Hallenser beim DWD Hallenser beim Deutschen Wetterdienst: Mit Vorhersagen hält er sich in der Freizeit zurück

Halle (Saale) - Gleich regnet es in Magdeburg. Oder schneit es? Schwer zu sagen. Auf jeden Fall fällt etwas aus den Wolken. Florian Engelmann starrt auf den gelb-weißen Brei auf seinem Bildschirm. Er ist seit sieben Jahren Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Leipzig. „Das sind Satellitenbilder der Wolkenoberfläche“, sagt er.
Mit denen und mit Daten von zig Messstationen kann der Hallenser das Wetter vorhersagen. „Wenn man in die Zukunft gucken will, braucht man immer die Betrachtung der Lage, wie sie gerade ist“, erklärt der 29-Jährige. Er beschreibt damit auch den Großteil seines Jobs: gucken, wie das Wetter ist. Monitoring nennt man das.
Hochkomplexe Wanderung auf dem Grat zwischen Jetzt und Gleich
Was banal klingt, ist eine hochkomplexe Wanderung auf dem Grat zwischen Jetzt und Gleich. Alles ist immer in Bewegung, tausende kleine Einflüsse bewirken etwas Großes. „Man sagt, wenn im Regenwald ein Schmetterling mit den Flügeln schlägt, kann er am anderen Ende der Welt einen Tornado auslösen. Da ist viel Wahres dran“, sagt der Hallenser. Engelmann muss aus den Daten wie Luftdruck, Temperatur, Infrarotbildern und Wolkenstruktur möglichst genau herauslesen, was wohl eintreten wird.
Weil nicht immer alle Daten zu jedem Phänomen zusammenpassen, gibt es Unsicherheiten. Punktgenaue Vorhersagen seien sowieso nicht möglich, denn dafür bräuchte man an jedem Ort der Erde und in der Atmosphäre Messstationen. „Mittlerweile wissen die meisten Kunden das auch und verstehen, warum wir nicht zwei Wochen im Voraus Angaben machen.“
Vorhersagen für Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen
Pro Schicht ist der Hallenser allein für die Vorhersagen für Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen verantwortlich. Zwar hat der DWD im Osten von Leipzig 60 Mitarbeiter, aber nur wenige beackern die allgemeine Wetterlage. Wenn Schnee fällt oder Glatteis droht, schreibt Engelmann Warnungen, nebenher beantwortet er Anfragen von Veranstaltern und Medien. „Wenn das Belantis zum Beispiel eine große Veranstaltung plant, fragen die vorher, wie das Wetter wird“, so der Meteorologe.
Bei Unwetter schieben die Meteorologen Ex-traschichten, dann sind sie in ständigem Kontakt mit Rettungskräften und geben Rückmeldung, wann und wo der Orkan oder der Regenguss besonders heftig zuschlägt. Ansonsten gehört es zum Beruf, die Vorhersagen für die nächsten Tage alle paar Stunden auf den neusten Stand zu bringen. Höchstens drei Tage im Voraus lasse sich das Wetter relativ genau bestimmen.
„Wenn es dumm läuft, sind die nächsten Stunden schon ungewiss“
„Wenn es dumm läuft, sind die nächsten Stunden schon ungewiss, weil die Datenlage uneindeutig ist“, sagt der Meteorologe. „Klar ärgert man sich, wenn man morgens aufsteht und sieht, dass es regnet obwohl man Sonne angesagt hat“, so der Hallenser.
Privat spricht der Hallenser ungern übers Wetter, „einfach weil die meisten Menschen zum Thema Wetter nur Floskeln sagen. Wenn mir jemand was vom Jahrhundertwintererzählt, denke ich mir: wo habt ihr sowas denn her?“, sagt er. Mit Vorhersagen hält er sich in der Freizeit ebenfalls zurück. „Ich werde oft gefragt, wie das Wetter wird, aber ich versuche, Prognosen zu vermeiden. Im Zweifel sind die Leute nämlich mit mir sauer, wenn ich mildes Wetter ansage und es dann auf deren Radtour doch kurz genieselt hat.“
Weiße Weihnacht? „Es sieht nach Tauwetter und Schneematsch aus“
Sätze wie „pack Gummistiefel ein“ oder „die Regenjacke kannst du zuhause lassen“ spart er sich komplett. „Privat oder im Job sage ich nie, welche Entscheidung die Leute treffen sollen, ob eine Veranstaltung abgeblasen werden sollte oder nicht. Ich sage, was ich vom Wetter weiß, den Rest muss jeder selbst entscheiden.“
Wenn er außerhalb der Wetterzentrale in Leipzig schon übers Wetter redet, dann lieber fachlich. Mit anderen „Freaks“, wie er sagt. Er meint Leute, die eine echte Obsession für Sonne, Wind und Regen haben. Engelmann hat sogar privat im Garten seines Vaters und Opas zwei Wetterstationen, deren Daten er vergleicht. Für Weihnachten haben er und seine Kollegen eine „vage Prognose“ zusammengestellt. Nur deshalb, weil so viele Leute danach fragen. Also? Weiße Weihnacht? -„Es sieht nach Tauwetter und Schneematsch aus“. (mz)