Handball Handball: Das Ende des Aufstiegstraums von HC Einheit Halle

Halle (Saale)/MZ - Die Bedeutung dieses Moments war spürbar, die Spannung geradezu greifbar. Die Einheit-Anhänger unter den über 1 000 Zuschauern pfiffen nur noch. Ohrenbetäubender Krach begleitete Denny Friedl. Es war die vorletzte Spielminute des Oberliga-Derbys zwischen dem HC Einheit und der HG Köthen, als der Spielmacher der Gäste zum Hauptdarsteller dieses Showdowns wurde. Des Showdowns einer ganzen Saison.
24:24 stand es zwischen dem Tabellenzweiten und -ersten. Siebenmeter für Köthen. Ein Wurf, der womöglich über den Aufstieg in die dritte Handball-Liga entscheiden würde. Friedl schnappte sich den Ball, schritt zur Linie. Einmal kurz verzögert. Wurf. Tor. Und binnen Sekundenbruchteilen herrschte Stille. Als sei das kochende Bildungszentrum verwandelt in einen Gefrierschrank. Kein Pfeifkonzert mehr, keine Trommeln.
Der Siebenmeter war tatsächlich die Vorentscheidung zum 26:25-Erfolg der Köthener am Samstag beim HC Einheit. Und es war mehr als ein Sieg im Derby der beiden Erzrivalen. Es war wohl die Entscheidung im Aufstiegskampf. Köthen hat nun drei Punkte Vorsprung bei noch zwei ausstehenden Spielen.
„Wir haben eine Riesen-Saison gespielt“
„Die Meisterschaft ist entschieden, aber wir haben eine Riesen-Saison gespielt“, sagte Einheit-Trainer Martin Ostermann. „Vorher hatte niemand mit uns gerechnet.“ Und Kreisspieler Chris Thiele meinte: „Ich wäre gern in die dritte Liga aufgestiegen, aber nächste Saison geht es wieder von vorne los, dann wollen wir wieder oben mitspielen.“
Der HC Einheit verabschiedet sich vom Drittliga-Traum, das zeigte sich auch am Ende der 60 Minuten. Ungläubig blickten die Hallenser auf die Anzeigetafel, die Hände auf die Knie gestützt. Wie erstarrt wirkten die Spieler ob des knappen Ausgangs. Ganz so, als könnten sie nicht fassen, welche einmalige Chance sie liegen gelassen hatten.
Es dauerte einige Zeit, bis die Enttäuschung wieder Raum ließ für Stolz. „Ich kann uns keinen Vorwurf machen“, sagte Einheit-Spieler Tobias Suchanke. „Wir haben alle gekämpft, ich kann nur den Hut vor der Mannschaft ziehen.“
In der Tat mussten die Köthener für den Sieg hart kämpfen. Über die gesamte Spielzeit entwickelte sich eine Partie, in der sich keine Mannschaft wirklich entscheidend absetzen konnte. „Wir haben vor allem in der ersten Halbzeit eine gute Abwehrleistung gezeigt“, analysierte HCE-Trainer Ostermann.
Beim 10:7 hatte sein Team die höchste Führung, zur Halbzeit stand es 10:9. Dass die Hallenser bis zum Schluss im Spiel blieben, war vor allem das Verdienst von Pierre Sogalla. Der Rückraumspieler erzielte elf Tore und kompensierte den krankheitsbedingten Ausfall von Topwerfer Maximilian Haase. Auch die Manndeckung der Köthener an der Mittellinie in der zweiten Halbzeit konnte ihn nicht stoppen.
Doch die besondere Konstellation dieses Derbys im Aufstiegskampf wollte es, dass sich Sogalla über seine Leistung später kaum freuen konnte. „Das war okay“, sagte er lapidar. Doch er ahnte: „Wir hätten das Spiel gewinnen können, uns hat am Ende einfach die Kraft gefehlt.“
Während die Hallenser enttäuscht in die Kabine schlichen, ließen sich die Köthener noch lange nach dem Spiel von ihren Fans feiern. Immer wieder schallte es „Auswärtssieg“ von den Rängen. Und es überraschte nicht, dass Köthens Trainer Bodo Kreutzmann nach dem Spiel strahlte. „Ich bin natürlich sehr glücklich.“ Nur auf den möglichen Aufstieg angesprochen blieb er noch zurückhaltend: „Die Chance ist günstig.“