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Hallescher FC Hallescher FC: Torwart Kleinheider beißt sich fest

Von Karl Ebert 04.10.2013, 19:03
Pierre Kleinheider (gelb) musste als HFC-Stammtorwart nur selten hinter sich greifen wie hier im Spiel gegen Tabellenführer Heidenheim.
Pierre Kleinheider (gelb) musste als HFC-Stammtorwart nur selten hinter sich greifen wie hier im Spiel gegen Tabellenführer Heidenheim. Schulz Lizenz

Halle/MZ - Pierre Kleinheider war am Freitagmorgen erst noch einmal schnell bei der Bank. Ein bisschen Geld zusätzlich mitnehmen auf die Fahrt zum Auswärtsspiel am Sonnabend bei der Reserve von Borussia Dortmund. Der Torwart des Halleschen FC hat seinen Mitspielern nämlich versprochen, spätestens auf der Rückfahrt eine Runde zu schmeißen. Schließlich schafft man es nicht jede Woche in die „Elf des Tages“ der Fußball-Fachzeitschrift Kicker.

Kleinheider hat das geschafft. In der Partie gegen den Chemnitzer FC. „Wenn ich bedenke, dass es auch Marcel Franke in diese Elf geschafft hat und Toni Lindenhahn und Robert Schick für ihre Roten Karten löhnen müssen, dann reicht das glattweg für einen Mannschaftsabend“, sagt Kleinheider augenzwinkernd.

Mit Ehefrau und Tochter

Kleinheider ist derzeit obenauf. Denn dem 23-Jährigen ist durchaus Ungewöhnliches geglückt. Er hat sich vom Ersatz-Torwart zur Nummer eins hochgedient. Am vierten Spieltag musste er erstmals für den verletzten Dominik Kisiel das Tor des Fußball-Drittligisten hüten. Und seitdem hat er sich dort festgesetzt. Er behauptete den Platz auch, seitdem der Pole, auf den sich Trainer Sven Köhler vor Saisonbeginn eigentlich als Nummer eins festgelegt hatte, wieder fit war. Und Kleinheider verrät: „Der Trainer hat mir bereits nach wenigen Spielen gesagt, dass ich vorerst seine Nummer eins bin. Das hat mir einen richtigen Schub gegeben.“

Um das zu verstehen, muss man wissen, woher Pierre Kleinheider kommt. Vor seinem Wechsel hatte er beim FSV Frankfurt ein völlig verkorkstes Jahr, in dem er keinen einzigen Einsatz hatte. Nun hat er endlich das Gefühl, wieder gebraucht zu werden. Und das trägt dazu bei, dass er sich wohlfühlt und seine Leistung zu hundert Prozent bringen kann.

„Ich genieße derzeit, dass es so gut läuft. Ich rede auch mit meiner Familie oft darüber. Das hebt ganz einfach die Stimmung“, sagt Kleinheider. Seine Frau Elisa und die zwei Jahre alte Tochter Amelie sind bei jedem Heimspiel die größten Fans des Familien-Oberhauptes.

Die sportlichen Fakten begründen, warum Köhler an Kleinheider im Tor festhält. Während Dominik Kisiel in den ersten drei Spielen sechs Treffer kassierte, musste Kleinheider die gleiche Anzahl in acht Begegnungen hinnehmen. Hinzu kommt die Sicherheit und Souveränität, die der Schlussmann ausstrahl. Plötzlich fanden die Innenverteidiger Marcel Franke und Kristian Kojola von Spiel zu Spiel besser zueinander.

Kleinheider ist ein sehr ehrgeiziger Sportler, der seine Leistung aber recht gut einzuschätzen vermag. „Ich merke schon, wenn es im Training einmal nicht läuft. Ich bin da sehr selbstkritisch. Das nehme ich dann auch mal mit nach Hause, in die Wohnung nach Lieskau.“ Wo seine Frau wartet und ihn wieder auf den Boden holt. „Sie sagt dann meistens, dass ich es nicht übertreiben soll“, erzählt Kleinheider. „Sie holt mich aus einem Tief genauso heraus, wie aus einer zu großen Höhe herunter.“

Ein Jahr - auf eigenen Wunsch

Pierre Kleinheider hat beim HFC nur einen Jahresvertrag unterschrieben. „Weil ich das nach meinen schlechten Erfahrungen in Frankfurt selbst so wollte“, sagt er. Umso ungewöhnlicher ist es, dass er mit der kompletten Familie umgezogen ist. Die zwei freien Tage nach dem Spiel gegen Chemnitz hatte er nun noch genutzt, um die restlichen Sachen aus der Frankfurter Wohnung zu holen. Bisher hat er jedenfalls den Eindruck, dass sich dieser Umzug rentieren wird. „Ich habe derzeit das Gefühl, dass das beim HFC etwas werden kann“, sagt Kleinheider. „Trotzdem möchte ich jetzt noch nicht über die Saison hinausschauen, sondern erst einmal eine richtig gute Serie spielen.“

Dass das ganze Team mit dem Sieg gegen Elversberg offensichtlich den Schalter umgelegt hat, hilft auch dem Torhüter. „Wir haben in der Folge richtig guten Fußball geboten. Beispielsweise auch gegen Spitzenreiter Heidenheim, als die Leistung gestimmt hat, aber das Ergebnis nicht.“ Eine Analyse, die auch ein bisschen träumen lässt: „Wenn wir diesen Schwung ausnutzen, dann sind bis zur Winterpause noch viele Punkte möglich“, sagt der Torwart. Und er stellt auch gleich klar, dass er bis dahin jeden Tag mit vollstem Einsatz darum kämpfen wird, die Nummer eins zu bleiben, „um die Erfolgserlebnisse genießen zu können“.