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Spuren des Bergbaus Halle: Tiefes Loch in der Gartenanlage "Am Galgenberg I"

Von Silvio Kison 14.11.2016, 08:30
Jörg Hildbrecht am Loch
Jörg Hildbrecht am Loch Silvio Kison

Halle (Saale) - Unter dem Kleingärtner Jörg Hilbrecht hat sich wortwörtlich die Erde aufgetan. Als der 58-Jährige jetzt in seinem Garten in der Anlage „Am Galgenberg I“ nach dem Rechten schauen wollte, gaben plötzlich die Gehwegplatten unter ihm nach. Geistesgegenwärtig hielt er sich fest - prellte sich dabei die Rippen und verletzte sich an Beinen und Händen.

Erst als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte, sah er, welcher Katastrophe er gerade entkommen war. Kurz vor seiner Gartenlaube tat sich ein knapp drei Meter tiefes Loch auf. Die Gehwegplatten waren in einem schwarzen Nichts verschwunden, in einer fast vier Meter breiten Höhle gefüllt mit Grundwasser, die beinahe hätte sein Grab werden können.

Drei Meter tiefes Loch am Galgenberg: Experten vom Landesamt für Geologie und Bergwesen vor Ort

„So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt Hilbrecht. Er blickt immer noch fassungslos auf das Loch vor seiner Tür. „Ich hatte Glück. Wäre ich hineingefallen, hätte niemand meine Rufe gehört“, sagt er. Denn im November ist die Anlage wie ausgestorben. Hilbrecht aber hatte Glück. Er rief nach dem Unglück die Feuerwehr, wurde noch vor Ort von Sanitätern versorgt. Später kam das Umweltamt und auch Experten vom Landesamt für Geologie und Bergwesen seien vor Ort gewesen, um sich das Ausmaß der Katastrophe anzuschauen. „Die haben alles abgesperrt“, sagt er.

Gefahr in Verzug, hieß es. „Um 1870 wurde hier in der Umgebung Bergbau betrieben“, erklärt Hilbrecht, dessen Familie den Kleingarten seit 1958 bewirtschaftet. „Das war wohl ein alter Stollen oder so etwas ähnliches, der zusammengebrochen ist“, glaubt der Kleingärtner. Etwas Vergleichbares sei aber seines Wissens in der Anlage noch nie geschehen. „So etwas habe ich in all den Jahren noch nicht erlebt“, sagt er.

Geholfen wird Hilbrecht nun aber sehr schnell. Bereits am Montag soll eine Firma die Grube zuschütten und den Garten wieder begehbar machen. „Ich freue mich sehr über die Mitarbeiter der Bergbaubehörde, die mir so schnell geholfen haben“, sagt er. Auch ein Mitarbeiter der ausführenden Firma sei schon da gewesen.

Verfüllen des Loches in Gartenanlage in Halle geplant

Bis das Loch gefüllt ist, muss sich Hilbrecht gedulden. In seine Laube kommt er derzeit nämlich nicht. „Ein mulmiges Gefühl hat man jetzt schon, wenn man in den Garten geht“, sagt er. Das so etwas noch einmal passieren wird, glaubt er aber nicht. Und auch die Kosten für das Verfüllen des Loches wird er wohl nicht selber tragen müssen. Das werde, so Hilbrecht, von der Bergbaubehörde übernommen.

Was Hilbrecht passiert ist, ist eine Gefahr, die unter vielen Teilen der Stadt schlummert. Denn unter Halle liegen alte Bergbaugänge, schächte und Abbaukammern. So waren beispielsweise unter anderem die Frohe Zukunft, Nietleben und das Paulusviertel Zentren des unterirdischen Braunkohleabbaus. In Dölau und nahe Reichardtsgarten wurde Steinkohle gefördert. Die Hoch-Zeit lag im 19. Jahrhundert. Bereits vor einigen Jahren hatte sich auf dem Bolzplatz der Dürer-Schule im Paulusviertel ein zwei Meter tiefes Loch aufgetan.

(mz)

Das tiefe Loch im Gartenweg.
Das tiefe Loch im Gartenweg.
Kison