1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Hallescher FC: Hallescher FC: Finke fällt für die ganze Saison aus

Hallescher FC Hallescher FC: Finke fällt für die ganze Saison aus

Von CHRISTOPH KARPE 28.10.2010, 20:10

Halle (Saale)/MZ. - Es ist früher Nachmittag. Im Fernsehen läuft gerade "Eine schrecklich nette Familie." Der schräge Schuhverkäufer Al Bundy lümmelt auf seinem Lieblingsplatz, dem Sofa. Vor dem TV-Gerät im Zimmer der Fußballer-Wohngemeinschaft in Halles Süden sitzt Steve Finke - ebenfalls auf einer Couch. Doch den derben Männerwitzen, die ihm da aus der Glotze entgegenschlagen, kann der 22-Jährige gerade wenig Lustiges abgewinnen. "Ist doch nur irgendein Schnulli", sagt er - und schaut trotzdem weiter.

Was soll er auch sonst tun? Sein kaputtes linkes Knie zwingt ihn in die Polster. Er hat es hochgelegt. Seit zwei Stunden weiß der HFC-Spieler mit Sicherheit, was er am Vorabend bereits geahnt hat. Das vordere Kreuzband ist glatt durchgerissen, die Saison gelaufen.

"Schon auf dem Platz wusste ich eigentlich sofort: Da ist irgendwas im Knie richtig kaputt", sagt Finke in Erinnerung an die vierte Minute des Pokalspiels gegen den MSV Duisburg (0:3). Da hatte er das Dribbling von Gegenspieler Olcay

Sahan mit seinem langen Bein gestoppt. Doch das Foul kam ihn selbst teuer zu stehen. Auf einer Trage schleppten Sanitäter Steve Finke aus der Leipziger Arena und Thomas Bartels, Orthopäde und der Mannschaftsarzt des Halleschen FC, tippte bereits auf Kreuzbandriss. Die Untersuchung bestätigte den Diagnose-Schnellschuss. "Ich war zunächst noch einmal in der Praxis vom Doc, dann ging es in die Niemeyer-Straße zum MRT." Die Bilder aus der Röhre, in der solch eine Magnet-Resonanz-Tomographie erfolgt, gaben traurige Gewissheit.

Die Erkenntnis, auf Monate zum Zuschauen verdammt zu sein, schmerzt Steve Finke mehr als die Verletzung. "Es ist auszuhalten, aber wenn ich auftrete, dann zieht's doch", sagt er. Sein Blick fällt auf das dick geschwollene Knie. Aber wie geht es nun weiter? "Ich fahre jetzt erst einmal nach Hause", sagt er. Also nach Wurzen, östlich von Leipzig. Dort soll das geschwollene Gelenk wieder auf Normalumfang schrumpfen. "In drei bis vier Wochen werde ich operiert", erzählt Finke. Danach folgen Reha und Aufbautraining. Seinen Job als Abräumer vor der HFC-Abwehr kann er, Stand Donnerstag, erst zu Beginn der kommenden Saison wieder ausüben. "Es wird hart, sich wieder ranzukämpfen. Doch was soll ich tun? Verletzungen gehören leider zum Fußball." Die Worte verraten: Er trägt sein Schicksal mit Fassung.

In der Chefetage wird zugleich der "schmerzhafte Verlust", wie Manager Ralph Kühne den Ausfall des "absoluten Stammspielers" nennt, beklagt. "Er hat uns gegen Duisburg mit seinen Zerstörer-Qualitäten gefehlt, und wird auch in den künftigen Spielen vermisst." Aber obwohl Finkes Vertrag am Saisonende ausläuft, mag er dem Verletzten derzeit keine Garantie auf eine Verlängerung geben: "Darüber zu reden, ist noch zu früh. Steve muss sich erst einmal auf seine Gesundheit konzentrieren. Alles andere besprechen wir später in Ruhe."

Einen Ersatzmann will der HFC nicht verpflichten. Das kann er auch gar nicht. "Fast alle Einnahmen aus dem Pokal werden aufgebraucht. Wenn wir am 24. November in Leipzig das Spiel gegen Magdeburg ausrichten, verschlingen die Sicherheitsmaßnahmen einen Großteil der TV-Gelder. Hätten wir nur die Zuschauer-Einnahmen gehabt, wäre der Pokal ein Verlustgeschäft gewesen", sagt Kühne.

Er lenkt lieber die Konzentration auf den Alltag. "Die Mannschaft war nach dem Aus gegen Duisburg total enttäuscht. Jetzt müssen wir sie für das Punktspiel am Sonntag bei der Zweiten des Hamburger SV wieder auf Vordermann bringen. Dort zu bestehen, wird schwer genug", sagt der Manager.

Steve Finke wird am Sonntag wieder vor dem Fernseher sitzen, sich dann aber Bilder vom Auftritt seiner Kollegen anschauen. Diesmal mit großem Interesse. Schließlich läuft dann kein Al-Bundy-"Schnulli". Nur das Bein liegt auch dann weiterhin hoch.