im letzten Oktober ihre aktive Handball-Karriere abrupt beenden müssen, weil sich Herzrhythmusstörungen zu einer chronischen Herzmuskelentzündung entwickelt hatten. Einer Krankheit, die lebensbedrohlich werden kann. "Ich will nie erleben, dass mir eine Spielerin wegen Herzbeschwerden auf dem Parkett umkippt", sagt Kühr.
Und Simona Roubinkova scheint vernünftig, auch wenn sie diese Verurteilung zur Untätigkeit fast verrückt macht. "Ein paar leichte Übungen im Kraftraum kann ich absolvieren. Ansonsten gehe ich spazieren, wenn es das Wetter erlaubt oder schaue beim Training zu", erzählt sie. "Zum Glück wohnt sie auf einem Flur mit ihrer Teamkollegin Zofia Fialekova. Da fällt ihr die Decke nicht völlig auf den Kopf", sagt Kühr.
Auch wenn er die Erfahrung seiner Spielführerin auf dem Parkett schmerzlich vermisst, wird Kühr ihr alle Zeit zur Genesung geben. "Sie soll die Sache vollkommen auskurieren. Jetzt hat sie zudem Zeit für ein paar zusätzliche Besuche in der Physiotherapie, um sich auch noch wegen ihrer Knieprobleme behandeln zu lassen."
Kühr hat im Fall Roubinkova auch schon die Zeit nach dem Handball im Auge, schließlich wird die Tschechin im Mai 35 Jahre alt. "Simonas Vertrag läuft im Sommer aus. In diesem Alter denken Leistungssportlerinnen auch an Karriere-Ende und Familienplanung. Da müssen wir wahrlich nicht mehr überziehen und einen bleibenden gesundheitlichen Schaden riskieren", sagt Kühr. Daran denkt Simona Roubinkova aber jetzt nicht. Sie will nur "schnell gesund werden und der Mannschaft helfen". Doch Kühr tritt auf die Bremse. "Sie hat in diesem Jahr noch nicht trainiert. Drei Wochen Rückstand holt niemand in drei Tagen auf."